Der Beginn eines neuen Schuljahres ist eine Chance, sich neu für eine erfolgreiche Lern-Strategie zu entscheiden, die regelmäßige Mitschriften, Nacharbeiten und Wiederholungen beinhaltet und durch ein entsprechendes Lehrer-Verhalten unterstützt wird.
Ein Schuljahres-Beginn ist eine neue Chance zur Verbesserung.
Für die Schülerinnen und Schüler und die Lehrkräfte hat in dieser Woche ein neues Schuljahr begonnen: Jeder Neuanfang kann auch als Chance für eine Veränderung zu einem erfolgreichen Lernen begriffen werden.
Dazu ist es hilfreich, einen kurzen Gedanken an die bisherigen Versuche zu verwenden und zu bewerten, welchen Erfolg die bisherige Praxis erbrachte. –
Wer damit zufrieden ist, hat keine Veranlassung etwas zu verändern.
Viele Schülerinnen und Schüler nehmen sich zu Beginn des Schuljahres aber vor „mehr zu lernen“ und „bessere Noten“ zu erreichen. –
Ein paar Empfehlungen
Statt auf „den letzten Drücker“ besser regelmäßig lernen
Die neurobiologischen Erkenntnisse der letzten Jahre bestätigen klar: Regelmäßiges Lernen ist dem saisonalen oder Kurz-Zeit-Lernen weit überlegen. Dies ist im Aufbau und der Funktion unseres Gehirns begründet.
Im Oberen Teil des Tafelbildes wird das bei den meisten Schülerinnen und Schülern übliche „Kurz-Zeit- oder Kellner-Lernen“ skiziert. Es ist geprägt vom Lernen „kurz vor knapp“ und führt leider bei hohem Aufwand doch häufig wieder zu sehr schnellem Vergessen.
Am unteren Rand des Tafelbildes wird deutlich, wie wir erfolgreich lernen:
regelmäßig
in kleinen Portionen.
Dafür gibt es viele gute Gründe aus neurobiologischen Erkenntnissen über Aufbau und Funktion des menschlichen Gehirns in den letzten Jahren.
Meine Behauptung
Die meisten Schülerinnen und Schüler, die bisher erst kurz vor der Klassenarbeit oder der Prüfung gelernt hatten, müssen nicht wesentlich mehr tun! Wenn sie ihre Lern-Anstrengungen besser über die Zeit verteilen, werden sie im Laufe der Zeit deutlich erfolgreicher lernen und damit auch bessere Noten bekommen.
Wir alle wissen, dass Sportler sinnvollerweise regelmäßig trainieren. So ist es auch Schülerinnnen und Schülern zu empfehlen, wichtigen Stoff regelmäßig zu bearbeiten, zu üben und zu wiederholen.
Ein erfolgreiches Verfahren für das schulische Lernen in drei Schritten
Im Unterrich in Stichworten regelmäßig mitschreiben und dabei großzügige Ränder lassen
Jede Unterrichtsstunde zu Hause kurz nacharbeiten und die wichtigsten Inhalte in eigenen Worten auf den rechten Rand zusammen schreiben.
Regelmäßige und geplante Wiederholungen, wenn ungefähr die Hälfte des Stoffes vergessen ist.
Was sich nach viel Aufwand und Anstrengung anhört, ist was Dauer ein auch nervenschohnendes Verfahren und führt in der Regel binnen weniger Monate zu erkennbar besseren schulischen Leistungen.
Lehrkräfte können dieses Umdenken fördern
Die Lehrerinnen und Lehrer können das notwendige Umdenken vom oft beklagten Kurz-Zeit-Lernen zu nachhaltigen und erfolgreicheren Lernwegen unterstützen. Ja sie sollten es meines Erachtens dringend tun!
Unter anderem können Sie zu Beginn des Schuljahres die Bedeutung der Mitschriften hervorheben und Beispiele für eine sinnvolle Mitschrift als Tafelanschrieb anbieten.
Auch die kurze Wiederholung des Lernstoffs der letzten Unterrichtsstunden (mit der Möglichkeit, dabei die Mitschriften zu nutzen) können Schüler/innen dazu bringen, ihre Notizen sorgfältig und geordnet zu führen und auch dabei zu haben.
Viel Erolg wünsche ich allen Schülerinnen und Schülern, allen Lehrerinnen und Lehrern und – nicht zu vergessen – den vielen Eltern, die sich in der Unterstützung ihrer Kinder engagieren.
Die Artikel-Reihe zur Schul-Entwicklung, besonders der dritte Text “ Schule verbessern (3): nachhaltig lernen lehren“ (These: Die Form der Klassenarbeiten hat auch eine wesentliche Bedeutung für das Lernverhalten der Schüler/innen. Langfristiges und damit nachhaltiges Lernen der Schüler hängt auch von der Unterrichtsgestaltung durch die Lehrer/innen ab!)
Allgemein ist die Funktion des Gehirns gut bekannt.
Wir wissen also theoretisch, wie Lernen gelingt.
In den Schulen wird aber überwiegend noch nach der Kurz-Zeit-Lern-Technik gearbeitet:
Zu Klassenarbeit muss der Inhalt gewusst werden, anschließend wird nichts mehr gefragt und nichts mehr wiederholt: Fast alles wird wieder vergessen!
Diese Erfahrungen aus Unterricht und Prüfungen machen mich sehr unzufrieden und nachdenklich: Eine andere Art der Klassenarbeiten kann eine Verhaltensänderung hin zum nachhaltigen Lernen der Schüler/innen bewirken.
Das Wichtigste in der Schule scheint mir zu sein, dass die Schülerinnen und Schüler lernen, wie sie sich selbst notwendiges Wissen selbst erarbeiten und dass sie dabei effektiv werden.
Bisher habe ich dies dadurch angestrebt, dass ich zu Beginn meines Unterrichts über Grundlagen des Lernens und ein paar prinzipielle Funktionen des menschlichen Gehirns informierte und für ein dreistufiges Lern-Verfahren der Schüler warb.
Ein paar Schüler haben diese Empfehlungen aufgenommen und damit gute Erfahrungen gemacht. Es tut gut, nach einigen Jahren dann davon zu erfahren.
Die Mehrheit meiner Schülerinnen und Schüler hat aber zum Zeitpunkt, da ich ihnen eine neue Form des Lernens vorgeschlagen habe, bereits ihre eigene Vorgehensweise eingeübt und sehr stark verfestigt.
Eine Änderung dieses Verhaltens kostet Energie. Warum sollten sich die Schülerinnen und Schüler anstrengen? – Überwiegend hat die weit verbreitete Methode, erst kurz vor der Klassenarbeit zu lernen, bisher doch funktioniert!
Eine realistische Bestandsaufnahme:
Die Mehrheit der Schüler/innen lernt nach dem „Kellner-Prinzip!“
Wer Schülerinnen und Schüler aufmerksam beobachtet (und ich tue dies im Unterricht und manchmal auch in den Straßenbahnen vor und nach dem Unterricht) wird feststellen und hören können, dass sie erst kurz vor Klassenarbeiten oder Prüfungen wirklich ernsthaft lernen.
Sie haben dieses Verhalten gelernt. – Bisher hatte es in der überwiegenden Anzahl der Fälle auch funktioniert.
Wir Lehrerinnen und Lehrer haben sie so trainiert, denn wir prüfen in der Regel immer noch am Ende einer Unterrichtseinheit. Das hat ja auch einigen Sinn! Allerdings gibt es auch Nebeneffekte dieser Lehrer/innen-Verhaltens.
Es führt eben leider dazu, dass die Erträge dieser manchmal heftigen Lern-Bemühungen – weil im Kurzzeit-Gedächtnis gespeichert – eben auch nur kurz dort bleiben und dann sehr schnell wieder verloren gehen. – Langfristig bleibt eher eine Abneigung und ein Erlebnis von „Ich kann das halt nicht gut!“, also eher eine Ent- als Er-Mutigung.
Es werden frühere Unterrichtsthemen in Klassenarbeiten abgefragt.
Die Idee in Stichworten:
Optimal: Die in einer Klasse oder einer Jahrgangs-Stufe unterrichtenden Lehrkräfte einigen sich auf dieses gemeinsame Vorgehen.
Die betroffenen Klassen oder Kurse bekommen einige Grundinformationen über Lernen-lernen und die Grundfähigkeit des menschlichen Gehirns, mehrmals selbständig bearbeiteten Stoff gut zu erinnern.
Dann wird angekündigt, dass zukünftig jeweils ein Viertel der erreichbaren Punkte in einer Klassenarbeit oder Klausur über Aufgaben aus länger zurückliegendem und wiederholtem Unterrichtsstoff zu erarbeiten sein wird.
Vor jeder Klausur wird der entsprechende Stoff rechtzeitig angekündigt und in einer Schulstunde neu entstandene Fragen auch beantwortet.
Für diese Wiederholungs-Stunde für länger zurückliegende Inhalte eignet sich die „Über-Kreuz-Frage-Methode“, wie sie im Beitrag „vierfach effektiv lernen“ dargestellt wurde.
Begründung
Nur wenn es eine Verhaltensänderung (hin zum nachhaltigen Lernen, das heißt regelmäßigen Wiederholen und selbständigen Arbeiten) einen Unterschied macht (und das bedeutet für Schüler/innen, wenn die Noten sich ändern), werden wir ein anders Lehr-Lern-Verhalten etablieren können!
Die Schüler/innen haben diese Verhaltensweisen als Reaktion auf bisherigen Unterricht und ihre Erfahrungen mit Leistungsmessungen entwickelt. Der Ansatz für eine Veränderung muss demnach höchstwahrscheinlich und logisch auch wieder in einer anderen Art von Unterricht und Formulierung von Aufgaben für Klassenarbeiten liegen.
Kurzfristig wird sich der gefühlte Leistungsdruck bei der Schüler/innen erhöhen. (Ich höre sie schon rufen: „Was sollen wir denn noch alles lernen?“
Langfristig wird diese gehirngerechtere Art zu lernen die Schüler/innen aber entlasten, denn sie werden sich durch regelmäßiges Wiederholen und Fragen-Stellen-Können in der Wiederholungsstunde vor der Klassenarbeit die Inhalte länger merken und neue Inhalte besser merken und einordnen können.
Eine Diskussion über Kommentare ist mir herzlich willkommen!
Schule verbessern (3): nachhaltig lernen lehren (These: Die Form der Klassenarbeiten hat auch eine wesentliche Bedeutung für das Lernverhalten der Schüler/innen. Langfristiges und damit nachhaltiges Lernen der Schüler hängt auch von der Unterrichtsgestaltung durch die Lehrer/innen ab!)
Schulen haben das Ziel, Schüler/innen in ihrem Lernen zu fördern,
während sich unsere Welt in rasenden Tempo verändert. Dies bedeutet, dass auch die Institutionen des Lernens (Schulen und Fortbildungseinrichtungen) sich weiter entwickeln müssen, um ihre Ziele zu erreichen!
Meine Erfahrung mit Institutionen sind allerdings, dass einmal entwickelte und eingeübte Abläufe selten nochmals überdacht werden und so Entwicklungen nicht stattfinden.
Regelmäßige Reflexionen können allen an Schulen Beteiligten zum Lernen und zur Weiterentwicklung helfen.
Vom Ziel der Schule her denken: „Lernen möglich machen“
Wie im ersten Text zu dieser Reihe schon angedeutet, halte ich es für wesentlich, dass die Schulen selbst zu lernenden Organisationen werden.
Denn das Haupt-Ziel schulischer Einrichtungen ist es, Lernprozesse (besonders für die Schülerinnen und Schüler dort) möglich zu machen.
Dieses Ziel kann umso wirksamer angesteuert und umso glaubwürdiger vertreten werden, je konsequenter es auch auf die eigene Praxis (des Unterrichtens und der Verbesserung der Schul-Organisation) angewendet wird.
Dafür benötigen die Lehrkräfte und die Leitenden eine entsprechende Haltung:
„Es gibt noch etwas zu lernen!“
Wer schon annimmt, dass sie oder er schon alles weiß, wird konsequenterweise aufhören zu lernen. Dass ich es grundsätzlich für nicht realistisch halte, habe ich im ersten Artikel zu dieser Reihe schon ausführlich dargestellt: Die Welt, unsere Umwelt, ändert sich zu schnell, um tatsächlich annehmen zu können, wir hätten schon alles Notwendige gelernt.
Selbst beschreibe ich mich als neugierigen Menschen und ich vermute, dass diese Fähigkeit, andere Sichtweisen und andere Menschen interessant zu finden, mir viele Freude an meinem Umgang mit Schülerinnen und Schülern ermöglicht.
Ich nehme tatsächlich an und werde darin fast täglich bestätigt, dass ich noch etwas dazu-lernen kann. – In dieser Haltung bin ich bereit, mir Neues beizubringen und beibringen zu lassen.
Ein wesentlicher, erster, einfacher und hoch wirksamer Schritt: „regelmäßig reflektieren“
Wer immer aktiv ist und nicht auch einmal in Ruhe zurück schaut, wir nur zufällig ungünstige Verhaltensweisen entdecken und sich einen mühsamen Weg immer und wieder vornehmen.
Ich schlage vor, regelmäßig nach Aktivitäten, Projekten oder Arbeitszeiträumen auch auszuwerten – neudeutsch: zu reflektieren.
In der Reflexion werden die Ziele mit den Erträgen verglichen und die förderlichen und hinderlichen Faktoren und Verhaltensweisen benannt. So kann jemand entdecken, wie ein Ziel günstiger (einfacher, weniger anstrengend oder auch effektiver – oder: ohne weniger Ärger bei Betroffenen) erreicht werden kann.
Manchmal führt eine solche Reflexion auch dazu, die Ziele selbst zu hinterfragen – oder auch zu bemerken, dass die Zielvorstellungen gar nicht vorhanden oder undeutlich sind.
In einem der nächsten Beiträge in dieser Reihe werde ich dies am Beispiel des nachhaltigen Lernens deutlich machen und dazu einen Vorschlag vorlegen.
Schule verbessern (3): nachhaltig lernen lehren (These: Die Form der Klassenarbeiten hat auch eine wesentliche Bedeutung für das Lernverhalten der Schüler/innen. Langfristiges und damit nachhaltiges Lernen der Schüler hängt auch von der Unterrichtsgestaltung durch die Lehrer/innen ab!)
Die Welt, für die Kinder, Jugendliche, Auszubildende und Studierende gebildet und ausgebildet werden sollen, verändert sich mit zunehmender Geschwindigkeit. Die Steigerungsraten sind exponentiell.
Damit werden die Rahmenbedingungen für Schulen, Ausbildungen und Studiengänge extrem unübersichtlich.
Klagen helfen nicht! – Alle Beteiligten sollten sich damit auseinander setzen und produktiv nach Lösungswegen und Lösungen suche.
Bleiben Sie positiv gestimmt und formulieren Sie auch positiv.
Mit diesem Artikel beginne ich eine lose Reihe mit gesammelten Ideen und Überlegungen zur Verbesserung der Schulen.
Gejammert und beklagt wird genug über:
mangelnde Ausstattung der Schulen und Klassenzimmer
die optimierbare Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer
fehlende Schlüsselqualifikationen, Grundbildung und auch Erziehung von Schülerinnen und Schülern
schlechtes Image der Lehrkräfte und der Schulen, Ausbildungen und Studiengänge
Aus meiner Kenntnis hirnphysiologischer Bedingungen des menschlichen Lernens weiß ich, dass Verneinungen vom Gehirn ignoriert werden. Damit sind Negativ-Aussagen genau nicht produktiv handlungsleitend, sondern sie wirken in die unerwünschte Richtung: Die beklagten Zustände werden in dieser Negativ-Sprache für das Gehirn statt dessen bestätigt und verfestigt!
Bedenkenswerte Ansätze und gute Praxis wird hier gesammelt und weiter gegeben.
Es gibt eine Menge guter Ideen und bedenkenswerter Ansätze. Manchmal sind sie allerdings etwas versteckt. Manchal wundere ich mich im Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen, dass diese von einer Quelle oder eine Idee noch nichts erfahren hatten.
Dies war dann zuletzt der Anstoß für diese Reihe: Wenn ich etwas Anregendes finde oder schon kenne, von dem ich annehme, dass diese Idee oder Praxis aufbauende für gute Schulen der Zukunft sein könnte, werde ich davon dieser Reihe „Schule verbessern“ berichten.
Shift happens! – Did You Know?
Schon vor über einem Jahr wurde ich auf eine kurze Präsentation aufmerksam: Der US-Amerikaner Karl Fisch hatte in sechs Minuten die immensen Veränderungen in unserer Gesellschaft und die sich in rasantem Tempo verändernden Anforderungen an die zukünftigen Generationen eindrucksvoll zusammen gestellt. – Er gab seiner Präsentation den hintergründig anlautenden Titel „Shift happens!“
Neulich stieß ich wieder darauf und stellte fest, dass es inzwischen mehrere aktualisierte Versionen und auch eine etwas ältere deutsche Version im Netz gibt:
Eine aktualisierte, deutsche Version von März 2009:
direkt zu Youtube
[Ursprünglich entwickelt von Karl Fisch, unterstützt von Scott McLeod. Dann ins Deutsche übersetzt von Bernd Nürnberger und schließlich weiter angepasst in März 2009 von Barry van Setten.]
Einige bemerkenswerte und herausfordernde Aussagen:
Ganz viele Rahmenbedingungen ändern sich in zunehmender Geschwindigkeit. Die Kurve verläuft exponentiell!
Die Bevölkerungsanteile der Weltbevölkerung werden sich sicher verschieben.
Das verfügbare Wissen wächst rasend schnell und die Zugangsmöglichkeiten für viele Menschen wachsen noch schneller.
Durch expotenziell wachsende Medien-Nutzung verändert sich unsere Wahrnehmung der Welt und die Bewertung des Wissens
Schließlich können wir annehmen, dass die Anforderungen an erfolgreiche Lernumgebungen sich auch verändert haben.
…
Nun beginnt die pädagogische Herausforderung
Was bedeutet dieser Wandel für Schülerinnen und Schüler und natürlich auch für Lehrerinnen und Lehrer?
Die Diskussionen haben in manchen Kollegien und Meinungsgruppen und der pädagogischen Theorie begonnen.
Nun sind die Lehrkräfte gefordert, Versuche zu starten, zu erproben und Erfahrungen zu sammeln.
Die Lehrkräfte und die Schule sollen selbst in einen Lernprozess eintreten.
(Mehr dazu bald in einem nächsten Text in dieser Reihe.)
Weitere Tipps und Hinweise und selbstverständlich auch Diskussionsbeiträge sind sehr erwünscht
Wenn Sie Material verfügen
über Ausgangspunkt für neue Entwicklungen
über erfolgsversprechende Ideen
oder gelingende Praxis
bitte ich um einen Hinweis und möchte diese Tipps und Materialien dann gerne wieder hier veröffentlichen.
Schule verbessern (3): nachhaltig lernen lehren (These: Die Form der Klassenarbeiten hat auch eine wesentliche Bedeutung für das Lernverhalten der Schüler/innen. Langfristiges und damit nachhaltiges Lernen der Schüler hängt auch von der Unterrichtsgestaltung durch die Lehrer/innen ab!)
Mit diesem Beitrag eröffne ich eine neue thematische Reihe zu einem meiner Lieblings-Themen, der Gestaltung von effektiven Lernprozessen.
In lockerer Folge werde ich immer wieder darauf zurückkommen und weiter schreiben.
Was früher „Lerntagebuch“ hieß, wird heute „Portfolio“ genannt.
Früher hätte man ein „Lerntagebuch“ angefertigt, in dem die Ausgangslage, die Ziele, Kriterien für die Zufriedenheit mit dem erreichten und – bei ganz gewitzten Auftraggebern – auch noch die Stolpersteine und die Belohnung am Ende, wenn das Ziel erreicht wurde, notiert wurde.
Heute wird eine solche Sammlung von Reflexionen „Portfolio“ genannt.
Manchmal wird unter diesem Begriff auch nicht nur die gebündelte Reflexion sondern auch die Sammlung der Ergebnisse selbst verstanden.
Wer die eigenen Ziele kennt, kann sie auch anstreben.
Der erste Schritt, ist ein Ziel zu haben: Irgend etwas möchte ich lernen, herausfinden oder üben.
Wenn ich mir dann noch die Mühe mache, dieses Ziel auch schriftlich fest zu halten, bemerke ich, ob ich mir darüber im Klaren bin, mir selbst sicher bin oder doch noch etwas undeutlich blieb und noch geklärt werden sollte.
Wer sich der eigenen Fallen bewusst ist, kann diese eher vermeiden.
Wer kennt das nicht? Ich habe mir etwas vorgenommen, fange an und lande dann doch (wie schon so oft) bei einer ganz anderer Tätigkeit. Vielleicht ist dies der Hinweis auf einen oft begangenen Umweg, sozusagen eine ständige Einladung an mich selbst, nicht die Hauptsache sondern eine viel lieber geübte Nebensache zu tun.
Wer Arbeitsblätter erstellen soll, kennt vielleicht die Verlockungen moderner Textverarbeitungsprogramme, das Aussehen des Textes mit den vielfältigen Möglichkeiten „zu optimieren“ – ein oft begangener Umweg.
Wer Hilfen kennt, kann sich unterstützen lassen.
Auch die Möglichkeiten der Unterstützung für die Erreichung des Ziels zu beachten und zu nutzen, ist sinnvoll und kann das Ziel erreichbarer werden lassen.
Es motiviert zusätzlich, wenn ich mir für das Ziel eine Belohnung überlegt habe.
Gerade lohnende, also oft schwierige Ziele bedürfen einer großen Kraftanstrengung und meistens auch eines Durchhaltewillens. Um diese Kraft und Disziplin auch wirklich aufzuwenden, kann ich mich mit einer selbst ausgelobten Belohnung zusätzlich motivieren.
Selbst habe ich gute Erfahrungen mit der Übung „Vertrag mit mir selbst“.
Folgende – oder ähnliche Fragen – beantworte ich für mich selbst schriftlich:
Was möchte ich (bis wann) erreichen?
(Woran werde ich bemerken, dass ich dieses Ziel erreicht habe?)
Was werde ich für dieses Ziel (bis wann jeweils) tun?
Mit welchen drei ersten Schritten beginne ich (bis wann jeweils)?
Was könnte ich tun, um nicht erfolgreich zu sein?
Wer oder was könnte mich (wie) in meinem Ziel unterstützen?
In welchen Zeiträumen werde ich wieder über diese Ziele und wie weit ich gekommen bin nachdenken?
(Diese Termine werden in meine Terminplanung übertragen.)
Wie werde ich mich selbst für meinen Erfolg belohnen?
(Wie werde ich mit wem mein erfolgreich erreichtes Ziel feiern?)
Diese Übung kann sowohl am Anfang des Unterrichtsjahres, einer Unterrichtseinheit oder eines Themas in der Beratung stehen. Sehr empfehlenswert ist es, sich schriftlich fest zu legen. Wesentlich sind auch die (mit sich selbst) vereinbarten Überprüfungs-Termine. – Entschiedenheit ist gefragt.
Dieser Beitrag gehört zur Reihe „selbstmotiviert lernen“:
„Bildung ist eine wichtige Aufgabe
– für die Zukunft!“
In Sonntagsreden kann man diesen oder ähnliche Sätze immer wieder hören.
Ich erlebe, dass die Rahmenbedingungen für die Bildung, für Kindergärten, Schulen und Ausbildungen – entgegen allen schönen Versprechungen in Sonntags-Reden – leider ausgesprochen unterfinanziert sind. Vieles scheint bei der Verteilung der Mittel dann doch noch wichtiger als Schule und Bildung zu sein.
Manchmal hilft Humor oder ein kabarettistischer Blick.
Ich hoffe auf ein – hoffentlich auch irgendwie – befreiendes Lachen oder wenigstens Schmunzeln von Ihnen.
Nach der Entspannung können Sie vielleicht besser und wollen dann auch unter nachweislich ungünstigen Rahmenbedingungen pädagogisch arbeiten.
Für viele Menschen ist jetzt im Sommer die Zeit, in der sie Urlaub machen können.
Ich wünsche allen, dass ihnen gelingt,
Routinen zu unterbrechen
Abstand zu gewinnen und abzuschalten
sich zweckfrei Zeit zu geben
und sich gut zu erholen.
Außerdem ist die Urlaubszeit auch eine Möglichkeit,
sein Leben nochmals in Ruhe zu betrachten
und nach Orientierung zu schauen,
auch
auf sich selbst und Orientierungen zu hören
(für Bibel-Leser/innen: vgl. 1 Kön 3, 5.7-12),
Ziele zu überprüfen und neue Ziele zu setzen.
Dazu können solche – oder ähnliche – Fragen hilfreich sein:
Womit bin ich zufrieden?
Was wünsche ich mir nicht so, wie es ist? Wie sollte es meines Erachtens werden?
Habe ich ein großes Ziel oder mehrere kleine Ziele? Welche?
Wenn ich Ziele hatte, habe ich diese erreicht? Wie weit? Wie? Warum eventuell nicht?
Mit welchen Personen möchte ich mehr Kontakt?
Welches Thema in meinem Leben soll mehr Energie bekommen?
Was sagt mein „Herz“ (Gefühl, Intuition)?
Meine eigene Erfahrung mit solchen „Zwischenbilanzen“, die ich gerne für mich selbst aufschreibe und aufbewahre, ist sehr positiv.
Ich werde mir so wieder ausdrücklicher meiner Ziele, meiner Bewertungen („Erfolg“ oder „Misserfolg“ bewusst.
Aus diesen Bilanzen entwickle ich dann kurz- und mittelfristige Ziele.
Ich wünsche allen Leser/innen von Herzen, dass ihre Bilanz zufriedenstellend ausfällt und dass sie sich anregend, vielleicht sogar herausfordernde Ziele für Ihren nächsten Lebensabschnitt setzen können.
Moderne Hirn- und Lernforschung regen mich an.
So schlage ich hier ein vierfach gestuftes und aktivierendes Verfahren
zur Vertiefung und Überprüfung des Lernstoffs vor.
Ausgangslage
Der „Stoff“ ist mindestens einmal im Unterricht durchgearbeitet.
Anschließend stellen sich allen Beteiligten folgende Fragen:
Haben die Schülerinnen und Schüler den Inhalt (und – noch wichtiger: die Zusammenhänge) auch gelernt?
Was wissen die Schüler/innen wirklich?
Wie kann dieses Wissen so verfestigt werden, dass sie sich auch noch in Monaten und Jahren daran erinnern und es anwenden können?
Wie kann dieses vertiefende Lernen auch noch Spaß machen?
1. Schüler/innen entwickeln selbst Test-Fragen zum Unterrichtsthema
Die Klasse wird in Arbeitsgruppen zu 6 bis maximal 8 Personen eingeteilt. Die Schüler/innen setzen sich in diesen Gruppen in eine sinnvolle Sitzordnung.
Jede Gruppe entwickelt 1 bis 3 Test-Fragen zum Unterrichtsstoff und hält diese – gut lesbar – auf Zetteln (für jede Fragen einen einzelnen).
2. Schüler/innen formulieren selbst die erwartete, richtige Antwort
Anschließend schreiben die fragenden Gruppen eine jeweils optimale Antwort (sozusagen einen „Erwartungshorizont“).
3. Spielerische Test-Situation mit Bewertung durch die fragenden Schüler/innen-Gruppen
Nun werden die Fragen in der Klasse öffentlich gestellt und von einer anderen Gruppe beantwortet. Die fragende Gruppe bewertet die Antwort einer anderen Gruppe auf dem Hintergrund ihrer vorher aufgeschriebenen, als optimal erwarteten Antwort und gibt eine Note.
4. Überprüfung und mögliche Ergänzung oder Korrektur durch die Klasse und die Lehrkraft
Diese Bewertung wird von der gesamten Gruppe und der Lehrkraft überprüft. Möglicherweise sollte eine Antwort inhaltlich ergänzt oder eine Bewertung korrigiert werden.
Meine Erfahrungen mit diesem Verfahren
Nach anfänglichem Zögern und verständlicher Unsicherheit ob des ungewohnten Verfahrens lassen sich die meisten meiner Unterrichtsgruppen auf diese Art der spielerischen Lern-Kontrolle und Vertiefung des Verständnisses ein.
Den meisten Gruppen waren dann auch mit Spaß bei der Sache.
Bei mehrmaliger Anwendung – zum Beispiel in der Oberstufe – vermute ich auch bei Einzelnen einen Impuls zu veränderten, sinnvolleren Lern-Formen. (Vereinzelte Rückmeldungen von Schüler/innen haben mich erreicht und bestätigen meine Hoffnung.)
Mögliche Erweiterung
Noch tiefer wird ein auf dauerhaftes Lernen angelegtes Verhalten der Schüler/innen, wenn der überprüfte Stoff der letzten oder vorletzten Unterrichtseinheit entnommen wird. Dann wird kurzfristiges Pauken auf die morgen anstehende Klassenarbeit (nach dem „Kellner-Prinzip“: servieren und vergessen) nicht mehr belohnt und möglicherweise durch eine sinnvollere Lernmethode (regelmäßig kleine Portionen wiederholen) ersetzt.
(Vgl. dazu „Lernen: Für das Leben, nicht für die Klassenarbeiten! (…) Mit dieser einfachen Änderung werden Schüler und Studenten dazu angehalten, nachhaltig zu lernen und nicht ihre Zeit mit sinnlosem Gepauke zu verwenden.“ (SPITZER, Manfred: Lernen. Gehirnforschung und die Schule des Lebens. Heidelberg – Berlin: Spektrum. Akademischer Verlag; 3., korrigierte Auflage 2003; 410f)
Literatur-Hinweis und Quelle
SPITZER, Manfred: Lernen. Gehirnforschung und die Schule des Lebens. Heidelberg – Berlin: Spektrum. Akademischer Verlag; 3., korrigierte Auflage 2003:
Was Lernen beeinflusst (139-156 zu Aufmerksamkeit; 175-195 zu Motivation)
Schule (399-421)
Auch die hier dargestellte Grundidee wurde mir über Manfred Spitzer bekannt. Leider fand ich die exakte Quelle nicht mehr, in der er ein sehr ähnliches Verfahren für die Überprüfung von mathematischem Unterrichtsinhalt berichtete.
Aus der Artikel-Reihe „Schule verbessern“, besonders Teil 3: nachhaltig lernen lehren
These: Die Form der Klassenarbeiten hat auch eine wesentliche Bedeutung für das Lernverhalten der Schüler/-innen. Langfristiges und damit nachhaltiges Lernen der Schüler hängt auch von der Unterrichtsgestaltung durch die Lehrer/-innen ab!
Das nahe Ende des Schuljahres ist eine günstige Zeit, sich von ausgewählten Lerngruppen eine Rückmeldung ein zu holen. (In der sozialwissenschaftlichen Fachsprache werden solche Rückmeldungen als „Feedback“ bezeichnet.)
Anonymität hilft der Wahrheitsfindung.
Im Gegensatz zu den Empfehlungen für ein persönliches Feedback halte ich beim Feedback in der Schüler-Lehrer-Beziehung Anonymität für sinnvoll. So kann schon die Idee, eine Rückmeldung hätte (langfristig) Auswirkungen auf die Leistungsnoten, im Keim umgangen werden.
Formalisierte Fragebögen ermöglichen bei wiederholter Anwendung die Einordnung.
Durch die mehrmalige Verwendung formalisierter Fragebogen-Formen kann die Lehrkraft im Laufe der Jahre zwischen Gruppen und Konzepten vergleichen und so die Rückmeldungen der Schüler/innen-Gruppen besser einordnen.
Vorschläge können hier auf Ihren Rechner herunter geladen werden:
Bitte beachten Sie das Copyright und geben bei Verwendung oder Abänderungen bitte die Quelle an. Danke.
ausführliche, zweiseitige Form – mit Schulnoten – überwiegend zum Ankreuzen
(DIN A 4 doppelseitig; veränderbar – als word-Datei; 74 KB – Wenn jemand die exakt, ursprüngliche Quelle weiß, bin ich für einen Hinweis dankbar.)
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