Profession Lehrkraft (4): Unterrichtsstörungen und Chaos im Klassenzimmer begrenzen

Zur Professionalität von Lehrkräften zähle ich

  • persönliche Kompetenz (persönliche Bewusstheit, Selbstreflexivität, Lernbereitschaft, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit und Glaubwürdigkeit)
  • ausgewiesene Fachkompetenz für die unterrichteten Fächer
  • pädagogische Kompetenz (Zielgerichtetheit des pädagogischen Verhaltens auf dem Hintergrund eines eigenen pädagogischen Konzeptes)

Zurecht werden Schulen kritisiert, wenn Unterricht nicht stattfindet oder statt dessen Chaos im Klassenraum herrscht.

Regelmäßig nehmen Medien sich der Themen Unterrichtsstörungen, fehlender Lernbereitschaft von Schüler-Gruppen und der Ohnmacht einzelner Lehrkräfte an. So zeigte das Magazin Panorama im Ersten Deutschen Fernsehen am 5. Juli 2007 erschreckende Ausschnitte aus Video-Clips, die im Internet über Youtube frei zugänglich waren. Zwischenzeitlich ist die Paorama-Sendung vom 5. Juli 2007 nicht mehr im Netz zugänglich. Das Manuskript der Panorama-Sendung steht aber weiter zur Verfügung und ist hier verlinkt.

Zusammenfassend einige Eindrücke zu solchen Szenen:

  1. Es ist uangenehm laut im Klassenraum.
  2. Die Persönlichkeitsrechte der Beteiligten werden in den ursprünglichen Videos missachtet, denn jeder Mensch hat ein Recht darauf, mitzubestimmen ob und wie man Filmaufnahmen von ihr/ihm machen darf. – Im von Panorama ausgestrahlten Video wurden die Gesichter aus diesen Gründen unkenntlich gemacht. – Viele Schulen ergänzen derzeit Ihre Schulordnungen und verbieten Aufzeichnungen vom Unterricht ohne Genehmigung noch einmal ganz ausdrücklich.
  3. Die Schulordnung wird krass missachtet: Es wird durcheinander gesprochen, gepöbelt und geraucht. Jeder tut, was gerade einfällt.
  4. Man kann Schülerinnen und Schüler dabei beobachten, wie sie jeden Unterricht unmöglich machen.
  5. Man kann ohnmächtige oder teilnahmslose, das heißt wirkungslose Lehrer beobachten.
  6. In diesem Chaos ist offensichtlich kein vernünftiges Lernen möglich.
  7. Update: Inzwischen fällt mir auch die Beziehungslosigkeit zwischen allen Beteiligten auf.

Bemerkenswert finde ich dabei,

  • dass solche Filmausschnitte große Aufmerksamkeit bekamen (über 89.200 Klicks; Stand: 7.11.2008)
  • dass dieses Video unter „fun“ bei isnichwahr.de verlinkt ist, also als „lustig“ bewertet wird
  • dass die zuständigen Leitungen von Schulen und Schulaufsicht diese „Fälle“ herunterspielen und ausweichend reagieren
  • dass in diesem Video-Ausschnitt und der zugehörigen Kommentierung des Redakteurs und in einer Bemerkung des Psychologen Prof. Dr. U. Schaarschmidt der Eindruck nahe gelegt wird, dies sei der „Normalfall“. –
    Hier widerspreche ich energisch: In meinem Erfahrungsbereich sind solche Zustände absolut undenkbar!
    Allerdings kommen immer wieder Klassen-Situationen vor, in denen Kolleg/innen und ich entstehendes Chaos begrenzen und unterbinden müssen.

Auf eine so extreme Unterrichtsstörung muss man nachdrücklich reagieren!

Solche Situationen sind oft das Ende einer langen, mühsamen und erfolglosen Geschichte von Lehr-Lern-Bemühungen.

Ich behaupte: Szenen dieser Art sind nicht der Normalfall von Unterricht – auch nicht an den angeblich so „schwierigen“ Berufsschulen.
(Ich unterrichte selbst an einem technischen Berufsschulzentrum in Freiburg und weiß, wovon ich schreibe!)

Andererseits kann ich mir aus meinen Erfahrungen als Lehrer-Coach gut vorstellen, wie sich solche Situationen im Laufe der Zeit bei einzelnen Lehrerinnen und Lehrern und einzelnen Klassen entwickeln und zuspitzen können.

