Mehr Möglichkeiten (er-)finden, Verbindendes wahrnehmen, gut leben, wirksam (zusammen-)arbeiten, (sich) verstehen, entwickeln, wagen und erproben.
zuletzt bearbeitet am 7.01.2022 zur druckerfreundlichen Ansicht
Mit M. Veeser-Dombrowski mehr Möglichkeiten finden: Gut leben, arbeiten und (sich) verstehen.
zuletzt bearbeitet am 7.01.2022 zur druckerfreundlichen Ansicht
Aktuell gibt es eine Vielzahl bedrückend-drängender Themen. Mit einigem Recht darf man sie Krisen nennen. Manche finden auch schon sprachliche Neubildungen wie „Polykrise“ dafür. Die mediale Aufbereitung kann überschwemmen und die Summe der Nachrichten mut- und kraftlos machen. An manchen Tagen habe ich mich auch schon entschieden, keine weiteren (Krieg-)Nachrichten aufzunehmen, um mein mentales Gleichgewicht zu bewahren.
Allerdings werde ich älter. Dadurch konnte, wolle und musste ich lernen, sorgfältig auf meine Kräfte und Erholungsphasen zu achten. Tatsächlich war es in diesem Jahr eine Zeitlang unsicher, ob es diesen traditionellen Impulstext zum Start in den Advent 2022 auch dieses Jahr wieder geben würde.
Schlussendlich habe ich entschieden, genau diesen Bedarf nach Energie und Durchhaltevermögen zum Thema meines diesjährigen Impuls-Textes zu machen. Ich schreibe diese schließlich auch für mich selbst und suche dabei auch für mich Klarheit und Übersicht.
Tatsächlich gehöre ich zu den Menschen, die gerne (und auch viel) arbeiten. Nur ist es sicher ungesund, dies rund um die Uhr zu versuchen.
Unterbrechungen, Distanzierungen und Perspektivenwechsel verhelfen häufig zu neuen Einsichten und fördern damit Qualität. Darum schätze ich Unterbrechungen und nehme mir dafür Zeit. Dafür muss man sich auch nicht das Rauchen angewöhnen. Bewusste Pausen und Verteidigung dieser zweckfreien Zeiten kann auch schon bedeutsam und wirkungsvoll sein.
In meinem Hauptberuf als Lehrkraft gibt es immer mal wieder die unangenehme Tendenz, „noch schnell in der Pause“ eine Absprache zu treffen oder etwas zu organisieren. Manchmal werden sogar Konferenzen in die „Pausenzeiten“ gelegt. Dann werde ich rebellisch. Ich verteidige meine wirkliche Pause und behaupte ‑ außer in Krisensituationen ist es möglich ‑ die Arbeit regelmäßig für Pausen zu unterbrechen.
Wer aus dem Trott und den täglichen und lieb gewonnenen Angewohnheiten und Annahmen heraustreten kann, findet neue Perspektiven und könnte auch seine Meinung ändern.
Die Änderung
der eigenen Meinung braucht
ein viel besseres Image.Journalist und Autor Dirk von Gehlen
https://www.instagram.com/p/CeWOI8aKaM_/
Dirk von Gehlen regt mich regelmäßig zum Nachdenken an. In der durch die Mechanismen der interaktiven Medien-Kultur radikalisierten, öffentlichen Gesprächsatmosphäre klingt dieses Zitat für mich wie Balsam. Tatsächlich benötigen wir meiner Meinung nach nämlich mehr Nachdenklichkeit, Faktenorientierung und Beweglichkeit und weniger Lautstärke in den Lösungsversuchen oder Fundamentalismus zu wichtigen Fragen. Da hilft, sich selbst und sein Selbst-Marketing weniger wichtig zu nehmen als sachliche Argumente und sich inhaltlich beweglich zu halten.
Der Herbst, Advent, Weihnacht und die Jahreswende bieten Gelegenheiten, sich Muße, Unterbrechungen, Pausen und Perspektivenwechsel zu gönnen. Ich wünsche Ihnen und mir, dass es gelingt, nachzusinnen, sich zu überprüfen, zu relativieren und eventuell Positionen oder Meinungen zu wechseln.
So wünsche ich Mut für Unterbrechungen, Erholung
und Gesundheit und Zuversicht und einen guten Start in das neue Jahr 2023!
zuletzt um einen Gehlen-Link ergänzt am 1.02.2023 zur druckerfreundlichen Ansicht
In unterschiedlichen Arbeitsstellen, Arbeitsgruppen oder Teams habe ich in meinem bisherigen Arbeitsleben allermeist gute Erfahrungen mit einer gewollten und gepflegten Zusammenarbeit gemacht. Das nenne ich Kollegialität.
In diesem Text möchte ich zur Erprobung kollegialer Arbeitsformen ermutigen.
Meine Praxisbezüge und -beispiele beziehe ich dabei aus dem Lehrerberuf, den ich aktuell an einem beruflichen Schulzentrum in Freiburg ausübe. Sie können jedoch – so meine ich – ohne Probleme auf andere Bereiche übertragen werden.
Insbesondere in der Arbeit mit Gruppen oder der Leitung sind gemeinsame Eckpunkte und gegenseitige Unterstützung wesentlich und verstärken die Wirksamkeit.
Praxisbeispiel: Für die Leitung einer Klasse ist es offensichtlich nützlich, wenn die Lehrkräfte sich auf gemeinsame pädagogische Leitlinien verständigt haben und diese gemeinsam vertreten. Vom Einzelkämpfer*innen-Dasein möchte ich nachdrücklich abraten.
Bei Aufgaben mit kreativen Anteilen sind vielfältige Ideen und der Austausch derselben ohne Zweifel zielführend. Niemand muss das Rad neu erfinden und die Ideen zu teilen, kann vielfältig entlasten und macht die Arbeit angenehm.
Außerdem ist ein angenehmes Arbeitsklima stabilisierend. Humor und gemeinsames Lachen geht oft leichter zu mehreren und kann eine angenehme (Pausen-)Auszeit sein. (Für Sie getestet.)
Praxisbeispiel: Bei Unterrichts-Konzeptionen und Erstellung von Unterrichtsmaterial kann ein gemeinsames Brainstorming zu Beginn hilfreich sein. Man könnte sich arbeitsteilig bei der Ausarbeitung entlasten.
Wenn die Herausforderungen größer oder gar grenzwertig werden, ist ein kollegiales Umfeld und kollegiale Unterstützung wesentlich für
Praxisbeispiel: In vielen Gesprächen im Lehrer*innen-Zimmer werden anstrengende Situationen aus dem Unterricht kollegial nachbesprochen. Während des informellen Sprechens im wohlwollenden Rahmen wird den Vortragenden in der Regel schon ein wenig klarer erkennen, wo die Probleme liegen könnten. Durch die kollegiale Anteilnahme und Unterstützung – eventuell auch durch Anreicherung durch eigene Erfahrungen – werden alternative Verhaltensmöglichkeiten sichtbar.
Aus dem bisher formulierten ergibt sich für mich klar, dass für anspruchsvollere Aufgaben mehr als nur ein Kopf, eine Person, eine Idee oder eine naheliegende Handlungsmöglichkeit nötig sind. Gemeinsam kann eine höhere Qualität erreicht werden. Im Umgang mit Menschen kann die kollegiale Fallbesprechung, Feedback und oder auch kollegiale Kritik zur Professionalisierung führe.
Praxisbeispiel: Die Professionalisierung des informellen Austauschs – oft in Pausen – über herausfordernde und als problematisch erlebte Unterrichts-Situationen in einer Pädagogischen Fall-Besprechungsgruppe kann ich allen Lehrkräften nur empfehlen.
zuletzt leicht bearbeitet am 10.04.2022/19:46 Uhr zur druckerfreundlichen Ansicht
ein wunscherschöner Gedanke,
leider ohne Quelle –
hat jemand einen Hinweis?
zuletzt bearbeitet am 18.12.2021 zur druckerfreundlichen Ansicht
Viktor E. Frankl
Im Herbst 2021 häufen und bündeln sich bei mir die Wahrnehmungen vielfältiger globaler Krisen und ich erkenne dabei eine wachsende Dramatik:
Manche Krisen-Wahrnehmungen werden sicher durch die interaktivere und digital getriebene Kommunikation verstärkt, manchmal auch verzerrt oder verkürzt.
Dramatisch erscheint mir nicht nur die Vielzahl, sondern ich erkenne auch ein fatales Muster: Die Menschheit, die politischen Leitungen und auch wir Einzelnen haben offensichtlich größte Mühe, Auswirkungen komplexer Zusammenhänge über längere Zeit vorherzusehen, Handlungsmöglichkeiten abzuleiten und uns dann für die beste zu entscheiden.
Auf langen Aushandlungswegen gehen häufig verbindliche Entscheidungen für konkrete Handlungen verloren. Stattdessen werden Meinungen und Ankündigungen veröffentlicht und der Medien-Circus zeigt sich beeindruckt, zufrieden, vielleicht sogar begeistert. Genau das beobachtete ich bei der Klimakonferenz in Glasgow: Wieder wurden konkrete Lösungs-Handlungen gescheut und dann vertagt.
Leider habe ich weder für mich persönlich noch für größere Zusammenhänge Lösungen anzubieten.
Mir scheint, Einzelpersonen können das einfach auch nicht ändern. Die Lösung liegt wesentlich in politischen Weichenstellungen.
So übe ich mich im gelassenen Ansprechen und Aushalten.
Andererseits: Verzweifeln ist keine Option für mich! Solange ich handlungsfähig bin, werde ich mich für ein sinnerfülltes Leben entscheiden wollen. – In diesem Zusammenhang hat mich Viktor E. Frankl – der Athlet der Bewältigung von Sinnkrisen – beeindruckt und darum zitiere ich Ihn hier zu Beginn dieses Textes.
Für mich ergeben sich daraus zwei Bereiche für meine Aufmerksamkeit:
Das vor uns liegende, christliche Weihnachtsfest kann dazu ein Fingerzeig sein:
„Das Geheimnis der Weihnacht besteht darin,
dass wir auf unserer Suche nach dem Großen und Außerordentlichen
auf das Unscheinbare und Kleine hingewiesen werden.“ (unbekannter Autor)
Ich engagiere mich in ausgewählten Bereichen persönlich, achte auf meinen eigenen „ökologischen Fußabdruck“ und versuche meinen kleinen Einflussbereich sinnvoll zu nutzen.
Gelegentlich engagiere ich mich auch politisch.
Handeln – auch im Kleinen – hilft mir, mit der oft ausweglos wahrgenommenen Situation klarzukommen und kann ich darum auch anderen weiterempfehlen.
Niemand ist zur „lebenslangen Pflege der Probleme“ verpflichtet.
Dazu habe ich auf twitter am 3.02.21 einen Gedanken gefunden:
Bei guter Pflege halten hochwertige Probleme ein Leben lang.
Ich pflege sorgsam meine Fähigkeit, gesund zu bleiben, mich berühren zu lassen und dabei nicht in Sinn- oder Mutlosigkeit zu ertrinken. Fachsprachlich wird diese Fähigkeit als Resilienz bezeichnet.
Dazu hatte ich letztes Jahr geschrieben: Bitte sorgen Sie für sich, Lichtblicke und Gelassenheit (28.11.2020)
Neulich habe ich auf twitter dazu einen weiteren Gedanken geschrieben:
Von Herzen wünsche ich gute Adventszeit, sinnerfüllte Weihnacht, einen erholsamen Jahresausklang mit vielen aufbauenden Kontakten, stabile Gesundheit und einen zuversichtlichen Start ins neue Jahr mit mancher sinnvollen Handlung.
entwickelt im November 2021;
zuletzt um einen Link ergänzt am 15.12.2021 zur druckerfreundlichen Ansicht
Auf meinem Unterrichtsblog habe ich vier Hinweise für die strukturierte Vorbereitung auf das neue Schuljahr, einen möglichst gelingenden Start und den Weg zur Freude am Lernen (ja, das kann es geben) zusammengestellt.
Start- und Schluss-Punkte sind ja Gelegenheit für grundsätzliche Gedanken.
Die langen Schultage und die manchmal herausfordernden Situationen sind auch Gelegenheiten, Menschen genauer kennen zu lernen und jene zu finden, mit denen Sie länger etwas zu tun haben wollen, also deren Freund*in Sie werden wollen.
Den ausführlichen Text können Sie im Unterrichtsblog Große Fragen lesen.
zuletzt bearbeitet am 9.09.2021/11:55 Uhr zur druckerfreundlichen Ansicht
Besonders in unübersichtlichen Zeiten
– und sicherlich überhaupt im Leben –
ist die hier von Rilke ausgedrückte Fähigkeit,
das Offene auszuhalten
und Vertrauen in Lösungen zu haben,
erstrebenswert und hilfreich.
„… und ich möchte Sie, so gut ich es kann, bitten, lieber Herr, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst liebzuhaben wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben könnten. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein.“
Rainer Maria Rilke
Zitiert aus einem Brief an Franz Xaver Kappus,
geschrieben in Worpswede bei Bremen, am 16. Juli 1903
entwickelt im Dezember 2020;
zuletzt bearbeitet am 28.02.2022 zur druckerfreundlichen Ansicht
Marie von Ebner-Eschenbach (1830 – 1916, österreichische Erzählerin, Novellistin und Aphoristikerin. Quelle: Ebner-Eschenbach, Aphorismen, 1911.
Der Hinweis auf diesen Aphorismus stammt aus meinem Anregungsnetzwerk twitter von Nico: https://twitter.com/ichbewusst/status/1290578814079324160?s=20 (4.08.20. Danke)
Besonders in spannenden, manchmal überspannten, in jedem Falle anstrengenden Zeiten sind Auszeiten, Erholung und Abstandnehmen aus eingeübten Reiz-Reaktions-Mustern notwendig. In solchen Unterbrechungen können wir die Perspektive wechseln, uns auf Neues einlassen und durchstehen, was uns herausfordert.
– für mich selbst und andere – sammle ich hier in meinem schon traditionellen Impuls zu Beginn der Adventszeit 2020:
Sehr wünsche ich Ihnen einen guten Jahres-Ausklang mit „berührenden“ Kontakten, gute Gesundheit und einen glücklichen Start ins neue Jahr.
Wenn jemand noch weitere Ideen hat – sehr gerne als Kommentar posten.
zuletzt bearbeitet am 4.12.2020 zur druckerfreundlichen Ansicht
Sichern Sie Ihre Eindrücke (Wahrnehmungen und Gefühle), Gedanken und Fragen für die voraussehbaren Gelegenheiten, in denen Sie später einmal als „Zeitzeuge“ gefragt werden könnten und wahrscheinlich werden.
Die Form kann ja sehr individuell sein!
Es gibt viele Möglichkeiten,
in dieser ungewöhnlichen Zeit
bewusst und reflektierend zu werden
oder zu bleiben.
Sicher hilft es, „Notizen“ zu machen
(das können auch Fotos, Screenshots, Links usw. sein – die Form soll zu Ihnen passen!). Sorgen Sie dafür, dass Sie Ihre Eindrücke wiederfinden werden!
Als besonders hilfreich habe ich es erfahren und empfehle es deshalb auch weiter, ab und zu, etwas genauer zu werden und sich selbst zu prüfen, was genau wahrgenommen, gefühlt, gedacht, bewertet und gefragt wird.
Dazu hilft mir persönlich, Tagebuch zuschreiben. Ich tue es noch mit Tintenfüller, manchmal schreibe ich Sequenzen auch am Rechner und kopiere dann Bilder, twitter-Dialoge und Links in die Texte.
Zum Beispiel: Was sehe ich aktuell als „Problem“ und was als „Chance“? Welche konkreten, nächsten Schritte sehe ich in dieser Situation und welchen wähle ich aus?
Diese Aufzeichnungen sind zuerst und vor allem für Sie selbst.
Was Sie daraus weitergeben wollen, entscheiden Sie später selbst!
Bin sehr neugierig, darüber zu hören, wie Sie Ihre Zeit nutzen und wie es Ihnen mit dieser Aufgabe geht.
an #twitterlehrerzimmer #tlz und den twitter-Nutzern @bob_blume
und @herrlarbig, besonders die Idee, Lernende selbst entscheiden zu lassen, mit was sie sich beschäftigen werden (https://twitter.com/herrlarbig/status/1239674160235847682?s=20)
zuletzt bearbeitet am 29. Oktober 2020 zur druckerfreundlichen Ansicht
Lesezeit: circa 9 Minuten
Die Vorstellung vom ewig wachsenden und sicheren Wohlstand ist zerbrochen. Stattdessen wachsen Sorgen um Klima-Kipp-Punkte, Umweltbelastungen und notwendige, persönliche, gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Veränderungen.
Disclaimer
Dieser Textes könnten Sie verunsichern, konfrontieren, aus gewohnter Verdrängung der Problematik herausführen oder zu Wahrnehmungs- und Verhaltensänderungen motivieren.
Update vom Juli 2022
Der Handlungsdruck wird immer massiver, je länger wir einfach Vieles weitermachen. Das wissen wir nach dem letzten IPPC-Bericht von Ende Februar 2022.
Lesen Sie den Beitrag bitte trotzdem.
Finden Sie Ihre eigene Position zum Thema.
Fördern Sie Diskussionen und handeln Sie!
Auch wenn jede und jeder „nur“ kleine Schritte geht,
so ist Ihr Beitrag einer zur in die gewünschte Richtung.
Vielen Dank.
Dissonanzen, Zweifel und Sorgen statt Vorstellungen vom andauernden, komfortablen Wirtschafts- und Wohlstands-Wachstum. | Wir – als menschliche Weltbevölkerung – bewegen uns mit unserer Konsum- und Wachstums-Zug wie auf ein Tsunami-Gebiet zu. Wir diskutieren über die Neigung der Schienen, wer die Mehrkosten für die Umwege bezahlen soll und welche Ziele wir jenseits der Gefahr erreichen wollen. Wir steuern nicht oder noch entschieden genug um! | Ob wir aus dem Zug herauskommen werden, ist unklar. – Ob wir es tatsächlich gemeinschaftlich wollen leider auch noch. – Darüber schlage ich vor, miteinander zu reden – und dann immer dringlicher politisch, wirtschaftlich und auch persönlich zu handeln! – Auch kleine Schritte sind ein Beitrag in die gewünschte Richtung.
Über Details kann man immer weiter streiten, weil Prognosen und Klima-Modelle immer von Vorannahmen ausgehen und diese auch anders angenommen werden können.
Und: Die sehr erdrückende Mehrzahl der Forscherinnen und Forscher sind sich einig, dass es eine Erwärmung der Atmosphäre in bisher nicht gekanntem Ausmaß gibt und dieser Prozess weiter drastisch ansteigen wird.
Visualisierung der Erderwärmung seit 1850 bis 2017 (8.11.2019; in einem Vortrag von Prof. Dr. N. Peach in Freiburg kennen gelernt.)
Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joachim Schellnhuber erklärt in klarer deutscher Sprache: Vom „Kosmos“ zur „Erdsystemanalyse“ (13.11.2019) in einem Youtube-Video; (z. B. Klima-Kipp-Elemente ab 6:40; zurückgehend auf einen Vortrag von ihm in Oxford schon im Jahr 2000)
Prof. Will Steffen in englischer Sprache The Big U-Turn Ahead: Calling Australia to Action on Climate Change von 2018 (14.11.2019)
Der Meteorologe Özden Terli (https://twitter.com/TerliWetter) spricht im heute-journal vom 13.11.2019 von der überdurchschnittlichen Erwärmung der Meere(13.11.2019)
Weitgehende Einigkeit gibt es auch über mögliche, dramatische Folgen, beispielsweise
Großen Eisflächen schmelzen, beispielsweise am Nordpol und über Grönland mit der Folge einer weiteren Verlangsamung des Golfstroms (21.11.2019) und schließlich der Unterbrechung der Wärmezufuhr unseres europäischen Klimas
der Meeresspiegel steigt bereits und wird weiter drastisch steigen
(Tagesschau: IPCC stellt düstere Prognose im September 2019)
Klimazonen werden sich verschieben, Tiere werden sterben/aussterben, Pflanzen sterben oder bringen drastisch weniger Ertrag …
Wetterphänomene werden extremer (23.11.2019) und häufiger, z.B. Waldbrände (aktuell in Kalifornien und Australien)
Extrem laut und unglaublich wahr von Prof. Sebastian Seiffert zum IPPC-Bericht und seiner Angst und der Notwendigkeit, konsequent und radikal zu handeln. Er beschäftigt sich als Wissenschaftler, Aktivist und Politiker mit der Klimakrise. Er ist davon überzeugt, dass wir am Anfang eines systemischen Umbruchs stehen. ~ 6 Minuten Lesezeit (Gastbeitrag vom Mai 2022 in TREIBHAUSPOST)
…
Eigentlich können durchschnittlich interessierte Zeit-Genoss*innen diese Krisen-Vorhersagen wissen. Oder sie können sie sich erschließen: Die Natur und die natürlichen Rohstoffe sind begrenzt. Die Biosphäre der Erde ist ein zerbrechliches Ökosystem.
Tatsächlich habe ich mich selbst immer wieder mit diesem Themenbündel beschäftigt – und es dann wieder gelassen.
Bei manchen wirtschaftlichen Entscheidungen, wie z.B. der fortgesetzten politischen Bevorzugung des Automobils als Fortbewegungsmittel hatte ich Bedenken. Ich wählte meine eigene Alternative und opponierte gegen vorherrschende Bewertungen.
Auch ich bildete mir lange ein, es könne schon irgendwie gut ausgehen.
Ohnmacht zu empfinden ist unangenehm. Also hoffte ich – und schaute lieber nicht so genau hin und delegierte die Verantwortung an politische Entscheidungsträger*innen.
Unterstützt wurde diese – vermutlich nicht nur bei mir stattfindende – Vermeidung des Problembewusstseins auch noch von einem Technik-Glauben, der nur zu gerne annehmen wollte, es gäbe für viele Probleme technische Lösungsansätze.
„Probleme kann man niemals
Albert Einstein
mit derselben Denkweise lösen,
durch die sie entstanden sind.“
Die Verweigerung der dringend notwendigen Problematisierung kann ich mir auch mit dem psychologischen Phänomen des Zuschauereffektes in Gruppen erklären: Eine Gruppe beobachtet etwas Problematisches. Gleichzeitig reagiert niemand aus der Gruppe: Die Verantwortung wird anonymisiert und diffundiert: Weil alle nichts tun, wird angenommen, es sei schon nicht so schlimm.
Hinzu kommt wahrscheinlich eine große Ungeübtheit – vielleicht ist es auch tatsächlich eine kulturelle Überforderung, auf globale Zusammenhänge zu reagieren. Wir Westeuropäer begreifen uns doch sehr individuell. Da fallen kollektive Abstimmungsprozesse schwer: Warum soll ich meinen Lebensstil herausfordern lassen, wenn doch die anderen …
Damit entschuldige ich weder mich selbst noch andere. Ich ahne nur, wie wir soweit kommen konnten.
Auch Greenwashing-Einladungen waren und sind für mich und viele verlockend: Wir tun ja etwas für die Umwelt, kaufen BIO-Produkte, verwenden wenig Plastik, verschwenden möglichst wenig Rohstoffe und recyceln.
Die gerne genommene Illusion ist dann, das würde ausreichen.
Tut es tatsächlich nicht.
Im Zusammenhang mit Unterrichtsvorbereitungen zum Oberstufen-Thema Zukunft konnte ich mich der Daten- und Nachrichten-Lage nicht mehr länger verschließen. Ich recherchierte und suchte meinen eigenen Standpunkt.
Viele Gespräche, die ich wagte, zeigten mir das erschreckende Bild, dass in meiner Umgebung viele Menschen die Bedrohung wahrnahmen, aber – wie ich – zu keinen entschiedenen Handlungen fanden.
Konsequent sprach ich das Thema häufiger an und entwickelte eigene, erste Schritte, in dem ich mir meinen eigenen ökologischen Fußabdruck genauer anschaute: Ein erster, grober Überblick passt auf eine Postkarte. Ein CO2-Rechner für Privatpersonen (vom Bundesumweltamt empfohlen) ist wesentlich differenzierter.
Bei Mahatma Gandhi habe ich gelernt, man könne bei sich selbst mit dem Gewünschten beginnen:
Sei Du selbst die Veränderung,
Mahatma Gandhi
die Du Dir wünschst für diese Welt.
Das ist tatsächlich nicht einfach, aber es ist immerhin in unserem Einflussbereich und damit möglich.
In Diskussionen über meinen vormaligen Hoffnungs-Ansatz, dass wir die notwendigen technischen Lösungen schon finden würden, wurde ich durch einen Freund mit naturwissenschaftlicher Ausbildung auf Prof. Dr. Niko Peach, einen Postwachstumsökonomen, aufmerksam. Herr Peach beeindruckte mich durch sehr kenntnisreiche und gleichzeitig unaufgeregt-humorvolle Darstellung der Menschheitssituation in der ökologischen Krise.
Seine Hauptaussage ist bitter und realistisch: Ein Weiter-So mit der Erwartung eines fortdauernden Status-Quo-Schutzes für unseren Wohlstand ist keine Lösung, sondern verstärkt das ökologische Problem progressiv.
Seine Ideen sind radikal – im guten Sinne von „an der Wurzel ansetzend“. Dabei formuliert er, dass wir seit mindestens 30 Jahren auf ökologischen Kredit leben und umdenken und umsteuern müssen. Wir sind gerade dabei, die Biosphäre der Erde dauerhaft so zu schädigen, dass menschliches Leben darin sehr unangenehm werden wird.
Im Klartext:
Das sind ungewöhnliche Ideen.
Sie können Lösungswege sein.
Schon länger kenne ich die Ideen einer Gemeinwohl-Ökonomie, wie sie Christian Felber verbreitet.
Hauptanliegen dieser Denkrichtung sind, die Zielrichtung der wirtschaftlichen Aktivitäten nicht auf die Gewinn-Maximierung zu begrenzen, sondern anzunehmen, dass Wirtschaft vor allem der Bedürfnisbefriedigung der Menschen dienen solle und dabei keine Zusammenhänge erzeugen soll, die Menschen, Gemeinschaften oder Umwelten schädigen.
Soweit ich den Ansatz verstanden habe, wird die Steuerung über einen variablen Mehrsteuersatz organisiert: Wer also mehr Schaden anrichtet, bezahlt mehr.
An dieser Stelle scheinen sich die Ideen von Herrn Prof. Dr. N. Peach und Herrn Chr. Felder zu berühren.
Eine Einigkeit, wie auf die ökologische Krise (also weit mehr als nur die Klimakrise) reagiert werden kann, kann ich derzeit nicht sehen. Ich kann nicht erkennen, wie wir dahin kommen können.
Die politischen Akteure fürchten um ihre Wiederwahl. Viele Wählerinnen und Wähler befürworten Klimaschutzmaßnahmen grundsätzlich, reagieren aber kritisch, wenn diese spürbare Kosten für sie verursachen.
Wähler*innen, die Entscheidungsträger*innen und die politischen Akteure sollen sich in die Meinungsbildung einmischen und andere – als die von Politiker*innen befürchteten – öffentliche Stimmungen bewirken.
Das wünsche ich mir.
Auch bewusste Probehandlungen, also alternative Lebensweisen zur aktuellen, konsumorientierten sind dringend notwendig.
Wie oben angedeutet:
Ab jetzt leben, wie man es sich (von anderen) wünscht.
Echte Herausforderungen, die ich gerne sportlich nehme. – Ich sehe keinen anderen Weg.
Bin gespannt, wie dieses Groß-Experiment weiter geht.
Für Tipps zu weiteren hilfreichen Links
und konstruktiven Diskussionsbeiträge in den Kommentaren bin ich dankbar.