In vielen sozialen Berufen gehört die Einführung von Neulingen in die Profession selbstverständlich zum Berufsbild.
Ein Praktikum ist Gelegenheit für Einblicke und erste Probe-Handlungen im neuen, beruflichen Umfeld.
Ein Referendariat ist darüber hinaus Gelegenheit, langsam in die Berufsrolle hineinzuwachsen und dabei unterstützt zu werden.
Dabei gewinnen nicht nur die Praktikantin / der Praktikant oder die Referendarin / der Referendar:
Auch die Anleitenden können sich ihrer Rolle versichern und neue Einsichten entdecken.
In dem ich die Rahmenbedingungen und wesentlichen Aspekte meiner Berufsrolle kurz darstelle, werde ich mir dieser wieder bewusst oder bewusster.
Ich selbst formuliere aktuell meine Freude an Kontakt mit vielen Menschen und die Lust, ihnen Lerngelegenheiten zu geben.
Beispielsweise – hier am Berufsbild des Allgemeinbildners in den beruflichen Schulen – meine aktuelle Stichwort-Liste:
Grundsätzlich muss ich organisieren, dass ich zum vereinbarten Zeitpunkt mit den nötigen Informationen am vereinbarten Ort bin (Selbstorganisation).
Mein Ziel ist, Lernprozesse bei den Schülerinnen/Schülern anzuregen und zu begleiten (Dazu gehören Information, Instruktion und möglichst vielfältige Lernaktivitäten der Schülerinnen/Schüler.)
Unterricht definiere ich als zielgerichtetes und bewusstes Handeln der Lehrkraft und der Schülerinnen/Schüler.
Unterricht wird geplant und vorbereitet (sinnvolle Archivierung von geleisteten Vorbereitungen).
Die Lehrkraft steuert soziale Prozesse, reguliert und bewertet. Dazu bedarf es auch der Absprachen (siehe nächster Punkt).
Nach meiner Vorstellung kooperieren Lehrkräfte mit Kolleg/innen, Ausbilder/innen und Erziehenden und … .
Sie reflektieren auf ihre eigene Praxis und bilden sich fort (in manchen Situationen können solche Impulse auch von den Praktikant/innen, aus Pausengesprächen oder aus der Zeitungslektüre stammen).
Zu einem für mich zufriedenstellenden Berufsbild als Lehrkraft gehören auch die ausbalancierten Polaritäten von Aktion und Entspannung und Routine und Innovation (herkömmlich „Work-Live-Balance“ genannt).
Dieses Jahr fiel der Erntedank-Sonntag direkt vor den Welt-Lehrertag.
Was hat das eine mit dem anderen zu tun?
– Gibt es eine Verknüpfung oder Verbindung?
Für mich schon.
Ich bin für meinen Lehrer-Beruf dankbar.
Ich bin dankbar, einen sinnvollen und schönen Beruf ausüben zu können: Mit Heranwachsenden an deren Bildung und Ausbildung mitzuwirken, macht mir Freude und ich genieße, eine so offensichtlich sinnvolle Erwerbsarbeit ausüben zu können.
Ich schätze die Möglichkeit, mit jungen Menschen an deren Themen (und auch Problemen) arbeiten zu können und so auch persönlich herausgefordert zu werden.
Schließlich bin ich dankbar für die Gestaltungsspielräume, die ich als Lehrkraft habe.
Spätestens in Schulentwicklungsprozessen werden Lehrkräfte zu kollegialer Unterrichtsbeobachtung und Feedbacks herausgefordert.
Nur weniger Lehrerinnen und Lehrer wollen sich in die Karten schauen lassen.
Zwar komme ich selbst ursprünglich aus einer team-orientierten Arbeitskultur, doch schon nach wenigen Monaten im schulischen Arbeitsfeld wurde mir eine neue Scheu bewusst: Ich vermied zunehmend, noch nicht fertig entwickelte Unterrichtsentwürfe und Materialien dem Blick der Kolleginnen und Kollegen auszusetzen.
Erst ein bewusster Entscheid gegen diesen Sog der Vermeidung, konnte dies ändern.
Tatsächlich können wir durch Feedback viel gewinnen.
Auch selbstbewusste Lehrkräfte – und gerade solche – wissen, dass sie Fehler machen oder noch nicht die beste aller Wege gefunden haben.
Wenn wir Lehrkräfte es also wagen, unsere vorläufigen Skizzen und Entwürfe dem fachkundigen Blick der anderen Fachkundigen auszusetzen, so können wir gewinnen:
neue inhaltliche Ideen
fachliches Korrektiv
methodische Vielfalt
vielfältige Zugänge
…
Empfehlenswertes, hilfreiches Raster
Das Basismodell zur Unterrichtsbeobachtung hat sich in meiner Praxis der Selbstreflexion und des kollegialen Feedbacks bewährt:
Achtung: Mit einer methodischen Intervention verändert man auch das System
Nach meinem Eindruck ist es vielen, die voller guter Absichten eine methodische Idee vorschlagen – in diesem Falle das Feedback zwischen Kolleg/innen – nicht bewusst, dass sich dadurch langfriste Folgen ergeben können.
Recht bald werden weitergehende Fragen aufgeworfen.
Einige stelle ich beispielhaft dar:
Welches Selbstbild haben die beteiligten Lehrpersonen?
Welche Lern- oder Entwicklungskultur gibt es in der Organisation (hier: Schule)?
Wie steht die Leitung zu solchen Prozessen, die Entwicklungen befördern können/sollen?
Welche Leitvorstellungen hat die Schule?
…
Herzlichen Dank an Kolleginnen und Kollegen für Anregungen
Danke an die
Herausgeber:
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg
Gabriele Tepaß (verantwortlich),
Referat Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung, Personalentwicklung
Sandra Winterhalter,
Referat Grundsatzfragen und Qualitätsmanagement beruflicher Schulen
Autorenteam:
Manuela Droll, Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (BS) Weingarten,
Roland Knoblauch, Fachberater Schulentwicklung beim Regierungspräsidium Tübingen,
Alexander Moser, Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (BS) Freiburg,
Claudia Rugart, Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (BS) Karlsruhe,
Hans-Joachim Tomerl, Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (BS) Stuttgart
Für einen guten Unterricht sind Lehrpersonen auf eine gesunde und leistungsfähige Stimme angewiesen. – Bewusster Einsatz und Stimm-Hygiene sind darum wichtige Bestandteile professioneller Selbstfürsorge für Lehrende.
Lehrkräfte sind auf ihre leistungsfähige Stimme angewiesen.
Die meisten Lehrerinnen und Lehrer sagen, dass sie ohne ihre Stimme nicht unterrichten können:
moderieren, Zusammenhänge und Aufgaben darstellen
zur Aufmerksamkeit auffordern und disziplinieren
rückmelden, unterstützen und ermutigen
Ich habe auch – im seltenen Ausnahmefall – schon „stimmlos“ unterrichtet und die gesamte Kommunikation mit der Klasse schriftlich über die Projektion stattfinden lassen. Das ist tatsächlich nur im äußersten Ausnahmefall zu empfehlen.
Besonders belastend für die Stimme einer Lehrkraft sind
laute (große, methodisch ungeübte oder undisziplinierte) Klassen
lange Lehrervorträge in unruhiger Umgebung
dauernder Frontal-Unterricht, d.h. alles Unterrichtsgeschehen läuft über die Kommunikation mit dem Lehrer
Schon bei der Planung von Unterrichtstagen kann man darauf achten, eine Häufung solcher Situationen an einem Tag oder in einer Woche zu vermeiden: So kann z.B. Wissensinput auch über Medien (Lehrfilme, Informationsblätter oder Recherche-Aufgaben an die Schüler/innen) organisiert werden. Oder eine Aneignungsphase darf auch einmal als Gruppenarbeit mit anschließender Fragerunde zu den wenigen verbliebenen Unklarheiten geplant werden.
Schonung und Pflege der Stimme sind sinnvoll.
Viele Lehrkräfte schätzen ihre stimmliche Belastung als sehr hoch oder gar zu hoch ein (siehe auch Stimmt die Stimme, stimmt die Stimmung. In: PÄDAGOGIK 6’13 ).
Wenn die Stimme sich angestrengt anfühlt, brüchig oder gar heißer wird, soll dringend gehandelt werden.
Ich empfehle dringend, kompetenten Rat einzuholen:
Musikmediziner/innen
HNO-Fachärzt/innen
Stimm- und Atem-Therapeut/innen
Singen wird von den Kundigen immer wieder empfohlen: Singen macht Freude und pflegt Ihre Stimme, wenn sie eine sinnvolle Technik haben.
Zur Schonung der Stimme können auch Aufwärm- oder Ausgleich-Übungen gehören.
Ein bewusster Einsatz der Stimme senkt die Belastung Ihrer Stimme langfristig:
Setzen Sie Ihre Stimme ganz bewusst und behutsam ein.
Es gibt einen unguten Schwingkreis zwischen lauter Umgebung und lauter werdender Stimme der Lehrerinnen und Lehrer. Dieser teuflische Wettbewerb wird mit hoher Wahrscheinlichkeit zu stimmlichen Problemen führen. Vielleicht nicht in den ersten Berufsjahren, langfristig aber dann doch.
Ich experimentiere mit Muster-Unterbrechungen, z.B.:
absichtlich immer leiser sprechen, wenn die Gruppe lauter wird
oder auch abwarten, bis die Gruppe aufnahmebereit ist und erklärtermaßen nicht gegen den Lärm der anderen Redenden ansprechen.
Lärmende Gruppen können auch als kritisches Feedback an den Unterricht gedeutet werden.
Wenn die Kurse oder Klassen dauernd laut sind, stelle ich mir als Lehrkraft die Frage, ob dies eventuelle auch mit meinem Unterricht (Methode, Einführung und auch Inhalt) zu tun haben kann.
Herzlichen Dank an das Institut für Musikmedizin für die Anregungen
Durch die Teilnahme an der wissenschaftlichen Studie mit einem sehr umfangreichen Fragebogen, Untersuchungen, Messungen der stimmlichen Belastung und anschließende Beratung wurde ich nochmals angeregt, über meinen Stimm-Einsatz zu reflektieren.
Dafür bin ich dankbar und empfehle das Institut gerne weiter.
Leider ist das hilfreiche Merkblatt des fim Stimmt die Stimme. Stimmt die Stimmung. bisher nicht online verfügbar.
Freiburger Institut für Musikmedizin (fim) , an dem auch ein interessantes Forschungsprojekt „Stimmliche und mentale Gesundheit von Lehrkräften in Baden-Württemberg“ angesiedelt ist.
Vor dem Unterrichtsbeginn wende ich die Vorfreude und Spannung in vorbereitende Arbeiten: Ziele, eigene Unterstützung und ein Unterstützungsangebot in Freiburg organisieren.
Den Reiz des Anfangs nutzen
Gegen Ende der Sommerferien der Schulen in Baden-Württemberg kribbelt es bei mir und ich empfinde Vorfreude und Spannung vor dem neu beginnenden Unterrichtsjahr.
Diese Energie werde ich für ein paar vorbereitende Arbeiten verwenden.
Ich setze mir ausgewählte Ziele
Aus dem Hintergrund der Auswertung des vergangenen Jahres habe ich mir einige Ziele für das neue gesetzt. Es sollen nicht mehr als drei sein. Sonst wird es zu anstrengend und frustriert.
Hier eine graphische Darstellung meiner Vorhaben:
In den nächsten Tagen werde ich drei Termine in meinen Kalender eintragen: Wann werde ich diese Vorhaben überprüfen und so eventuell noch etwas korrigieren können oder müssen?
Unterstützung durch eine Gruppe zur kollegialen Beratung
Wie die letzten Jahre werde ich mich wieder mehrmals (6-8 Male) im Schuljahr mit ausgesuchten Kolleg/innen zur gemeinsamen Reflexion und Bearbeitung von Fällen treffen.
Dabei können wir uns Erfolge anschauen und fragen, wie sie erreicht wurden und wie wir dafür sorgen wollen, dass sie mehrmals erreicht werden können.
Häufiger arbeiten wir an herausfordernden Situationen, an „schwierigen“ SchülerInnen, Inhalten, Rahmenbedingungen oder Leitungs- oder Politik-Entscheidungen und suchen nach günstigen Verhaltensweisen.
Manches ist nicht zu ändern, oder zumindest nicht von den beteiligten Kolleginnen und Kollegen. Dann ist die Aufgabe, eine entsprechende, hinnehmende Haltung dazu zu finden.
Anderes ist in unserem Einflussbereich. Dann suchen wir nach möglichst vielen Verhaltensweisen, so dass die beratene Person am Ende für sich auswählen kann, was sie versuchen möchte.
Herzlichen Dank an Kolleginnen und Kollegen und meine Schülerinnen und Schüler für viele Anregungen
Ich mag meinen Beruf und schätze besonders die vielen Anregungen und Herausforderungen. Ich habe den Eindruck, ständig Neues lernen zu können. – Dafür danke ich meinen Schülerinnen und Schülern und Kolleginnen und Kollegen.
Der neuseeländische Bildungsforscher John Hattie wertet eine beeindruckend breite Daten-Basis aus und kommt zum Ergebnis, dass der vermittelnde Mensch, die Lehrkraft, hauptsächlichen Einfluss auf den Erfolg schulischen Lernens hat.
Der Autor Alex Rühle verarbeitet diesen empirischen Befund mit eigenen Erfahrungen und Reflexionen:
Tut mir als Lehrer gut
finde ich lesenswert für
Schülerinnen und Schüler
Eltern und Lehrer – kritische und interessierte
und für Bildungsplaner und die Verantwortlichen für die Ausbildung von zukünftigen Lehrkräften: Persönlichkeitsentwicklung kann man nämlich unterstützen.
Frage an LehrerInnen: Wer führt zur Unterstützung eigener Praxisreflexion ein Arbeitsjournal? Oder: Wie sieht eure ReflexionsROUTINE aus? — herrlarbig (@herrlarbig) August 6, 2012
Schnell wurde ihm wohl klar, dass diese Frage nicht in 140 Zeichen beantwortet werden kann.
Diese Frage passt wunderbar:
Vor meinem Schuljahres-Start setze ich mir Ziele
Eigentlich beißt sich die Reflexions-Schlange hier in den Schwanz, denn Anregungen für die Ziele stammen häufig aus der Auswertung des letzten Schuljahres und meinen Erfahrungen mit meinem Unterricht und dem Nachdenken darüber, der „Reflexion“ eben.
Für jedes Schuljahr entwickle ich einen Wochen-Routine-Plan.
Als Nutzer eines nicht-digitalen Terminplaners auf Ringbuchbasis, habe ich die Möglichkeit, selbst entwickelte Formulare einzuhängen.
Sobald ich meinen vorläufigen Stundenplan bekommen habe, übertrage ich diesen in eine Wochenübersicht. In diese trage ich dann bei der Unterrichtsplanung die Stunden-Themen, manchmal auch Stichworte zu Zielen, auf jeden Fall aber den Medien-Bedarf ein.
Auf der Rückseite dieses Planungsmittels liste ich fehlende Klassenbucheinträge (ein fortwährender Stress-Punkt für alle „kleinen Fächer“ mit gemischten Kursen) und den Kopien-Bedarf auf.
So kann ich nebenher auch den Kopier-Aufwand verkleinern: Ich gehe meist nur zwei Male pro Woche zu größeren Kopier-Einheiten.
Nach Unterrichtseinheiten reflektiere ich.
Nach jeder Unterrichtseinheit reflektiere ich mit den Schülerinnen und Schülern nach einem standardisierten Verfahren und mache mir meine eigenen Gedanken und Notizen (entweder auf den Ausdruck des Unterrichtsplanes oder auch gleich digital).
Einer kollegiale, pädagogische Fallbesprechungsgruppe
Seit dem Schuljahr 2009/2010 gibt es eine kollegiale Fallbesprechungsgruppe an meiner Schule.
Fünf bis maximal acht Kolleginnen und Kollegen vereinbaren sich zu Beginn eines Unterrichtsjahres zu einer verbindlichen Zusammenarbeit in fünf bis sieben 90-Minuten-Treffen.
Wichtig dabei ist, sich wechselseitig Vertraulichkeit zuzusichern und dieser Zusicherung auch Glauben schenken zu können.
Schwere Konflikte können in dieser kollegialen Selbsthilfe-Form nicht bearbeitet werden.
Am Ende des Schuljahres hole ich mir Schüler-Lehrer-Feedback
Wie schon verschiedentlich in diesem Blog beschrieben halte ich viel von Feedback und bitte daher meine Gruppe um ein Schüler-Lehrer-Feedback und auch ausgesuchte Kolleg/innen um Rückmeldung und gebe auch Feedback.
Nach dem Unterrichtsjahr werte ich aus und überprüfe meine Ziel-Erreichung
Am Ende des Schuljahres bin ich oft erschöpft und sehne mich nach Abstand und Erholung. Allerdings habe ich mir angewöhnt, mir noch ein paar Tage Zeit zum Ausklingen, Auswerten und Ordnen zu gönnen.
Diese Erntezeiten möchte ich inzwischen ungern missen:
Ich sichte die Feedbacks der Schüler/innen und notiere mir manche Anregungen für das nächste Schuljahr für den Inhalt, die Methoden oder die Steuerung des Unterrichts.
Beim Vergleich mit meinen Schuljahreszielen entdecke ich Fortschritte und kann diese würdigen und bekomme auch wieder Anregungen für die Ziele des nächsten Unterrichtsjahres (siehe oben).
Auch das nicht so geliebte Aufräumen tut gut und oft wird noch ein gutes Element oder eine gelungene Methode gefunden und kann dort abgelegt werden, wo ich sie dann bei Bedarf auch wieder finde.
Ich halte Reflexion für sehr wichtig und förderlich für die Weiterentwicklung.
Zusammenfassend:
Ich halte viel von Reflexion und habe sie in meinen Arbeitsalltag – wie selbstverständlich – eingebaut.
Tatsächlich schreibe ich regelmäßig Tagebuch und erkenne dabei, bei welchen Themen sich lohnen könnte, genauer hinzuschauen.
Nach meine Erfahrung gerät Nachdenklichkeit in Stress-Zeiten unter Druck. Genau dann aber ist Reflexion besonders wichtig, weil wir so Lösungen (er-) finden könnten.
Wenn der Druck einmal zu groß wird, suche ich zuerst kollegiale und dann professionelle Unterstützung, z.B. in einer Supervision.
Schließlich habe ich mir im Rhythmus von zwei-einhalb Monaten Reflexionszeiten in meinen Kalender eingetragen, an denen ich über meine Arbeit, Ziele und den nötigen Entwicklungsbedarf nachdenke. – So soll Reflexion auch in Druckzeiten nicht vergessen werden.
Gegen Ende des Schuljahres mit interessierten Kolleginnen und Kollegen im vertrauensvollen Austausch auf das Schuljahr zurück zu blicken kann dazu helfen,
sich wechselseitig kollegiale zu unterstützen
sich zur Selbstreflexion und zum Perspektivenwechsel anzuregen
die eigenen Handlungsmöglichkeiten zu überprüfen und auszuweitern
und methodische Kenntnisse zu vertiefen und zu erweitern
und – im weiteste Sinne – die eigenen Professionalität zu pflegen
Gliederung
Alle freuen sich auf die Ferien.
Das nahende Ende des Schuljahres ist ein günstiger Zeitpunkt.
Mit anderen zusammen ist man weniger allein.
Wechselseitiges Vertrauen ist wichtig.
Auswertung im Rahmen „kollegialer Beratung“
Oder im Rahmen einer Gruppensupervision, zum Beispiel in Freiburg
Weiterführende Links
Alle freuen sich auf die Ferien.
Gegen Ende des Schuljahres sind viele Lehrerinnen und Lehrer vor allem müde und froh, dass eine Pause und die Möglichkeit zur Erholung folgt.
Das nahende Ende des Schuljahres ist ein günstiger Zeitpunkt.
Und doch möchte ich mit diesem Text empfehlen, sich etwas Zeit und Energie für einen sorgfältigen Rückblick auf das zu Ende gehende Schuljahr, die Klassen und Gruppen, die Unterrichtsverläufe, die schwierigen Situationen und auch die Erfolge zu werfen.
Mit anderen zusammen ist man weniger allein.
Nach meiner Erfahrung geht ein solcher Schritt gut in (eingeübten) Gruppen.
Wechselseitiges Vertrauen ist wichtig.
Hilfreich ist es, wenn die Personen sich schon kennen und schon eingeübt sind, sich nach einem bekannten Ablauf wechselseitig zu unterstützen.
Auswertung im Rahmen „kollegialer Beratung“
Eine bewährte Form sind Gruppen, die sich nach einem vorher vereinbarten Verfahren regelmäßig zur kollegialen Beratung getroffen haben und nun gemeinsam das Schuljahr auswerten wollen. Eine hilfreiche Struktur für kollegiale Beratung finden sie hier [pdf; 75 KM]
Oder im Rahmen einer Gruppensupervision, zum Beispiel in Freiburg
Wer konzeptorientiert und klug plant,
den Unterricht systematisch vorbereitet
und diese Vorlagen, weil sie gut geordnet abgelegt wurden, wieder findet,
wird Freude an der Arbeit als Lehrerin/Lehrer und qualitativ guten Unterricht erleben.
Zur Professionalität von Lehrkräften zähle ich wesentlich
persönliche Kompetenz (persönliche Bewusstheit, Selbstreflexivität, Lernbereitschaft, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit und Glaubwürdigkeit)
ausgewiesene Fachkompetenz für die unterrichteten Fächer
pädagogische Kompetenz (Zielgerichtetheit des pädagogischen Verhaltens auf dem Hintergrund eines eigenen pädagogischen Konzeptes)
Nach einer notwendigen kreative Pausen lege ich neue Texte zum Beruf des Lehrers / der Lehrerin vor.
Nach drei Monaten kreativer Pause habe ich neue Texte zur Profession als Lehrer/Lehrerin verfasst:
Sie sind unter der Navigationsleiste beim Menü-Punkt „Schule und Unterricht“ hinterlegt.
Im Wesentlichen geht es um eine systematische, konzeptorientierte und in der Praxis durch Routinen entlastende Arbeitshaltung.
Meine Empfehlungen sind:
nach einem persönlichen Unterrichts-Konzept zu arbeiten
klug zu planen
den Unterricht systematisch und schriftlich vorzubereiten
ein einfaches und sinnvolles Ordnungssystem zu entwickeln und einzuhalten
regelmäßig zu reflektieren und so Erfolge und Verbesserungsbedarf heraus zu finden
sich durch Kooperation, Arbeitsteilung und gegenseitige Unterstützung zu entlasten
Was sich auf den ersten Blick anstrengend anhört, lohnt sich – schon bald!
1. Formulieren Sie ein persönliches Konzept von Ihrem Unterricht.
Für sich selbst schriftlich nieder zu legen, wie Lernen gestaltet, wie Unterricht vorbereitet, durchgeführt und nachbereitet wird, führt zur Klarheit über die Aufgaben. Insbesondere erscheint es mir hilfreich, sich der eigenen Erfahrungen mit Schule, der Vorstellung vom Lernen und schließlich der Werte und der Wahl der Mittel beim Unterrichten zu versichern.
2. Durch Routinen kann das Umfeld von Unterricht energiesparend geplant werden.
Jedes Schuljahr richte ich Hefter zur Dokumentation des Unterrichts in den einzelnen Klassen.
Dazu habe ich inzwischen ein Formblatt, eine Art Checklist, entwickelt. So behalte ich den Überblick.
Eine andere Form haben die Sitzpläne.
Wieder eine andere Form habe ich für die wochenweise Planung meiner Unterrichtswochen zur Einlage in mein Kalender-Ringbuch entwickelt.
3. Systematische, schriftliche Vorbereitungen von Unterricht fördert Qualität und entlastet langfristig.
Seit Anfang meiner Unterrichtstätigkeit fertige ich meine Vorbereitungen schriftlich an und dokumentiert meine Erfahrungen in regelmäßigen Abständen.
Im Laufe der Zeit sammeln sich so viele unterschiedlich gelungene Unterrichtsansätze an, die dann zum Ausgangspunkt für Überarbeitungen oder Neukonzeptionen werden können.
Die vorgeplante Unterrichts-Skizze mit Zeit-, Ziel-, Teilziel- und Methoden-Angaben hilft mir, im Unterricht souverän über die Zeit und die Inhalte zu verfügen und entsprechend dem Prozess zu- und abgeben zu können: Wenn ein Schritt intensiver gestaltet wird und dadurch mehr Zeit in Anspruch nimmt, so kann dies wahrgenommen und entsprechend für die weitere Planung berücksichtigt werden. Dies gilt sowohl für die einzelnen Unterrichtstunden als auch für gesamte Unterrichtseinheit.
4. Ein einfaches und sinnvolles Ordnungssystem kann auch angewendet werden.
Im Laufe der Zeit habe ich mir ein einfaches und an inhaltlichen Stichpunkten orientiertes Ordnungssystem für Material und Unterrichtsentwürfe (sowohl als Kopie-Vorlage als auch als Datei, d.h. im PC) erarbeitet.
Inhaltliche Sortier-Kriterien haben meiner Erfahrung nach eine längere Haltbarkeit als die Ordnung nach Lehrplan-Nummern oder -Einheiten: Lehrpläne werden sich ändern, inhaltliche Zusammenhänge auch, aber viel seltener.
5. Wer regelmäßig reflektiert, kennt die Erfolge und den Verbesserungsbedarf.
Eine regelmäßige Reflexion (am Ende der Unterrichtseinheit oder auch allgemeiner in der Hälfte und am Ende des Schulhalbjahres) verhilft zu bewussten Erfolgserlebnissen oder auch zur realistischen Erkenntnis, wo noch Verbesserung notwendig ist.
zum Beispiel: Grundinformationen und Formular zur Anmeldung der vier Auswahlthemen durch die Schülerinnen und Schüler für die Präsenationsprüfung in Baden-Württemberg (pc-tauglich)
Spätestens wenn die Ideen bei der Erstellung einer neuen Unterrichtseinheit ausgehen oder Konflikte zu bearbeiten sind, hilft ein gepflegtes Netzwerk von kollegialen Kontakten.
Noch hilfreicher sind eingeübte Praktiken der kollegialen Unterstützung in Fallbesprechungsgruppen, kollegialer Beratung, gegenseitigen Unterrichtsbesuchen oder auch Gruppensupervisionen.
Diese Skizze einer systematischen Arbeit einer konzeptorientierten unterrichtlichen Arbeiten und der regelmäßigen Auswertung und Verbesserung liest sich vielleicht besonders anstrengend.
Tatsächlich erlebe ich diesen Weg als herausfordernd und besonders in engen Arbeitsphasen auch als Prüfung meiner Konsequenz; langfristig hat sich das Vorgehen allerdings bereits gelohnt: Im Laufe der ersten Jahre (drei bis fünf) hat sich so zunehmend ein Erfahrungs- und Material-Schatz angehäuft, der entlastet, sicheres und überlegtes Handeln fördert und Unterrichts-Qualität garantiert.
Nach zehn Jahren Unterrichtstätigkeit geht mir zwar die Arbeit nicht aus, aber das geordnete Material und die abgespeicherten Unterrichtskonzenpte machen mich freier für andere, wichtige Aspekte der Lehr-Tätigkeit (z.B. zunehmend mehr Schüler/innen, die sich unangemessen verhalten und mir auffallen).
Schule verbessern (3): nachhaltig lernen lehren These: Die Form der Klassenarbeiten hat auch eine wesentliche Bedeutung für das Lernverhalten der Schüler/-innen. Langfristiges und damit nachhaltiges Lernen der Schüler hängt auch von der Unterrichtsgestaltung durch die Lehrer/-innen ab!
Im Mai 2010 fordert ein Berliner Kollegin wieder einmal die Möglichkeit für Supervision für Lehrerinnen und Lehrer, gerne auch in den vielfach günstigeren Gruppen-Supervisionen: taz-Artikel vom 21.05.10
Burnout ist eine sehr drastische Reaktion des menschlichen Körpers auf eine andauernde Überlastung, allermeist durch sehr belastende Arbeitsbedingungen und den entsprechenden Umgang damit ausgelöst.
Wesentliche Anzeichen und Warn-Signale sind:
fortdauernde Erschöpfung
Unfähigkeit, „abzuschalten“ und sich zu distanzieren
verlorene Erholungsmöglichkeiten
(sich nach dem freien Wochenende oder dem Urlaub immer noch dauer-müde und unerholt zu fühlen)
Burnout bedarf auf jeden Fall einer sachkundigen Behandlung.
Den Film habe ich mir als Vorpremiere auf arte.tv angeschaut und bin begeistert: Die Betroffen wirken auf mich sehr authentisch und die fachlichen Kommentare kundig und zielführend.
Der Film macht die Dramatik dieses Syndroms deutlich und vermeidet es wohltuend, reißerisch oder marktschreierisch zu sein. –
Ich bin gespannt auf den Themenabend und wünsche diesem Film und diesem Thema viel Aufmerksamkeit.
Meinen Respekt den Filme-Machern und den Programm-Verantwortlichen!
Herzlichen Dank der Kollegin Gisela Bautz (Richard-Fehrenbach-Gewerbeschule, Freiburg) für den hilfreichen Hinweis.
Ich wünsche Ihnen hinreichende Aufmerksamkeit für Ihre Gesundheit!
Achtung Dauer-Medien-Nutzung stresst auch – oft mehr als wahrgenommen wird.
(Viele kennen dies aus eigenem Erleben. Götz Mundle, Psychotherapeut und leitender Arzt, beschreibt dies in Psychologie Heute, 01/2010; 36: „Ständig online, das geht nicht!“)
Eine generationsübergreifende Studie einer finnischen Universität erbrachte einen nachweisbaren Zusammenhang zwischen dem Burnout der Eltern und der Häufigkeit, in der die Kinder an Burnout erkrankten: „Burnout der Eltern steckt auch Kinder an.„
Eine kleine und wirksame Maßnahme im Alltag: Immer wieder pausieren oder Unterbrechungen einlegen. Dann kann ein möglicher „Arbeitsrausch“ oder eine ungute Arbeits-Routine unterbrochen werden.