Ist es erst einmal zu solch chaotischen Verhältnissen gekommen, ist Veränderung dringend notwendig.
Allerdings ist ein Umgestaltung solcherart eskalierter Situationen mühsam.

Was kann eine Lehrkraft in einem solchen Umfeld tun?

  • Allein kommen Lehrpersonen in solchen Problem-Lagen nicht mehr weiter.
    Hier sind das Klassen-Lehrer-Kollegium, die Schulleitung und die Schulbehörde – als verantwortliche Leitungsinstanzen – gefordert.
  • Außerdem ist externe Hilfestellung von sozialpädagogischem und psychologischem Fachpersonal, besonders Schulsozialarbeitern gefragt.
    (Leider wird an dieser Stelle immer noch gespart. Es ist nach meiner Erfahrung und Bewertung eindeutig die falsche Stelle!)
  • Den betroffenen Lehrkräften ist dringend persönliche Hilfestellungen von Fachpersonen zu wünschen, denn solche Erlebnisse sind hoch belastend für die Betroffenen.
    Ein erster Schritt dazu kann kollegiale Beratung, eine Supervision, ein Coaching oder auch eine Gruppensupervision für Lehrkräfte sein.

Weitere Aspekte von möglichen Unterrichtstörungen:

  • Je größer Klassen sind, weil wieder „gespart“ wird, und je unterschiedlicher und/oder „schwieriger“ die Geschichte der einzelnen Schülerinnen und Schüler ist, um so wahrscheinlicher kann eine Klasse sich so entwickeln, dass Unterricht in diesem Rahmenbedingungen zumindest anstrengend, wenn nicht unmöglich wird.
  • Je weniger Eltern und andere Erziehungsinstanzen vor den Schulen erfolgreich waren, um so mehr Erziehungsarbeit bleibt den Lehrkräften – unter Beibehaltung Ihres inhaltlichen Unterrichtsauftrags.
  • Wenn Lehrkräfte in ihrer Rolle zunehmend verunsichert werden und zu diesem Themenbereich keine oder wenig kollegialer Austausch und wenig hilfreiche Fortbildungsangebote – auch Supervisionen oder Coaching – angeboten werden, reagieren Lehrerinnen und Lehrer auch wahrscheinlicher ungünstig, zum Beispiel eskalieren statt überlegt und entschieden zu korrigieren.
  • Manche Unterrichtsstörung ist auch ein Hinweis auf Veränderungsbedarf.
    Statt einzelne Personen (Schülerin, Schüler oder Lehrerin oder Lehrer) dafür verantwortlich zu machen, kann es auch sehr sinnvoll sein, nach dem „Aussagewert“ oder der Nachricht hinter der als „gestört“ wahrgenommenen Situation zu suchen. – Oft benötigen Betroffene, um dies sehen zu können, einigen Abstand und Entlastung. – Reflexionen in kollegialen Gesprächen, kollgialen Beratungen und auch Supervision/Coaching sind dazu hilfreich.
    Dazu zähle ich auch die zunehmende Heterogenisierung der Schülergruppen über kulturelle Vielfalt. (Zum Beispiel kommt es zu einem kulturellen Zusammenstoß, wenn arabisch-stämmige, junge Männer mit einer weiblichen Lehrkraft konfrontiert werden und lernen müssen, dass im westlich geprägten Deutschland auch Frauen mit Männern gleichberechtigte Leiterinnen von Unterricht oder Betrieben sein können. – Dazu fällt uns in der Lehrerschaft oft noch wenig ein!)
  • Es gibt immer noch viel zu wenig „bewegte Pädagogik“, also die Durchlässigkeit der Unterrichtssituationen für den natürlichen Bewegungsdrang der Schüler*innen.
    Aktuell dazu: Bent Freiwald in krautreporter.de „Warum Kinder in der Schule nicht stillsitzen sollten. – Es schadet nicht nur ihrer Gesundheit, sie lernen deshalb auch schlechter.“

Es gibt schon hilfreiches und anregendes Material zur Vorbeugung von Unterrichtsstörungen. Einige Beispiele:

Dieser Text gehört zur Artikelreihe Profession Lehrkraft.

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wesentlich entwickelt im November 2008;
zuletzt überarbeitet am 12.07.2023 und ergänzt um den TAZ-Link am 17.10.2023      zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

lernen als Resonanz

Lässt sich Lernen und Lehren als Resonanz beschreiben?

Leider sprechen die Redner Jens Beljan und Hartmut Rosa sehr schnell.
Die Ideen in diesem einstündigen Video finde ich sehr beachtenswert:

Wie gelingen Unterrichtssituationen, in denen es „knistert“, in denen Menschen (innerlich und äußerlich) lachen, tanzen und singen?

Wie kommen die Schülerinnen und Schüler zum eigenen Schwingen (nicht zum Echo!) und erleben sich als selbstwirksam?

Vielleicht hilft das Bild von der Resonanz auch, die kräftezehrenden Phänomene um die Deutung von misslingenden Lehrer-Schüler-Verhältnissen als „Kampf“ zu überwinden.

Bin gespannt auf Ihre Meinungen.

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zuletzt bearbeitet am 16.04.2016 / 12.03 Uhr zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

Überblick und Handlungsfähigkeit sichern (Profession Lehrkraft – 20)

Zusammenfassung

Auch routinierte Lehrerinnen und Lehrer kommen, weil der Beruf die Einladungen mit sich bringt, in verwickelte Situationen und profitieren von der Möglichkeit der begleiteten Distanzierung und Reflexion, zum Beispiel in Gruppensupervisionen für Lehrkräfte

Der Beruf der Lehrerin / des Lehrers ist vielfältig, ja komplex.

Eine von vielen Möglichkeiten der Darstellung sehen Sie hier:

Lehrer-Arbeitsfeld_V3Es ist nämlich nicht nur der Unterricht sondern die vielen kleinen, aber wichtigen Neben-Aspekte drum herum, die den Alltag der Lehrerin/des Lehrers prägen.

Für mich formuliere ich dies so: Ich mag meinen vielfältigen Beruf und in manchen Phasen wird es mir zu viel, zu verwickelt oder zu heftig … und ich suche mir Klärungshilfe.

Weil unterrichten von Beziehungen grundiert ist, gibt es auch viele Verwicklungsmöglichkeiten.

Nach meiner Sicht auf soziale Berufe (und damit auch die Lehrerinnen und Lehrer) folgt die Komplexität aus dem Umstand, dass wir mit und für Menschen arbeiten. Damit kommen die vielen Individualitäten und folglich Einladungen zu Missverständnissen, Übertragungen oder Verwicklungen ins Spiel.

Zugleich sind wir Lehrkräfte in unserem Schulsystem in einer mächtigen Schlüsselrolle.

Wenn Lehrkräfte damit in ihrem Alltag gut zurechtkommen möchten, benötigen sie ein ausgeprägtes Maß an Kommunikationsfähigkeit, Bereitschaft zur Selbst-Reflexion, Kritik- und Lernbereitschaft.

Oft genügen kollegiale Netzwerke und persönliche Psychohygiene.

Die meisten Lehrkräfte können die allermeisten Situationen im Rahmen ihres Umfeldes und der eigenen Verfahren der Selbstfürsorge (z.B. eigene Psychohygiene-Routinen oder auch Verfahren der kollegialen Beratung) gut bewältigen.

Manchmal ist eine Gruppen-Supervision zur Unterstützung hilfreich.

Auch Routiniers und Könner suchen sich gelegentlich eine systematische Selbst-Reflexion und professionelle Unterstützung.
Zum Beispiel:

  • Eigenen Konstruktionen von Sichtweisen, Ziel- und Qualitätsvorstellungen werden wieder bewusst gemacht, so dass der unbewusste „Auto-Pilot“ weniger Macht hat.
  • Die eigene Ziele und Verfahren können abgeglichen werden.
  • Belastende Situationen werden untersucht und alterbative, entlastende Verhaltensweisen können entwickelt werden.
  • Die Lust am Beruf kann durch die kollegiale Unterstützung wieder mehr erfahren und genossen werden.

Oder aber die Herausforderungen werden als Belastungen erlebt und die Situationen also so unangenehm empfunden, dass ein gründlicherer Blick und eine nachhaltige Suche nach anderen Vorgehensweisen und Haltungen sinnvoll erscheinen.

Coaching-Elemente erweitern

Gelegentlich werden in der Supervision Themen angeschlagen, für die es tatsächlich auch schon ausgearbeitet Lösungsansätze und -verfahren gibt.
Beispielsweise können im Themenkomplex „Selbstwirksamkeit und Selbstorganisation“ direkte und handlungsnahe Sequenzen mit direkt übertragbaren Handlungsempfehlungen bei Bedarf/Nachfrage angeboten werden.

Mein Angebot: Eine kollegiale Gruppen-Supervision mit Coaching-Elementen

Hinter diesem Link ist die Ausschreibung als pdf [255 KB] hinterlegt.

Sie können hier auch Kontakt (sehr gerne per E-Mail) mit mir aufnehmen oder/und sich einen Platz reservieren.

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zuletzt bearbeitet am 12.11.2015 / 16 Uhr      zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

sich lieber begegnen als daddeln – Kampagne gegen Phubbing (gut leben – 4)

Zusammenfassung

Eine Initiative, die mir aus dem Herzen spricht: Smartphones sind tolle Geräte, nur ihre dominante Nutzung in allen unmöglichen Situationen nervt mich – und offensichtlich nicht nur mich.

Jetzt gibt es auch ein Kunstwort dafür aus „phone“ und „snubbing“ (rüffeln, verächtlich abweisen).

Möglichkeiten werden Zwänge.

Wunderbar, was man mit den kleinen und leistungsstarken Geräten alles machen kann – und so praktisch: aus der Hosen- oder Handtasche heraus.

Allerdings kann ich von vielen Gelegenheiten erzählen, in denen die vielen Möglichkeiten der Geräte auch ungewollte Zwänge nach sich ziehen.

recherchieren, schreiben, updaten

Auch wieder zugegeben: Manchmal ist es hilfreich, in einem Gespräch oder auch in einer Entscheidungssituation wichtige Informationen oder Daten zu bekommen: Das Kino- oder Konzert-Programm, die Wetterprognose oder ein historisches Datum.

Meistens – so habe ich entdeckt – kann man auf diese Information in Echtzeit auch ohne Verluste verzichten.

Die Aufmerksamkeit leidet

Entgegen allen Beteuerungen geht ein Teil der Aufmerksamkeit auf die anderen genutzten (oder möglichen) Kommunikations-Kanäle.
(Sogar das Abwehren der Nutzungs-Impulse kostet nachweislich Energie!)

So passiert es, dass jemand nach dem Update seines Kurznachrichten-Dienstes den Verlauf des Gespräches aus dem Blick verloren hat oder dass während eines dienstlichen Gespräches die sms einer wichtigen Person für Ablenkung sorgt.

Das nervt.

Herzlichen Dank an den Initiator Alex Haigh und sueddeutsche.de

Sie schreiben mir aus dem Herzen.

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zuletzt leicht überarbeitet am 10. August 2013      zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

Begeisterte Lehrer motivieren (Profession Lehrkraft – 11)

Ein wunderschöner Text –

in der Süddeutschen Zeitung entdeckt:

eine „Lobrede auf Lehrerinnen und Lehrer“ unter dem Titel Motivationsdroge Mensch.

Der neuseeländische Bildungsforscher John Hattie wertet eine beeindruckend breite Daten-Basis aus und kommt zum Ergebnis, dass der vermittelnde Mensch, die Lehrkraft, hauptsächlichen Einfluss auf den Erfolg schulischen Lernens hat.

Der Autor Alex Rühle verarbeitet diesen empirischen Befund mit eigenen Erfahrungen und Reflexionen:

Tut mir als Lehrer gut

finde ich lesenswert für

  • Schülerinnen und Schüler
  • Eltern und Lehrer – kritische und interessierte
  • und für Bildungsplaner und die Verantwortlichen für die Ausbildung von zukünftigen Lehrkräften: Persönlichkeitsentwicklung kann man nämlich unterstützen.

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Weiterführende und vertiefende Links

zuletzt leicht bearbeitet am 31.10.2016
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Wir lernen: Kleinkindbetreuung kann schwere Folgen haben

Für erfahrene Pädagoginnen und Pädagogen ist es kein unerwarteter Befund – und in seiner drastischen Deutlichkeit doch erschütternd:

Eine große amerikanische Längsschnittstudie problematisiert die zur Zeit fast überall propagierte Einführung frühkindlicher Krippen-Plätze und zeigt:

  • Unabhängig von der Qualität der Kleinkindbetreuung wird das spätere soziale Verhalten nachteilig beeinflusst.
  • Der medizinisch gemessene Stress-Level (Cortisol-Profil im Laufe eines Tages) der unter Dreijährigen erinnert an den Belastungsverlauf bei einem Manager.

Der Kinder- und  Jugend-Mediziner, Neurologe und leiterende Arzt des sozialpädiatrischen Zentrums Bielefeld-Bethel hat einen engagierten Artikel über Zusammenhänge und seine bedenkenswerten Bewertungen in der FAZ vom 4. April 2012 veröffentlicht.
Zum Weiter-Lesen bitte hier klicken (pdf – öffnet in einem Extra-Fenster). – Erstaunlich, dass dieser Artikel bisher wenig Beachtung gefunden hatte.

Diese Einschätzung mag manchen Interessengruppen nicht so recht ins Konzept passen. – Wahrnehmen und erwägen sollte man die Befunde allerdings auf jeden Fall.

Die empfohlene Perspektive, die Familien in ihrer Erziehungsaufgabe innerhalb der familiären Zusammenhänge zu unterstützen, halte ich für sehr sinnvoll und einsichtig.

Und ich bin mir bewusst, dass die schnellen und einfachen – und erst gleich gar nicht moralisierende – Lösungen meistens doch nicht „stimmen“.
Andererseits möchte ich mit diesem Beitrag auch die andere, vielleicht unangenehme Seite der aktuellen Lösungsversuche für die Kinderbetreuungen in die Diskussion bringen.

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Weiterführende Links

zuletzt bearbeitet am 22. Dezember 2012 / 21.37 Uhr      zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

Respekt

Zusammenfassung

Respektiert werden wollen alle. –
Respekt ist ein soziales Schmiermittel. –
Wem es gelingt mit Respekt auf andere zuzugehen, dem gelingt in der Regel auch, sie zu erreichen.

Gliederung

  1. Alle wollen Respekt.
  2. Die Herkunft des Wortes Respekt deutet auf Würdigung aus einem nachdenklichen Rückblick.
  3. Von Respekt wird auch gesprochen, wenn Angst oder Macht und die Reaktionen darauf gemeint sind.
  4. Eine Schule baut auf Respekt: Ein pädagogisches Erfolgsrezept.
  5. Meine eigene Erfahrung und Überzeugung: Respekt eröffnet Wege zu den Menschen.
  6. Herzlichen Dank an das empfehlenswerte Wirtschaftsmagazin Brand Eins für viele Anregungen.
  7. Weiterführende Links


1. Alle wollen Respekt.

Alle Menschen wollen angeschaut, wahrgenommen, respektiert und gewürdigt werden.

Wir scheinen so angelegt zu sein, dass uns Zuwendung und Anerkennung unserer Umgebung sehr wichtig sind und das Fehlen oder der Entzug von Anerkennung und sozialer Einbindung regelrecht als schmerzhaft empfunden werden.
(Zumindest ist dies der mir bekannte aktuelle Stand der neurowissenschaftlichen Forschung: Soziale Ausgrenzung wird mit dem sogenannten „Schmerzzentrum“ wahrgenoimmen, also mit den gleichen Neuronennetzwerken, die auch bei körperlichem Schmerz reagieren.)

2. Die Herkunft des Wortes Respekt deutet auf Würdigung aus einem nachdenklichen Rückblick.

Die ursprünglich lateinische Wortbedeutung von respectare (= intensiv zurückblicken) macht deutlich, dass wir in der ursprünglichen Bedeutung erst im Rückblick, als nach der Erfahrung oder Handlung in einem nachfolgenden  Prozess der Bewertung zum Inhalt vordringen.
Mir scheint dieser Inhalt sehr nahe an dem Wort „Würdigung“ zu liegen.

3. Von Respekt wird auch gesprochen, wenn Angst oder Macht und die Reaktionen darauf gemeint sind.

Wenn in alltäglichen Auseinandersetzungen „Respekt“ eingefordert wird, so klingt für mich oft auch die Forderung nach Anerkennung eine Macht-Verteilung und die daraus folgende Forderung nach Angst oder Unterwürfigkeit mit.

4. Eine Schule baut auf Respekt: Ein pädagogisches Erfolgsrezept.

Es ist tatsächlich problematisch, die fast unglaubliche, erfolgeiche Entwicklung einer zuerst gescheiterten Schule in einem „Problemviertel“ nahe Stockholm zu einer Eliteschule auf den Aspekt „Respekt“ zu fokussieren und dabei vor allem von der Schlüsselperson des Schulleiters abzusehen.

Dennoch ist die Schule im schwedische Rinkeby überaus erfolgreich – in einer Umgebung, die üblicherweise als sehr schwierig bewertet wird, weil ganz viele Nationen dort zusammentreffen und die Schülerinnen und Schüler aus Flüchtlingsfamilien stammen und oft schwer erträgliche Schicksale haben.

Der Schulleiter Börje Ehrstrand ist zutiefst überzeugt von einer respektvollen Haltung allen Schülerinnen und Schülern gegenüber. Er weigt sich, in ihnen vor allem Probleme zu sehen, sondern beschreibt die Möglichkeiten und Chancen und ist damit erfolgreich: Mehre Jahre schon liegt diese Schule in den PISA-Tests an der Spitze der schwedischen Schulen!

Der Bericht über diese Schule und die möglichen Gründe für den Erfolg ist lesenswert:
Christoph Kucklick: Die Welt-Schule. In: brand eins wirtschaftsmagazin Heft 5/2011; 75-81

5. Meine eigene Erfahrung und Überzeugung: Respekt eröffnet Wege zu den Menschen.

Es scheint so einfach, wie das Sprichwort sagt:
„Wie man in den Wald hineinruft,
so schallt es heraus.“
Ein einfacher Zusammenhang und nicht einfach umzusetzen, aber eine überwiegend hilfreiche Umschreibung in sozialen Zusammenhängen.

Meine eigene, gute Erfarung hat mich gelehrt, mit Respekt, Zutrauen und positive Erwartungen auf andere Menschen zuzugehen. Meine Erfahrunge damit sind überwieged positiv.

Diese Spur – einmal grundgelegt – hat sich immer wieder selbst bestätigen.

6. Herzlichen Dank an das empfehlenswerte Wirtschaftsmagazin Brand Eins für viele Anregungen.

Seit Jahren lese ich brand eins, die erfrischend andere Wirtschaftszeitschrift und habe so manche Anregung und anregende Frage oder andere Sichtweise durch die Lektüre gewonnen.

Dieses Heft zu „Respekt“ finde ich wieder außergewöhnlich gut gelungen.
Ich bedanke mich ausdrücklich bei der Redaktion von brand eins.

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7. Weiterführende Links

zuletzt bearbeitet am 28.03.2018 / 17:46 Uhr             zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

Jugendliche verstehen lernen: Gehirn als Großbaustelle

Die Frankfurter Rundschau druckte am 1. Dezember 2010 ein Interview mit dem Zoologen und Veterinärmediziner David Bainbridge. Er hat ein Buch über Teenager geschrieben und erklärt deren für Erwachsene gelegentlich unverständliche Verhaltensweise aus ihrer biologischen und sozialen Situation.

Der Text bringt Vieles knapp und verständlich auf den Punkt.
Lesenswert:
Das Gehirn ist eine Baustelle.
Buchautor David Bainbridge über eine Entwicklungsphase, die den Homo sapiens erst möglich macht – die Teenagerzeit

Wer dieses Verständnis hat, kann vielleicht in mancher alltäglichen Situation gelassener und freundlicher mit den Teenagern umgehen.
Das wünsche ich allen Eltern, Erziehenden und Lehrerinnen und Lehrern.

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zuletzt bearbeitet am 28.04.2011            zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

hitzefrei abschaffen!

Zusammenfassung und Gliederung

Ein pädagogisch interessiertes Elternpaar plädiert für die Abschaffung der „hitzefrei“-Regelung und regt vielfältige andere schulische Nutzungen dieser Zeiten an: Spiele, Quiz, Hausaufgaben-Betreuuung statt Unterricht in überhitzten Räumen. Eine Diskussion könnte spannend werden und ist sicher notwendig.

In jedem warmen Sommer das selbe Verfahren: Bei Hitze gibt es schulfrei!

thermometer_medium1Da Bildung Ländersache ist, regelt jedes Bundesland das Verfahren eigenständig.
Einige Bundeländer haben hitzefrei abgeschafft. So ist nach meinen Informationen hitzefrei im Saarland abgeschafft.

Es gibt manche Verunsicherung, ob diese Regelung noch in Kraft sei. Die Internet-Seite des Kultusministerium Baden-Württemberg findet das Stichwort „hitzefrei“ nicht. So ist verständlich, dass viel spekuliert wird.

In Baden-Wüttemberg gibt es – nach meinen Informationen – eine Bekanntmachung über den Ausfall des Unterrichts an besonders heißen Sommertagen vom 15.12.1975, nach der die Schulleitungen nach der vierten Unterrichtsstunde hitzefrei geben können.
Rechtsanwalt Andreas Zoller fasst diese sinngemäß so zusammen:

  • drückende Hitze (um 10 Uhr MEZ mindestens 25 Grad im Schatten)
  • Unterrichtserfolg erscheint sehr fraglich.
  • Die Schulleitung kann entscheiden.
  • gilt nicht für Jahrgangsstufe 11-13 allgemeinbildender und beruflicher Gymnasien und alle berufliche Schulen

Wer übernimmt die Aufsichtspflicht bei hitzefrei?

Diese Frage stellt sich mit hoher Dringlichkeit für die Schülerinnen und Schüler von Grundschulen.

Manche Schulen geben einen allgemeinen Hinweis an die Eltern: „Sie müssen in den nächsten Wochen mit Hitzefrei rechnen!“ – Soetwas verwundert mich sehr, wird doch bei fast allen anderen Gelegenheiten sehr sorgsam auf die Einhaltung der Ausichtspflicht geachtet. – Das finde ich auch gut so!

Aus meiner Sicht ist ein allgemeiner Hinweis an die Eltern kein zulässiges Verfahren, denn wir Eltern übergeben die Aussichtspflicht über unsere Kinder an die Schulen und rechnen (und planen) mit der Einhaltung des Stundenplans.

Die Eltern wissen nicht sicher, wann die Kinder aus der Schule kommen.

Im Alltag zeigt sich dann die Problematik. Mit oder ohne allgemeine Ankündigung sehen sich Eltern, die sich Verantwortung gegenüber ihren Kindern wahrnehmen wollen, einer großen Unsicherheit gegenüber: Wann kommen denn nun die Kinder nach Hause?

Nach der Meinung meiner Frau und meiner eigenen Vorstellung kann von den in den Schulen Verantwortlichen nicht einfach grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass zu Hause eine Aufsichtsperson (meist eine Mutter) wartet, ob die Kindern nun hiltzefrei haben oder nicht.

Die Alternative für anderweitig gebundene Eltern, sich auf nachbarschaftliche Zufälligkeits-Betreuung und „das Prinzip Hoffnung“ zu verlassen, ist für uns kein akzeptabler Weg.

Welche anderen, chancenreichen Möglichkeiten gibt es?

Wie hier auch veröffentlicht, bin ich selbst auch Lehrer und weiß, vonvon ich schreibe.

Selbstverständlich ist es für gelingende Lernprozesse günstiger, wenn die schulischen Räume nicht überhitzt sondern angenehm temperiert sind.

Andererseits führen viele (Klassen-)Lehrer/innen die für mich nachvollziehbare Klage, dass sie zu wenig zeitliche Spielräume für die Aushandlung von Gruppen-Prozessen (Absprachen, Klärungen von Missverständnissen, Konfliktregelungen), für Beziehungspflege oder auch für individualisierte Begleitung von Schüler/innen haben.

Was spricht dagegen, wenn ein Regelunterricht tatsächlich nicht mehr zumutbar erscheint, die Kinder nicht nach Hause zu schicken, sondern sie in einer spielerischeren, offeneren Form zu begleiten? – Wie würde sich zum Beispiel das Gruppen- und Klassen-Klima positiv verändern, wenn die Gruppe gemeinsam Spiele oder Quiz erleben könnten?

Was spricht dagegen, die Kinder in der Anfertigung ihrer Hausaufgaben zu unterstützen, so dass sie nach Heimkehr dann tatsächlich alle notwendigen schulischen Arbeiten erledigt haben und ins ersehnte Schwimmbad gehen könnten?

Ein positiver Nebeneffekt: Die Schulen werden verlässlich, das heißt berechenbar.

Ganz nebenbei wäre damit ein fortdauerndes Ärgernis an manchen Schulen beseitigt, dass die Stundenpläne nämlich gelegentlich nicht den Vormittag abdecken und dies auch nicht verlässlich, das heißt planbar, gehandhabt wird.

Es gab einmal eine Zeit, als Politiker/innen gerne von der „verlässlichen Grundschule“ sprachen. Diese Formel ist leider nie belastbar ausgestaltet und nach meiner fast vierjährigen Erfahrung mit einer der größten Grundschulen Baden-Württembergs schon gar nicht umgesetzt worden.

Neudings wird gerne von ganztags betreuenden Schulen gesprochen und mancherorts auch schon geplant.

Wir wünschen uns erst einmal eine berechenbare Halbtags-Schule (nicht nur für Nutzer von zusätzlichen Hort- und Kernzeit-Betreuungsangeboten!).

Zusammenfassung

Meine Frau und ich plädieren für eine grundlegende Umformulierung der Regelung von „hitzefrei“ in eine Möglichkeit, die schulischen Lern- und Aufenthaltsformen lockerer aber zeitlich verbindlich regelt.

Eine Diskussion ist sehr erwünscht.

Eine Diskussion – am liebsten in Form von Kommentaren zu diesem Artikel – ist sehr erwünscht.
Wer seine Meinung lieber über eine Mail mitteilen möchte, dem biete ich an, eine wechseitig abgesprochene Zusammenfassung hier zu veröffentlichen.

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zuletzt bearbeitet am 30.08.2009                               zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

Hirnforschung und Spannung – Größenwahn und Verantwortung

Zusammenfassung und Gliederung

Eine intelligente erzählte und spannende Geschichte über schräge Gedanken zur Hirnforschung und ihrer Missbrauchsmöglichkeiten.

Ein eigenes Lesevergnügen

Mit großen Vergnügen ließ ich mich von einem Thriller mit dem widersprüchlichen Titel „Kritik der mörderische Vernunft“ unterhalten. Der Autor Jens Johler entfaltet seine Geschichte von Anfang an auf mehreren Ebenen sehr kreativ. Schon mit der ersten E-Mail des Mörders fängt der Erzähler seine Leserinnen und Leser gekonnt ein.

johler_kritik_der_moerderischen_vernunftDie Erkenntnisse
der wissenschaftlichen Hirnforschung
können auch missbraucht werden.

Die Idee der spannenden Geschichte ist, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Hirnforschung zur Kontrolle der Menschen pervertiert werden.
Dem Größenwahn der konspirativen Gruppe von Hirnforschern, Sozialwissenschaftlern und Investoren entstpricht die verbohrte Haltung des Mörders, der sich selbst „Kant“ nennt.
Er mordet prominente Hirnforscher und legitimiert seine Taten mit Zitaten aus der kritischen Schrift „Terror der Wissenschaft“ des Wissensschafts-Journalisten Troller.

Keine alltägliche Geschichte mit schönen Schilderungen des Alltags

In seine spektakuläre und damit nicht alltägliche Geschichte flicht der Autor gekonnt Schilderungen von alltäglichen Gefühlsverwirrungen, die immer aktuelle Frage nach Liebe und gelingende Beziehungen und schließlich die Frage nach Verantwortung angesichts moderner wissenschafts-technischer Möglichkeiten ein.

Zusammenfassend: Ein Lese-Tipp

Wer von Hirnforschung und Philosophie eine Ahnung hat, wird Schlüsselbegriffe und Zusammenhänge wieder erkennen.

Die anderen werden vielleicht durch diese Lektüre zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit den Themen ermuntert.

Eine Lese-Empfehlung für Menschen, die sich für ein oder mehrerer der folgenden Themen interessieren

  • Hirnfoschung
  • lernen
  • Philosophie
  • investigative Recherche
  • Verschwörungstheorien
  • spannender Unterhaltung

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zuletzt bearbeitet am 04.11.2009 / 07:52                  zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht