Profession Lehrkraft (5): Amoklauf – Was tun wir?

Zusammenfassung und Gliederung

Nach dem ersten Schock sind Eltern, Lehrer/innen und Erzieher/innen aufgefordert, einen eigenen Standpunkt zu entwickeln. Gespräche in den Gruppen über deren Eindrücke und Bewältigungsversuche sind dringend notwendig.
Die reflexartige Suche nach Schuldigen führt oft in Sackgassen.
Wie kann Schule menschlicher gestaltet und Schüler/innen und Lehrkräfte entlastet werden?

Zur Professionalität von Lehrkräften zähle ich wesentlich

  • persönliche Kompetenz (persönliche Bewusstheit, Selbstreflexivität, Lernbereitschaft, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit und Glaubwürdigkeit)
  • ausgewiesene Fachkompetenz für die unterrichteten Fächer
  • pädagogische Kompetenz (Zielgerichtetheit des pädagogischen Verhaltens auf dem Hintergrund eines eigenen pädagogischen Konzeptes)

Schock und Angst

Einen Tag nach einem blutigen Amoklauf eines bisher nicht auffälligen Schülers sind viele schockiert. Andere haben Angst, weil die Tat nach bisherigem Informationsstand nicht angekündigt war und daher auch nicht voraussehbar war. Da stellen sich viele die Frage: Kann so eine Tat auch an unserer Schule geschehen?

Material zur ersten Bearbeitung für sich selbst und im Unterricht

Julia Born von rpi-virtuell.net hat eine Zusammenfassung von Pressemeldungen und hilfreichen Links zur Arbeit zum Thema zusammen gestellt.

In dieser Linksammlung wird auch auf die Meinung des Kriminalpsychologen Jens Hoffmann von der TU Darmstadt verwiesen, der in einem Interview des Deutschlandradios vom 11. März 2009 Krisenteams an jeder Schule fordert und behauptet, das Gefährdungspotential einschätzen zu können.

Mir ist wichtig, auf die Notwendigkeit kollegialer Gespräche, Selbstversicherungen und die Entwicklung gemeinsamer Positionen im Kollegium hinzuweisen.

Auf jeden Fall erscheint mir dringend notwendig, dass in Schulklassen und Oberstufen-Kursen über die Fragen von Umgang mit Frustration, Enttäuschung und gar der Wahrnehmung, dass eine Klassenkameradin oder ein Klassenkamerade an die Grenzen gekommen ist und alleine nicht mehr weiter weiß, gesprochen wird. – Oft ist dies schon ein erster, wichtiger Schritt: Zu bemerken, dass man mit seinem Gefühl von Ärger und Wut nicht alleine steht. Und – wenn es gut geht – auch noch, dass andere – auch Lehrkräfte – dafür Verständnis aufbringen können.
Als Religions-Lehrer habe ich hier Möglichkeiten und Frei-Räume, die ich gerne für gewalt-präventive Unterrichts-Inhalte nutze.

Schule scheint für manche Jugendliche schrecklich zu sein.

Diese Tat macht meines Erachtens deutlich, dass unsere Schulen für manche Schüler/innen als schrecklich, beschämend, unterdrückerisch und unfair erlebt wird.

Ich fand dazu ein Youtube-Video von Swiss. In einem Rap wird versucht, das Erleben eines Amokläufers darzustellen:


direkt zu Youtube

Für mich stellen sich viele Fragen.

Manche stelle ich mir immer wieder.
Zu manchen Fragen habe ich Antwort-Ideen:

  1. Wie können Lehrerinnen und Lehrer ihren Kontakt mit Schülerinnen und Schülern so gestalten, dass möglichst wenig Kränkungen, Erniedrigungen, Abwertungen oder Stigmatisierungen dabei geschehen?
    Erste Ideen:
    > offen und nach Leistungsstand und Lern-Tempo differenziert unterrichten
    > in arbeitsfähigen Gruppen (bis maximal 25 Personen)
    > methodisch vielgestaltig
    > und mit möglichst hohen Freiheitsgraden
  2. Welche Wege können wir für die Bearbeitung solcher Erfahrungen erfinden, so dass Druck abgebaut werden kann und es nicht zu einem finalen Druck-Abbau in einem Amoklauf kommen muss? –
    Erste Ideen:
    > Ausbau der Beratungsmöglichkeiten in und um die Schule
    > und Ergänzung der Schulteams um sozialpädagogische und psychologische Fachpersonen: – Allerdings kostet Personal Geld. Dafür müssen sich politische Entscheidungsträger entscheiden. Diese können von mündigen Wählerinnen und Wählern darauf angesprochen und dafür motiviert werden. – ehrlicherweise muss man aber dazu sagen: Dann kann dieses Geld nicht an anderer Stelle für andere Zwecke eingesetzt werden.
  3. Wie können wir Schule gestalten, dass Schüler/innen darin Erfolgserlebnisse und nicht Frust erfahren?
    Erste Ideen:
    Erste Ansätze siehe Frage 1 und weitere Ansätze und Sammlungen bewährter Praktiken gibt es tatsächlich in reformpädagogischen Netzwerken, z. B. dem Archiv der Zukunft.
  4. Wie können Belastungssituationen von Lehrkräften so bearbeitet werden, so dass die den Unterricht gestaltenden Personen selbst in einer nicht aggressiven sondern wertschätzenden Grundstimmung handeln können?
    Erste Ideen:
    > Kollegiale Fallbesprechungsgruppen oder
    > Gruppen-Supervision für Lehrerinnen und Lehrer
  5. Wann werden die für die Schulverwaltungen Verantwortlichen wahrnehmen, dass Schulen oft am Rande der Überlastung oder tatsächlich überlastet den Umgang mit Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht mehr menschlich und produktiv leisten können?
    Stichwort dazu:
    > Die Klassenteiler sind aktuell zu hoch und werden erst zu spät gesenkt.
    > Die Deputat-Belastung ist zu hoch, wenn Lehrerinnen und Lehrer tatsächlich eine Lern- und Arbeitsbeziehung mit ihren Schülerinnen und Schülern aufbauen und pflegen sollen. (weiter: Kleiner Eindruck in den Alltag des engagierten Lehrers, Kai Winkler.)
    > Die Räume in den Schulen sind oft zu klein, schlecht ausgestattet und oft sind es zu wenig für sinnvollen und erfolgreichen Unterricht
    Erste Ideen:

    Das sind politische Fragen zur Verteilung von Geldern und entsprechenden Prioritätensetzungen! – Selbst bin ich an dieser Stelle eher resignativ bis sarkastisch: Ich stelle fest, dass in Sonntagsreden viel Unterstützung versprochen und im politischen Alltagsgeschäft wenig davon umgesetzt wird. Die Lehrkräfte können kaum mehr Druck erzeugen, da sind noch andere Personengruppen gefragt! – Ich rette mich in den kabarettistischen Blick.
  6. Wie werden Lehrer/innen, Schulleitungen und auch die Eltern in ihren Erziehungs- und Bildungsaufgaben unterstützt?
    Erste Ideen:
    Auch dies kostet voraussehbar Geld. Weiterführende Überlegungen gibt es natürlich auch zu dieser Frage, z.B. in Heft 3/2009 der Zeitschrift Pädagogik zu „Unterstützungssysteme“.
  7. Die Wahrnehmung der Kinder und Jugendlichen wird durch den Umgang mit modernen Medien grundsätzlich verändert und dies wird im Alltag der Familien und Schulen bislang zu oft noch ignoriert.
    Auf jeden Fall wird diese noch nicht produktiv aufgearbeitet. Und ich meine da nicht nur Gewaltspiele. -Die meine ich aber natürlich auch! – So haben Psychologen inzwischen gut erforscht, wie gewalthaltige Computer-Spiele die Tendenz zu Gewaltanwendungen fördern.Auch durch die Dauerpräsenz eines Themas werden möglicherweise der eine oder die andere zu unbedachten Taten eingeladen. Sogenannte „Nachahmungstäter“ oder „Trittbrettfahrer/innen“ drohen mit Gewalttaten und ängstigen ganze Schulen. Zum Beispiel: Amok-Lauf-Drohung an der Richard-Fehrenbach- und der Walther-Rathenau-Gewerbeschule in Freiburg. Dass die daraufhin veranlassten Einsätze viel Geld kosten und bei Feststellung der Täterschaft auch von diesen Personen bezahlt werden müssen, bedenken sie wahrscheinlich nicht.
    Erste Ideen:
    > Grundsätzlich bitte ich Erziehende über den Nutzungs-Umfang und die Nacharbeit von Medien-Nutzungen mit den ihnen anvertrauten Kindern und Jugendlichen nachzudenken.
    >“Elektronische Baby-Sitter“ erweisen sich möglicherweise kurzfristig als entlastend. Langfristig haben sie sicher fatale Folgen – für die Einzelperson und für das soziale Klima.
    > Alle für Schule Verantwortlichen werden sich mit dem rasanten Wandel auseinander zu setzen haben: Wir sollten nach neue Antworten auf die neuen Herausforderungen suchen. Die Such-Bewegung um die Video-Präsentation „shift happens“ von Karl Fisch kann dazu einen Anstoß gebe. (Eine deutschsprachige, etwas ältere Version findet Sie auch schon auf Youtube.) – Eine vermutlich neuere englische Version vom Herbst 2008 gibt es auch noch.
    > Eltern von getöteten Schüler/innen planen, eine kirchliche Stiftung «Stiftung gegen Gewalt an Schulen». Durch die Arbeit der Stiftung sollen Schulen in Deutschland sicherer werden, sagte Hardy Schober,
    Vorsitzender des «Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden». Kurzfristige Ziele seien die Veränderung des Waffengesetzes sowie das Verbot von sogenannten Killer-Spielen.

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Dieser Beitrag gehört zur Reihe “Profession Lehrkraft”:

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zuletzt überarbeitet am 21. März 2013 / 9:35 Uhr zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

Profession Supervision (3): Was ist alltägliche Hypnose?

Zimmermanns These: Hypnotische Phänomene sind alltäglich!

Der klinische Hypnose-Ausbilder, Hans-Peter Zimmermann, erzählt in einem 40-minütigen Podcast (HPZs-Power-Podcast Nr. 59), wesentliche Grundfragen über Hypnose.

Oft werden diese nach Meinung des Hypnose-Fachmanns unbewusst, sicher oft aber auch bewusst eingesetzt. – Wie bei vielen anderen wirkungsvollen Instrumenten kommt es wesentlich darauf an, mit welcher Absicht und welcher Haltung sie eingesetzt werden.
Die vielgestaltig möglichen alltäglichen Suggestionen aufzudecken ist das Ziel seines kostenlosen E-Books „Hypnose im Alltag“. Ich habe den Text mit Gewinn gelesen und viele bekannte Muster wieder erkannt.
Diesen Text und vieles andere Anregende finden Sie auf der Website von Herrn Zimmermann, die ich empfehlen kann:

  • sehr anregend
  • pfiffig und – auch medial – vielfältig
  • unterhaltsam und humorvoll
  • und freigiebig

Welchen Bezug gibt es zum Beratungsformat „Supervision“?

Aus meiner Praxis als Supervisor kenne ich vielfältige Formen von suggestiven Einflüssen auf meine Klientinnen und Klienten. Häufig stelle ich auch hoch wirksame Selbst-Suggestionen fest. – Manche Problem-Beschreibungen sind zum Beispiel so gut eingeübt und darum so hartnäckig, dass es schwer fällt, andere Blickweisen darauf zu wagen.

Wie können Sie selbst bemerken, dass jemand oder Sie selbst mit hypnotischen Vorgängen konfrontiert ist oder war?

Solche Beeinflussungen können aufgedeckt und in ihrer Wirkung (im Sinne der Klienten) umgestaltet werden!

Für einen angstfreien und unbefangenen Umgang mit hypnotischen Phänomenen im Alltag

Hans-Peter Zimmermanns Definition von hypnotischen Phänomenen, von Suggestionen ist weit gefasst und folglich kann er auch mit guten Gründen annehmen, dass viele solcher Beeinflussungen im Alltag stattfinden.

Schon seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit hypnotischen Phänomenen und Trance-Zuständen.
Das bedeutet nicht, dass ich mir einbilde, nicht selbst auch immer wieder in solche Beeinflussungen verstickt zu werden.

Im Laufe der Zeit habe ich den Mut entwickelt,

  • mit solchen hypnotischen Phänomenen zu rechnen
  • mich ihnen zu widersetzen, wenn ich sie erkenne
  • sie bewusst und wohl überlegt einzusetzen.

Ich bin gespannt, was Sie davon halten!

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Artikel-Reihe zur „Profession der Supervision“.

Diese Reihe wird in loser Folge fortgeführt.

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Zuletzt bearbeitet: 4.09.2012 / 14:28 Uhr                           zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

Profession Supervision (2): Forschung über systemische Team-Aufstellungen

Von meinem vielseitig interessierten Web-Berater; Gunnar Thörmer, erhielt ich den Hinweis auf dieses Video über die Erforschung von systemischem Aufstellen, hier genauer: systemischen Team-Aufstellungen.
Die private Universität Witten/Herdecke erforschte im Rahmen einer Dissertation Beziehungsgeflechte in Familienunternehmen (Wie stehen wir zueinander? …)
Die Begleitung durch Prof. Dr. Fritz B. Simon bürgt für Seriosität.

Auch die anfängliche Skepsis gegenüber der Behauptung, dass es so etwas wie eine „Raum-Sprache“ gibt, wird im Film-Ausschnitt benannt.

Hier nun wird von der Forschung zu dieser Raumsprache berichtet. Reale Beratungsfälle werden in zwei Versuchsreihen mit unterschiedlichen Personen sehr aufwendig bearbeitet und anschließend die Übereinstimmungen untersucht.

Das zentrale Forschungsanliegen wird von Peter Schlötter so formuliert:
Gibt es eine allgemeingültige, nicht verbale Sprache von Stellungen von Personen im Raum zueinander, die Menschen tendenziell verstehen?

Vertraute Sprache und ihre Entdeckung

direkt zum MySpace-Video von Peter Schlötter

Die Ergebnisse dieser Forschung sind überzeugend eindeutig:

  1. Ja es gibt eine von vielen Menschen intuitiv verstandene „Sprache“, mit deren Hilfe Stellungen im Raum als Aussage über Beziehungen verstanden und gedeutet werden können.
  2. Es gibt hohe Übereinstimmungen im Auffinden von „Lösungs-Stellungen“.

Damit wird die Wirkung der Arbeit mit systemischen Aufstellungen wissenschaftlich erwiesen. – Auch zuerst skeptische Versuchspersonen zeigen sich beeindruckt und bescheinigen dem Forschungsansatz größtmögliche Objektivität.

Inzwischen sind die Forschungsergebnisse auch publiziert (Vertraute Sprache und ihre Entdeckung: Systemaufstellung sind kein Zufallsprodukt – der empirische Nachweis) und rezensiert.

Dieser Artikel gehört zur Reihe „Profession Supervision“.

Diese Reihe wird in loser Folge fortgeführt.

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Zuletzt bearbeitet: 15.11.2009 / 07:24 Uhr zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

Profession Supervision (1): Der Nutzen der Professionalisierung

„Beratung“ ist ein viel zu gerne verwendeter Begriff.

Alltäglich „beraten“ wir uns gegenseitig.
Jeder weiß Rat oder hat wenigstens eine klug gemeinte Frage, die den Weg zur Lösung nahe legen soll.

Fast in allen Branchen wird aus dem altbekannten Verkäufer oder der Verkäuferin in neuer Sprachregelung ein „Berater“ oder eine „Beraterin“.

Zweifellos enthalten gute Verkaufsgespräche auch beratende Anteile – oder sie sind keine gute Kundengespräche. – Aber ist es darum sinnvoll, diese Leute gleich „Beratende“ zu nennen?

„Professionelle Beratung“ ist sinnvoll!

  • Tatsächlich sind viele Menschen immer wieder ratlos.
  • Besonders in beruflichen Zusammenhängen, die zunehmend als unüberschaubar und belastend erlebt werden und für viele auch bedroht erscheinen, fehlen Orientierung und Wegweisung.
  • Angesichts ständiger Wandlungs- und Angleichungsprozessen gibt es einen erhöhten Bedarf an Beratung und Begleitung von Veränderungsprozessen, Weiterqualifizierung und – im weitesten Sinne – Lernprozessen von Einzelpersonen, Teams und ganzen Unternehmen.

Konkrete Herausforderungen für Beratungen

  1. Wo die Verständigung zwischen Kolleginnen und Kollegen oder auch zwischen Leitungen und Mitarbeiter/innen schwierig geworden sind, kann Supervision oder Coaching hilfreich sein und die Kultur der Verständigung in einem Unternehmen fördern.
  2. Wenn Beschäftigte unter Überforderung leiden und die Krankheitsrate dies widerspiegelt und als zu hoch bewertet wird, kann Supervision und Coaching mit Betroffenen und Leitungskräften Wege zu Entlastungen eröffnen.
  3. Klassisch war Supervision schon lange im sozialen Bereich eingeführt und hat sich als Fall-, Team- und Leitungs-Supervision bewährt, damit Sozial- und Pflege-Berufe dauerhaft qualifiziert arbeiten konnten.
  4. Häufiger kommen Fragestellungen hinzu, die mit dem hohen Tempo von Veränderungen, Innovationen und dem globalisierten Marktdruck zu tun haben: Wie kann ein Team oder auch ein Unternehmen die Fähigkeit zu kreativen Lösungen, verbesserter Zusammenarbeit und Ressourcen schonendem Handeln erlernen? Oft ist dies eine Überlebensfrage für Abteilungen  oder auch ganze Unternehmen.
  5. Schließlich sind Fragen der persönlichen Entwicklung und Weiterqualifizierung in einer mediatisierten Arbeitswelt Themen, die in einer Supervision oder einem Coaching bearbeitet werden können.

Nachhaltigere Herausforderungen für Supervision:

  • Berufstätige entlasten
  • chaotische Eindrücke ordnen und einordnen
  • professionelle Qualität sichern und – bei Bedarf -entwickeln
  • Erfolge sichern oder in zukünftige Erfolge investieren
  • Viel zu selten werden Supervisionen auch zur Qualitäts-Entwicklung eingesetzt: Dann kann nicht mehr nur an Defiziten und Problemlagen sondern auch an Erfolgen, Zielen und Möglichkeiten und deren Weiterentwicklung und Sicherung gearbeitet werden. –
    Langfristig scheint mir dies eher ein Erfolgsrezept!
  • Wenn ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin eine neue Aufgabe übernimmt, ist zu wünschen, dass man die neue Fachkraft einlernt. Oft haben die Anstellungsträger dafür aber zu wenig personelle Kapazitäten oder finden diese Einarbeitung nicht notwendig.
    Besonders bei leitenden Funktionen wird eine gründliche Einarbeitung leider oft unterlassen.
    In jedem Falle finde ich ein „Sparen an der Einarbeitung“ eine krasse Fehlentscheidung. – Hier kann dann  eine Supervision oder ein Coaching sinnvolle Unterstützung bieten.

Angesichts diese erste Auflistung von Anlässen und Möglichkeiten für Beratungsbedarf wird niemand ernsthaft bestreiten, dass hier gut ausgebildete und erfahrene Fachkräfte benötigt werden. – Gut ausgebildete und kollegial vernetzte Supervisor/innen haben sich in Fachverbänden (z.B. BSO und DGSv) zusammen geschlossen, um die Qualität Ihrer Arbeit zu sichern und zu dokumentieren und die eigene Profession weiter zu entwickeln.

Weiterführende Links

Dieser Artikel ist der Beginn einer neuen Reihe zur „Profession der Supervision“.

Diese Reihe wird in loser Folge fortgeführt.

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Zuletzt bearbeitet: 19.04.2013           zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

selbstmotiviert lernen (1): eigene Ziele, Meilen- und Stolpersteine festhalten

Mit diesem Beitrag eröffne ich eine neue thematische Reihe zu einem meiner Lieblings-Themen, der Gestaltung von effektiven Lernprozessen.

In lockerer Folge werde ich immer wieder darauf zurückkommen und weiter schreiben.

Was früher „Lerntagebuch“ hieß, wird heute „Portfolio“ genannt.

Früher hätte man ein „Lerntagebuch“ angefertigt, in dem die Ausgangslage, die Ziele, Kriterien für die Zufriedenheit mit dem erreichten und – bei ganz gewitzten Auftraggebern – auch noch die Stolpersteine und die Belohnung am Ende, wenn das Ziel erreicht wurde, notiert wurde.

Heute wird eine solche Sammlung von Reflexionen „Portfolio“ genannt.
Manchmal wird unter diesem Begriff auch nicht nur die gebündelte Reflexion sondern auch die Sammlung der Ergebnisse selbst verstanden.

Eine Form, die auch die für Jugendliche spannenden neuen Medien einbeziehen, sind Blogs mit beiden Aspekten: Ergebnissen und Reflexionen zu einem Unterrichtsprojekt, dazu noch öffentlich zugänglich, also „echt“ und wichtig.
Eine sehr kundige Einführung und Sammlung von Erfahrungen und Praxisbeispielen zum Lernen mit „neuen Medien“ findet sich bei Lisa Rosa in Ihrem Blog „shift – Weblog zu Schule und Gesellschaft.

Wer die eigenen Ziele kennt, kann sie auch anstreben.

Der erste Schritt, ist ein Ziel zu haben: Irgend etwas möchte ich lernen, herausfinden oder üben.
Wenn ich mir dann noch die Mühe mache, dieses Ziel auch schriftlich fest zu halten, bemerke ich, ob ich mir darüber im Klaren bin, mir selbst sicher bin oder doch noch etwas undeutlich blieb und noch geklärt werden sollte.

Wer sich der eigenen Fallen bewusst ist, kann diese eher vermeiden.

Wer kennt das nicht? Ich habe mir etwas vorgenommen, fange an und lande dann doch (wie schon so oft) bei einer ganz anderer Tätigkeit. Vielleicht ist dies der Hinweis auf einen oft begangenen Umweg, sozusagen eine ständige Einladung an mich selbst, nicht die Hauptsache sondern eine viel lieber geübte Nebensache zu tun.
Wer Arbeitsblätter erstellen soll, kennt vielleicht die Verlockungen moderner Textverarbeitungsprogramme, das Aussehen des Textes mit den vielfältigen Möglichkeiten „zu optimieren“ – ein oft begangener Umweg.

Wer Hilfen kennt, kann sich unterstützen lassen.

Auch die Möglichkeiten der Unterstützung für die Erreichung des Ziels zu beachten und zu nutzen, ist sinnvoll und kann das Ziel erreichbarer werden lassen.

Es motiviert zusätzlich, wenn ich mir für das Ziel eine Belohnung überlegt habe.

Gerade lohnende, also oft schwierige Ziele bedürfen einer großen Kraftanstrengung und meistens auch eines Durchhaltewillens. Um diese Kraft und Disziplin auch wirklich aufzuwenden, kann ich mich mit einer selbst ausgelobten Belohnung zusätzlich motivieren.

Selbst habe ich gute Erfahrungen mit der Übung „Vertrag mit mir selbst“.

Folgende – oder ähnliche Fragen – beantworte ich für mich selbst schriftlich:

  1. Was möchte ich (bis wann) erreichen?
    (Woran werde ich bemerken, dass ich dieses Ziel erreicht habe?)
  2. Was werde ich für dieses Ziel (bis wann jeweils) tun?
  3. Mit welchen drei ersten Schritten beginne ich (bis wann jeweils)?
  4. Was könnte ich tun, um nicht erfolgreich zu sein?
  5. Wer oder was könnte mich (wie) in meinem Ziel unterstützen?
  6. In welchen Zeiträumen werde ich wieder über diese Ziele und wie weit ich gekommen bin nachdenken?
    (Diese Termine werden in meine Terminplanung übertragen.)
  7. Wie werde ich mich selbst für meinen Erfolg belohnen?
    (Wie werde ich mit wem mein erfolgreich erreichtes Ziel feiern?)

Diese Übung kann sowohl am Anfang des Unterrichtsjahres, einer Unterrichtseinheit oder eines Themas in der Beratung stehen. Sehr empfehlenswert ist es, sich schriftlich fest zu legen. Wesentlich sind auch die (mit sich selbst) vereinbarten Überprüfungs-Termine. – Entschiedenheit ist gefragt.

Dieser Beitrag gehört zur Reihe „selbstmotiviert lernen“:

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Zuletzt überarbeitet am 7. 07. 2017 zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

Profession Lehrkraft (3): Impulse zur Selbstreflexion von Lehrkräften

Zur Professionalität von Lehrkräften zähle ich wesentlich

  • persönliche Kompetenz (persönliche Bewusstheit, Selbstreflexivität, Lernbereitschaft, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit und Glaubwürdigkeit)
  • ausgewiesene Fachkompetenz für die unterrichteten Fächer
  • pädagogische Kompetenz (Zielgerichtetheit des pädagogischen Verhaltens auf dem Hintergrund eines eigenen pädagogischen Konzeptes)

Wie haben Lehrkräfte ihre eigenen Schul-Erfahrungen in Erinnerung?

Um diese zu erreichen, ist es meiner Erfahrung nach sinnvoll, sich die eigene schulische Erfahrung und die Einstellung zur Schule und zur Bildung bewusst zu machen. Denn, wenn ich über meine eigene Schüler-Zeit nachgedacht habe, kann ich vielleicht besser nachvollziehen, warum ich bestimmte Schüler-Typen nicht leicht erreiche: Sie haben vielleicht eine völlig andere Erlebniswelt und gehen von einer ganz anderen Einstellung aus auf die Unterrichts-Situation und die -Inhalte zu.
Daraus kann dann auch eine Gabe zur Selbstbeobachtung entwickelt werden. Diese Selbstreflexivität ist wesentlich, um sich gezielt eine eigene Unterrichtshaltung und einen eigenen Stil anzueignen. Diese Übung, über dich selbst nachzudenken und dabei das Nach-Fühlen nicht zu vergessen, kann vielfältige Rückfälle in Lehr-Lern-Muster aus der eigenen Schulzeit vermeiden helfen.

Eine kleine kabarettistische Anregung kann der Musiklehrer Hans Klaffl bieten

Er ist sehr nachdenklich darüber,
wie aus ganz normalen Menschen Lehrer werden können.

direkt zu youtube

Unter Stress fallen viele Menschen in früher gelernte Muster zurück.

Nach meinen Beobachtungen an mir selbst und anderen neigen Menschen unter Stress, sich an alte Muster aus früherem Erleben anzulehnen. Bei Lehrer/innen bedeutet dies, dass auch differenziert ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer mit einer Fähigkeit zu einem abwechslungsreichen und anregendem methodischem Unterrichtsstil unter Stress wieder in die ur-alten Verhaltens-Muster ihrer eigenen Lehrer, also in den Lehrer-Vortrag-Stil, zurückfallen.

Fachdidaktisch sind Ziele häufig gut, pädagogisch oft weniger gut beschrieben.

In der Ausbildung von Lehrkräften wird die fachliche Auswahl entsprechender Unterrichtsinhalte meines Erachtens gut bearbeitet.

Weniger ausreichend für die komplexe Situation vieler Unterrichtssituationen fällt die Fähigkeit von Lehrkräften zu einem pädagogisch-zielstrebigen Verhalten im Unterrichts aus.
Erschwerend kommt hinzu, dass in vielen Kollegien die Sprachfähigkeit zu pädagogischen Fragestellungen ungeübt ist. Gute Ratschläge wie „Augen zu und durch!“ oder „Lob der Disziplin!“ helfen da nicht wirklich weiter.
Solange Lehrkräfte in schwierigen Unterrichtssituationen nicht auf die kollegiale Unterstützung und Vernetzung zurückgreifen können, werden sie wahrscheinlich scheitern.

Schon in der Ausbildung zur Lehrerin / zum Lehrer stellt sich die Frage – oder sollten die Kandidat/innen sich die Frage stellen, ob sie diesen Beruf mit allen pädagogisch-vielfältigen Herausforderungen auch wirklich ergreifen wollen. Dazu können Basis-Seminare zur Erhebung der Selbst-, Sozial- und Stress-Bewältigungs-Kompetenz hilfreich sein, wie dies z.B. in der Universität Kassel praktiziert wurde (Stand 2009).

Auch die Einsicht, dass Supervision und Coaching bereits in der Ausbildung zur Lehrerin / zum Lehrer sinnvollerweise bekannt gemacht und eingeübt werden sollen, bricht sich langsam Bahn. (So waren sich Fachleute für die Lehrer-Ausbildung bei einer Konferenz im Mai 2011 darin einig und empfahlen den Einbau von Supervision und Coaching bereits in der Lehrer-Ausbildung.)

Ein eigenes Unterrichtskonzept könnte hilfreich sein.

Als jemand, der früher in anderen pädagogischen Zusammenhängen gearbeitet hat, ist es mir selbstverständlich, vor dem Start eines größeren Projekts ein pädagogisches Konzept zu schreiben.

In einem solchen Konzept könnte stehen

  • Wie ich über „lehren“ und „lernen“ denke
  • Welche Rahmenbedingungen ich für meine Unterrichtstätigkeit sehe
  • Welche Fähigkeiten und Fertigkeiten ich als Lehrkraft mitbringe
  • Wo ich Grenzen spüre und mich weiter entwickeln möchte oder muss
  • Welche Werte und Inhalte mir wichtig sind
  • Wie ich mich als Lehrkraft selbst beschreibe
  • Welcher methodische Weg aus all dem folgerichtig von mir angestrebt wird

Die Anfertigung eines solchen pädagogischen Konzepts für jede einzelne Lehr-Persönlichkeit kann vielfältige Selbst-Einsichten bereit stellen und die beklagte Sprachunfähigkeit in pädagogischen Fragen etwas mindern.
Wenn in Kollegien über so begründete pädagogische Haltungen und Handlungsideen ein Austausch beginnt, kann eine neue Haltung zur Rolle als Lehrer/in entwickelt werden.
Dann sind auch Auswertungen am Ende eines Schuljahres allein oder im kollegialen Umfeld möglich, um den Lernprozess der professionellen Lehrkraft zu fördern.

Wenn ich meine Ziele und Ansprüche definiert habe, kann ich eher beschreiben, ob und wie ich diese erreicht habe. – Viele Lehrkräfte würden sich vermutlich wundern, wie erfreulich die Bilanz auch ausfallen kann und wie ermutigend es ist, bewusste Ziele zu erreichen und dies auch zu bemerken.
(Hier können Sie weiterlesen: …  Zum Feedback von Schülerinnen und Schüler
zum anonymen Feedback von Schüler/innen an Lehrkräfte über schule.net
Zur Auswertung von Unterricht … )

Auf solcher zielgerichteten, nachdenklichen und selbstreflexiven Haltung von Lehrkräften aufbauend sind dann auch Methoden-Trainings, Supervisionen und kollegiale Beratungsformen produktiv.
Selbstverständlich können Coaching, Supervision und auch manche kollegiale Beratung auch eine Unterstützung auf dem Weg zu einer solchen, ausdrücklichen und formulierten Professionalität sein.

Meine eigene Erfahrung: Schüleraktivierender Unterricht kann auch entlasten.

Der erfreuliche Nebeneffekt einer neuen Unterrichtshaltung mit mehr Aufmerksamkeit für die Lern-Aktivitäten der Schülerinnen und Schüler ist eine deutliche Verlagerung der Anstrengung in die Vor- und Nachbereitung und ein entspannteres Unterrichten.

Methoden ohne dazu passendes Konzept können zu Chaos und zu Unterrichtsstörungen führen!

Ohne Selbstreflexion und persönlichen Lernwille der Lehrpersonen sind die sogenannten „modernen und offenen Unterrichtsmethoden“ der sprichwörtliche Flicken neuen Stoffs auf die brüchige alte Kleidung und führen entgegen allen Verheißungen zu mehr Enttäuschungen aller Beteiligten und entsprechend mehr „Unterrichts-Störungen“!
Dazu können Sie mehr im nächsten Beitrag lesen.

Ist das nicht sehr anspruchsvoll? –
Ja, der Lehrberuf ist anspruchsvoll und kann sehr schön sein!

Ich habe nie behaupten wollen, dass Lernprozesse zu organisieren und zu unterstützen einfach sei.
Ich meine aber, diese Anstrengung lohne sich.
Wenn ich meine Ziele, Methoden und Erfahrungen beschrieben habe, kam ich dafür eine Vorstellung und dann die Möglichkeit entwickeln, mich darüber auszudrücken und damit mit Kolleginnen und Kollegen und Interessierten gemeinsame Vorstellungen finden und wirksam sein.
Das macht mir große Freude und ist ein sehr zufriedenstellendes Gefühl.

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Weiterführende Link-Empfehlungen

Dieser Beitrag gehört zur Reihe “Profession Lehrkraft”:

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entickelt im Herbst 2008;
zuletzt leicht überarbeitet am 20.04.2023       zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

Profession Lehrkraft (1): anregen zum selbständigen Lernen

Zusammenfassung


Die Hauptaufgabe von Lehrkräften ist,

zum Lernen anzuregen.

Mit diesem Beitrag beginnt eine thematische Serie zur „Profession Lehrkraft“.

Zur Professionalität von Lehrkräften zähle ich wesentlich

  • persönliche Kompetenz (persönliche Bewusstheit, Selbstreflexivität, Lernbereitschaft, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit und Glaubwürdigkeit)
  • ausgewiesene Fachkompetenz für die unterrichteten Fächer
  • pädagogische Kompetenz (Zielgerichtetheit des pädagogischen Verhaltens auf dem Hintergrund eines eigenen pädagogischen Konzeptes)

Gliederung

Die Entwicklungsrichtung:
„Vom Vor-Sprechen zur Anregung selbständigen, nachhaltigen Lernens“

Lernen ist ein sehr komplexer allgegenwärtiger Vorgang, den in der Hauptsache die lernende Person selbst vollzieht, weil unser Gehirn ständig (oft unbewusst) lernt. (In der Fachdiskussion wird dies unter dem Stichwort „informelles Lernen“ diskutiert.)

Hilfreich sind Anregungen und Zutrauen

Unterstützt wird Lernen durch eine anregende, das heißt abwechslungsreiche Umgebung und durch das Zutrauen und die Zuschreibung signifikante Bezugspersonen (Eltern, Peergroups, Lehrer, Trainer, Dozenten, Kolleg/innen und auch Medien), dass jemand erfolgreich lernen wird.
Diese Grund-Haltung zu anderen Menschen und der pädagogischen Arbeit hat Royston Maldoom wunderbar formuliert. (mehr dazu …)
— Umgekehrt wird viel Lernbereitschaft und -interesse durch ungünstige Rahmenbedingungen (vor allem Langeweile und Zuschreibungen von wahrscheinlichem Scheitern) „verbraucht“.

Alle Menschen wollen und können lernen!

Ich unterstelle den allermeisten Menschen einen Lernwillen und eine Lernbereitschaft, die sich aus einen natürlichen Neugierde und einer anfangs schier unerschöpflich scheinenden Energie speist. Dieser natürliche Lernwille wird unterstützt, wenn die Lernenden in die Zielfindung und die Auswahl des Materials eingebunden werden.

Gemeinsame Auswertung und Lern-Ziel-Kontrolle

Um angezielte Lernerfolge beurteilen zu können, suchen wir erkennbare Verhaltens- und Einstellungs­än­de­rungen als Zeichen für erfolgte Lernprozesse zu beschreiben. Um also Lernen und seinen Erfolg zu überprüfen, bedarf es der Auswertung (möglichst nach vorher festgelegten ‑ und optimal auch veröffentlichten – Erfolgskriterien). Sinnvollerweise werden dabei sowohl die Sicht der Lernenden als auch die Sicht der Lehrenden/Begleitenden zusammen herangezogen.
In sofern lernt nie immer nur eine Seite, sondern immer Lehrer und Schüler, Teilnehmer/innen und Fortbildungsleitungen etc. (mehr dazu in einem eigenen Beitrag zur „gemeinsamen Auswertung von Unterricht“ …)
Oft wird dieser wechselseitige Prozess allerdings nicht wahrgenommen und wirkt daher umso heftiger in seinen Konsequenzen.
(Zum Beispiel lernen Lehrkräfte aus dem Stress, einer großen Schülerinnen- und Schülergruppen gegenüber stehen zu sollen und den Misserfolgen ihres Frontal­unter­richts leider zu oft die Musterwiederholung „Mehr vom Selben!“ und „Sehr viel deutlicher Leistung oder angepasstes Verhalten einfordern.“).

Auch für Schüler/innen ist eine Umorientierung sinnvoll.

Viele Schülerinnen und Schüler lernen im Laufe ihrer Schulzeit ein Lernen nach dem „Kellner-Prinzip“:

  • kurzfristig
  • sehr anstrengend (Die Jugendlichen nennen das selbst „stressend“.)
  • kaum aneignend
  • und sehr schnell nach der Klassenarbeit oder der Prüfung wieder vergessend.

Meiner Einschätzung nach vergeuden sie dadurch Unmengen von wertvollen Lebensstunden.
Ich schlage eine effektivere Lern-Art vor. (mehr dazu …)

Meine eigenen Vorschläge zu einer anderen Unterrichtskultur

  1. Ich gebe Grund-Informationen über die Vorlieben unseres Gehirns zu lernen, den natürlichen Prozess des Vergessens (Kurve des Vergessens nach Ebbinghaus) und die daraus abgeleiteten Empfehlungen, sich den Stoff aktiv anzueignen und regelmäßig zu wiederholen. (Dazu habe ich die wichtigsten Informationen auf drei Arbeitsblättern für die Schülerinnen und Schüler zusammen gefasst.)
  2. Ich beziehe die Teilnehmer/innen in den Auswahlprozess der Themen und Methoden ein und beteilige sie an der Auswertung. (mehr dazu …)
  3. Ich gestalte den Unterricht nach Möglichkeit anregend, abwechslungsreich und aktivierend. Methodisch gibt es sicherlich ausreichendes Material.

Diese Vorschläge sind Ergebnisse meiner eigenen Erfahrungen und meiner Reflexionen allein und mit anderen, teilweise in kollegialen Beratungen und auch in Gruppensupervisionen für Lehrkräfte.

Wenn Sie Ihre Erfahrungswerte und Gedanken zu diesem Beitrag mitteilen wollen, nutzen Sie bitte die Kommentarfunktion oder schreiben Sie mir eine E-Mail. Vielen Dank.

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Weiterführende Links

Dieser Beitrag gehört zur Reihe “Profession Lehrkraft”:

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Humor als geistige Lockerungsübung

Viele Menschen empfinden ihr alltägliches Leben eher als hart und eben gerade nicht als „lustig“.

Gelingt es dann doch, die Umstände und Situationen humoristisch anzusehen, wird

  • Ernstes unernst
  • Ausgeblendetes sichtbar
  • und oft Unsagbares sagbar.

Darum – finde ich – lohnt es sich, eine humorvolle Haltung zu sich selbst und seinen Lebensumständen zu entwickeln.
Ja, ich bin der Meinung, man könne dies auch üben. Am Ende dieses Textes habe ich zwei Bücher empfohlen, die ich dafür hilfreich finde.

Eine wichtige Funktion einer humorvollen Lebenseinstellung:
Humor kann neue Sichtweisen eröffnen.

Genau dies finde ich persönlich und aus meiner beruflichen Sicht auf Menschen und Situationen am Humor so anregend und aufregend:

  1. Mit Humor lassen wir mehr als eine Deutung oder Sicht zu, wir werden beweglicher und vielfältiger.
  2. Mit Humor können eingewöhnte Muster unterbrochen werden:
    Plötzlich sehen wir etwas Neues oder empfinden Gewohnheiten oder Vorlieben neu und anders, vielleicht zuerst einmal auch etwas fremd ….
  3. Mit Humor macht das Leben uns selbst und unserer Umgebung mehr Freude.

Denn: Wer lacht oder schmunzelt nicht gerne?
Und für Beratungen (Supervision und Coaching) oder Unterricht ist es allemal günstig, wenn mehr als nur eine Deutung möglich wird.

Eine spontane – und subjektive – Auswahl von witzigen Bemerkungen

  • Ein guter Chef
    macht nicht alle Fehler selbst.
    Er gibt auch anderen eine Chance!
  • Wer zuletzt lacht,
    hat es nicht eher begriffen.
  • Nach vielen Jahren trifft der alte Mathematiklehrer seinen schlechtesten Schüler, als er gerade einem stattlichen Fahrzeug entsteigt. Er selbst fährt noch immer eine verbeulte Rostlaube. – „Dir scheint es ja gut zu gehen, Moritz!“, sagt der alte Lehrer. „Was machst Du denn beruflich?“ – „Ich handle mit Südfrüchten.“ – „Und wie machst du das?“, möchte der Lehrer wissen. – „Ganz einfach,“ antwortet Moritz, „ich kaufe eine Kiste Orangen für 10 € im Großhandel und verkaufe sie wieder für 30 €. Von diesen drei Prozent lebe ich ganz gut.“ (Frei nach Titze/Patsch: Die Humorstrategie; 49)

Literatur-Empfehlungen
(Beide Bände haben mir beim Lesen Spaß gemacht
und regen zum Nachdenken über sich selbst und den eigenen Humor an.)

Titze+Patsch: Humor

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Der Witzableiter

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Vielleicht ist der Sommer und die Ferienzeit genau die geeignete Zeit, dem Leben etwas „Witz“ abzugewinnen. Das wünsche ich Ihnen von Herzen.

Viele Ideen und weiteres gutes Material fand ich bei Dr. Michael Titze in seiner empfehlenswerten Homepage. Vielen Dank.

Zuletzt geändert: 4. 08. 2010

Warum Lehrkräften Gruppensupervision zu empfehlen ist

Viele Lehrkräfte (Lehrerinnen und Lehrer, auch Dozentinnen und Dozenten)  lieben ihren Beruf und sind glücklich.

Vielleicht sind manche

  • angestrengt, manchmal gesundheitlich gefährdet
  • zu einem typischen Einzel-Kämpfer-Arbeitsstil eingeladen
  • jenseits der fachdidaktischen Fragen alleine und haben wenig qualifizierte Austausch- und Unterstützungs-Gelegenheiten.

Ich wünsche allen Lehrkräften sichere Erfolge und Berufszufriedenheit, Entlastung und ein kollegiales Netzwerk zur Unterstützung und zum Austausch.

Meine Einfälle zum „Einzel-Kämpfer-Modell“

  1. In den meisten Ausbildungen zu Lehrkräften spielen „Lehrproben“ in unterschiedlicher Form eine entscheidende Rolle.  –
    Das kann bedeuten, dass die Erinnerung an unangenehme Erfahrungen dieser Art die Bereitschaft von Lehrkräften, sich bei der Unterrichtsarbeit beobachten zu lassen, deutlich gemindert hat.
    Genau dies erzählen mir viele Lehrerinnen und Lehrer (in Ausbildung oder auch langjährig erfahrene).
  2. Herkömmlicher Unterricht wird fast ausschließlich von einer Lehrkraft alleine geleitet. –
    Da liegt der (Kurz-)Schluss nahe, ihn auch ganz alleine vorzubereiten.
  3. Die Regulierungsdichte im Umfeld der Schule ist sehr hoch. –
    Im Unterricht wollen sich Lehrkräfte nicht auch noch nach anderen Personen – zum Beispiel an Kolleg*innen – orientieren.
  4. Bei einer nicht unerheblichen Anzahl von Lehrkräften nehme ich eine Scheu wahr, „noch nicht ganz fertigen Unterricht“, also Unterrichtsideen, die noch weiter entwickelt werden können, an andere weiter zu geben oder diesen zu zeigen. –
    Im hoch verdichteten Alltag des Unterrichtens an Schulen (mit 25 bis 28 Wochenstunden Unterrichtsverpflichtung) ist es unmöglich, jeden Unterricht optimal vorzubereiten.
    Statt sich und anderen die gelegentliche Unsicherheit einzugestehen, wird diese vertuscht: „Es ist mir lieber, wenn mir beim Unterrichten niemand zuschaut!“, höre ich dann als typische Antwort auf meine Anfrage (zum Beispiel im Auftrag von Praktikantinnen und Praktikanten).

Aus meiner Sicht empfehle ich:

  1. Lehrkräfte können sich wesentlich unterstützen, indem sie kooperieren und:
    > „kollaborativ“ Unterrichtsideen entwickeln
    > Material austauschen
    > sich über gelungene, aber auch „interessante“ oder schwierige Unterrichtssituationen kollegial beraten.
  2. Lehrkräfte können ihren Stress reduzieren, in dem sie einander ihre Unsicherheit bei „noch nicht optimal vorbereitem Unterricht“ mitteilen und sich ab und zu emotionale und auch inhaltliche Unterstützung erbitten.

Wenn Lehrerinnen, Lehrer, Dozentinnen und Dozenten sich in Gruppensupervisionen wechselseitig unterstützen und unterstützen lassen, so können sie dabei – neben der Beratung ihrer „Fälle“ und Themen – ein Modell erfahren, wie sie sich wechselseitig stärken können.
Darum schlage ich dieser Personengruppe nachdrücklich Gruppensupervision für Lehrkräfte vor.
Da ich mich selbst als „Supervisor“ bezeichne, spreche ich von „Gruppen-Supervision“. In der Praxis biete ich – in Absprache mit der Gruppe – auch Elemente aus Coaching-Verfahren und auch Coachinggruppen an.

Lehrer-Arbeitsfeld_V2Ist eine sich wechselseitig unterstützende und kollegiale Haltung in der Gruppe (z.B. nach einer Supervision) eingeübt, kann in vielen Fällen auch eine kollegiale Beratung (ohne Leitung eines Coachs oder Supervisors) angeschlossen werden.
Einen Vorschlag für einen hilfreichen Ablauf finden Sie hinter diesem Link.

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zuletzt überarbeitet: 2. Juli 2023      zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

Lernprozesse auswerten

Wenn mein zusammenfassendes Verständnis von Lernprozessen zutrifft, ergibt sich folgerichtig die Einladung, diese in einem gestuften Verfahren auszuwerten.

Für den Lernprozess in der Supervision oder im Coaching stelle ich dies nachfolgend dar.
(Diese Vorstellung sollte leicht auch auf andere Lern-Situationen zu übertragen sein.)

Ein Lernprozess mehrerer Menschen (und das heißt beispielsweise auch schon eines Teilnehmers/einer Teilnehmerin und eines Beraters) kann meiner Vorstellung nach nur noch in einem gemeinschaftlichen Prozess adäquat ausgewertet werden.
Von zwei meiner Lehrer für den Bereich der Beratung, Ralf Dantscher und Helmut Reichert, habe ich ein Modell kennen gelernt, welches mir sehr hilfreich erscheint. Es stützt sich auf Christoph Thomann und Friedemann Schulz von Thun und ihre vier Klärungsfelder, wendet diese auf das Lernen in Gruppen an und entwickelt sie um die Zeit- und Ergebnisebenen wesentlich weiter:

Beziehung

Inhalt

PROZESS

STRUKTUR

ERGEBNIS

Individuum

Selbstklärung

Persönlichkeit

  • Handlungseinsicht

System

Kommunikation

System

  • Supervisand/innen (Lernende) und Supervisor (Lehrer/Trainer/Moderator) verständigen sich über Erfolg oder Misserfolg

Eine Quelle dieses Auswertungsrasters finden Sie in:

Thomann u.a.: Klärungshilfe
THOMANN, Christoph/VON THUN, Friedemann:

Klärungshilfe

Ein Handbuch für Therapeuten, Gesprächshelfer und Moderatoren in schwierigen Gesprächen.
(rororo Sachbuch)
Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuchverlag


Leicht verständlich geschrieben; günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis

Weiterführende Links

zuletzt bearbeitet am 14.04.2013           zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht