anspruchsvoll entscheiden: systemisch konsensieren

Kurzfassung

  • Mehrheitsentscheidungen führen immer wieder zu unangenehmen Wirkungen. Machtspiele sind lästig und langfristig schädlich, zum Beispiel, weil sich weniger mächtige als „Verlierer und Verliererinnen“ empfinden.
  • Immer den Konsens in einem Gespräch zu suchen, kann anstrengend sein!

Ein pfiffiger Perspektiven-Wechsel führt zu unerwartet hoch akzeptierten Lösungen: durch „konsensieren“.

Mehrheitsentscheidungen haben deutliche Nachteile.

Immer wieder wird begründet bezweifelt, ob die üblichen Mehrheitsentscheidungen günstig sind, denn es gibt häufig „Verlierer“ oder taktisch Unterlegene.

Dank an den Hinweisgeber

Im Januar 2017 wurde ich durch meinen aufmerksamen, ständig neue Ideen findenden Freund Gunnar Thörmer auf eine interessante Alternative aufmerksam:

Das SK-Prinzip oder „konsensieren“

Im privaten Bereich und in kleinen Gruppen geben wir uns normalerweise Mühe, eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung – also einen guten Konsens – zu finden. Die Schäden an den Beziehungen wären sonst einfach zu hoch.

Wie kann dieses Prinzip auch für größere Gruppen mit verträglichem Aufwand angewendet werden?
Wir suchen auch dort Lösungen, die für die allermeisten Fälle ohne „Verlierer“ oder „Überstimmte“ ausgehen könnten.

Der Dreh: Die Perspektive wird auf die Widerstände gegen die einzelnen Optionen gewendet. Das heißt, die normalerweise schwarz-weiß unterscheidende Mehrheitswahl wird in Stufen aufgebrochen.
Jede Lösungsmöglichkeit wird nach „Widerstand“ auf einer Skala von
00 (ohne Widerstand = eine mögliche Ja-Stimme im Mehrheitswahlmodus) bis
10 (geht gar nicht = mögliche Nein-Stimme im Mehrheitswahl-Modus)
bewertet und anschließend verrechnet.

Vorteile

  • In einer ersten Zwischenphase können weitere Lösungen oder Lösungsvarianten vorgeschlagen werden. Damit ergibt sich eine deutliche Steigerung der Beteiligungsmöglichkeiten.
  • Der Charme dieser Vorgehensweise ist, dass man mit diesem Verfahren mehrere Ja- oder Nein-Stimmen und auch noch alle Abstufungen dazwischen zu allen zur Auswahl stehenden Möglichkeiten abgeben kann.
  • Die Konsens-Lösungen werden sehr gut von allen aus der Entscheider-Gruppe akzeptiert.
  • Allermeist gibt es keine „Verlierer“; alle sind am erfolgreichen Konsens beteiligt. (Manchmal ist eine Moderation sinnvoll.)
  • Der Fokus wird durch das Verfahren auf kreative und sinnvolle Lösungen und weg vom reinen Macht-Erhalt verschoben. (Darum kann man das Verfahren mit Recht „systemisch“ nennen.)

Nachteile

  • Das Verfahren entspricht nicht unseren eingeübten Wege und Erwartungen. Es bedarf einer Hin- und Einführung.
  • Es ist aufwändig (zeitlich und inhaltlich).
  • In den meisten Geschäftsordnungen von Entscheidungsgremien sind Mehrheitsentscheidungen als Standard-Verfahren festgelegt. Daher muss nach dem Konsensieren noch ein formaler Mehrheitsbeschluss über die einvernehmlich gefundene Lösung herbeigeführt werden.
    (Das sollte dann auch kein wirkliches Problem mehr darstellen.)

Ein leistungsfähiges – und kostenpflichtiges – online-Tool

Meine ersten Tests in 2017 mit https://www.konsensieren.eu/de/ sind positiv verlaufen. Inzwischen habe ich das Verfahren vielfach erproben. Beispielsweise wurde es bei Entscheidungen über Wahl-Themen im Unterricht einsetzt. Manchmal waren allerdings entweder das Schulnetz oder die Server des Anbieters – oder gar beide – überfordert,

Seit einiger Zeit gibt es ein leistungsfähigeres und intuitiv nutzbares Nachfolge-Werkzeug:
acceptify

Noch einige, wenige Tipps für den Admin / den Anlegenden:
  • Ich arbeite in der Regel mit wenig Sicherheit und hoher Anonymität, d.h. mit öffentlichem Link und ohne Anmeldung via Email-Adresse.
    Das setzt ein gewisses Vertrauensverhältnis unter den Teilnehmenden voraus.
  • Legen Sie bitte fest, dass das Ergebnis schon vor Ende des Bewertungszeitraumes sichtbar wird!
  • Ich finde es sinnvoll, die sogenannte „Passivlösung“ auszuschließen, also die Teilnehmer*innen zu nötigen, sich die Mühe der Positionierung auch wirklich zu machen.
  • Oft bitte ich die Teilnehmenden, auf Fragen und Variationen der Themen zu verzichten und kläre die Alternativen vorher. Das spart Zeit und schränkt ein.

Weniger komfortabel und optisch anspruchsvoll und genauso wirksam sind andere Tool

Selbst arbeite ich z.B. mit mentimeter.com.
Nur die Überschrift wird entsprechend angeglichen und es wird nach Widerstand gefragt.

Update März 2024: ein neues, kostenfreies Werkzeug https://konsens.it/de/

Dazu einige wenige Tipps:

  • In jedem Fall sollten Sie einen Phasen-Code festlegen, um später den Zeitraum für die Entscheidungsphase ändern zu können und ein (unabsichtliches) Löschen der Frage zu vermeiden.
  • Man kann die Vorschlagsphase auf diesem Weg (durch Eingabe des Phasencodes) ebenfalls zu einem eigens bestimmenten Zeitpunkt beenden.
  • Wenn eine anonymisierte Umfrage angestrebt ist, sollten die Teilnehmenden zur Eingabe von Phantasienamen aufgefordert werden, sonst kann nach der Abstimmung den Namen das Abstimmungsverhalten zugeordnet werden.

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ursprünglich veröffentlicht im Januar 2017;
zuletzt überarbeitet am 14.03.2024 / 14:41 Uhr      zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

Reflexion potenziert Qualität

Zusammenfassung

Statt das Misslingen voraussehbar immer wieder zu wiederholen, suche ich nach Auswegen.
Regelmäßige Kurz-Reflexionen können Entwicklungen in eine günstige Richtung befördern und die Qualität merklich steigern.

Beispiele stabilen Misslingens

Fast jeder kann Beispiele für Misslingen, das sich fortdauernd wiederholt, aufzählen.
Zum Beispiel:

  • Elternabende in der Schule, bei denen die Lehrer/innen und Eltern sich wieder nicht aus ihrer Gegensätzlichkeit der Rollen-Zuschreibungen herausbewegen lassen und kein Verständnis füreinander gefunden wird.
  • immer wiederkehrendes MisslingenKonferenzen, die nerven und keine brauchbaren Ergebnisse erbringen. Stattdessen binden – die neudeutsch Meeting genannten – Treffen Arbeitszeit, welche die Mehrheit der Teilnehmenden viel lieber für ihre liegengebliebenen Arbeiten aus dem Kerngeschäft verwenden würden.
  • Regelmäßig wiederkehrende Probleme bei Projekten
  • Mitgliederversammlungen bei Vereinen

Erfahrungen aus persönlichem Lernen

Gemäß der Lebensweisheit

Alle Menschen machen Fehler.
Kluge lernen daraus.

haben viele das Interesse, aus Fehlern oder ungünstigen Erfahrungen Konsequenzen zu ziehen.
Das heißt, die Zusammenhänge werden analysiert und aus der Reflexion erwächst die Suchbewegung nach günstigen, besser geeigneten Vorgehensweisen und Verhaltensweisen.

Transfer auf Herausforderungen in Organisationen

Nach jeder Arbeitseinheit (oder Aktion oder jedem Projekt) gibt es eine „Manöverkritik“ – oder weniger militärisch formuliert – wird kurz reflektiert.
Dafür hat sich folgendes Muster bewährt:

  1. Was waren die Ziele?
  2. Wie weit wurden diese Ziele auf einer Skala von 0 (gar nicht) bis 10 (vollständig) erreicht?
  3. Wie kann dieser Schätzwert beim nächsten Mal um einen Zähler verbessert werden?
  4. Was war hilfreich und/oder angenehm?
  5. Was soll dringend verändert/verbessert werden?
  6. Wie?
  7. Wer kümmert sich bis wann um einen ersten Vorschlag?
  8. Was ich sonst noch mitteilen möchte …

Erfahrungsgemäß erfordert diese Kurzreflexion zwischen 5 und 15 Minuten Zeit – je nach Klarheit und Routine der Beteiligten.

Regelmäßige Reflexion kann zur ständigen Verbesserung führen.

Nach meiner festen Überzeugung befördert die regelmäßige Reflexion die Aufmerksamkeit für Gelingensfaktoren und langfristig die Qualität von Prozessen.
Allerdings reicht die Reflexions-Routine alleine dafür nicht aus.
Wie so oft ist auch eine passende Haltung der Lern- und Veränderungs-Bereitschaft notwendig.
Leider kommt es im Rahmen von – oft verordneten – Qualitätsüberprüfungen zu Als-Ob-Evaluationen, die dann einfach ohne Auswertung und Wirkung in die Akten versenkt werden.
Schade um die Mühe!

Einem langjährigen, inspirierenden Ideen-Finder und Freund gewidmet

Gunnar Thörmer veranstaltet am 21. Februar ein Barcamp und mein Beitrag werden diese Gedanken sein.

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zuletzt bearbeitet am 23.02.2015      zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

hitzefrei abschaffen!

Zusammenfassung und Gliederung

Ein pädagogisch interessiertes Elternpaar plädiert für die Abschaffung der „hitzefrei“-Regelung und regt vielfältige andere schulische Nutzungen dieser Zeiten an: Spiele, Quiz, Hausaufgaben-Betreuuung statt Unterricht in überhitzten Räumen. Eine Diskussion könnte spannend werden und ist sicher notwendig.

In jedem warmen Sommer das selbe Verfahren: Bei Hitze gibt es schulfrei!

thermometer_medium1Da Bildung Ländersache ist, regelt jedes Bundesland das Verfahren eigenständig.
Einige Bundeländer haben hitzefrei abgeschafft. So ist nach meinen Informationen hitzefrei im Saarland abgeschafft.

Es gibt manche Verunsicherung, ob diese Regelung noch in Kraft sei. Die Internet-Seite des Kultusministerium Baden-Württemberg findet das Stichwort „hitzefrei“ nicht. So ist verständlich, dass viel spekuliert wird.

In Baden-Wüttemberg gibt es – nach meinen Informationen – eine Bekanntmachung über den Ausfall des Unterrichts an besonders heißen Sommertagen vom 15.12.1975, nach der die Schulleitungen nach der vierten Unterrichtsstunde hitzefrei geben können.
Rechtsanwalt Andreas Zoller fasst diese sinngemäß so zusammen:

  • drückende Hitze (um 10 Uhr MEZ mindestens 25 Grad im Schatten)
  • Unterrichtserfolg erscheint sehr fraglich.
  • Die Schulleitung kann entscheiden.
  • gilt nicht für Jahrgangsstufe 11-13 allgemeinbildender und beruflicher Gymnasien und alle berufliche Schulen

Wer übernimmt die Aufsichtspflicht bei hitzefrei?

Diese Frage stellt sich mit hoher Dringlichkeit für die Schülerinnen und Schüler von Grundschulen.

Manche Schulen geben einen allgemeinen Hinweis an die Eltern: „Sie müssen in den nächsten Wochen mit Hitzefrei rechnen!“ – Soetwas verwundert mich sehr, wird doch bei fast allen anderen Gelegenheiten sehr sorgsam auf die Einhaltung der Ausichtspflicht geachtet. – Das finde ich auch gut so!

Aus meiner Sicht ist ein allgemeiner Hinweis an die Eltern kein zulässiges Verfahren, denn wir Eltern übergeben die Aussichtspflicht über unsere Kinder an die Schulen und rechnen (und planen) mit der Einhaltung des Stundenplans.

Die Eltern wissen nicht sicher, wann die Kinder aus der Schule kommen.

Im Alltag zeigt sich dann die Problematik. Mit oder ohne allgemeine Ankündigung sehen sich Eltern, die sich Verantwortung gegenüber ihren Kindern wahrnehmen wollen, einer großen Unsicherheit gegenüber: Wann kommen denn nun die Kinder nach Hause?

Nach der Meinung meiner Frau und meiner eigenen Vorstellung kann von den in den Schulen Verantwortlichen nicht einfach grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass zu Hause eine Aufsichtsperson (meist eine Mutter) wartet, ob die Kindern nun hiltzefrei haben oder nicht.

Die Alternative für anderweitig gebundene Eltern, sich auf nachbarschaftliche Zufälligkeits-Betreuung und „das Prinzip Hoffnung“ zu verlassen, ist für uns kein akzeptabler Weg.

Welche anderen, chancenreichen Möglichkeiten gibt es?

Wie hier auch veröffentlicht, bin ich selbst auch Lehrer und weiß, vonvon ich schreibe.

Selbstverständlich ist es für gelingende Lernprozesse günstiger, wenn die schulischen Räume nicht überhitzt sondern angenehm temperiert sind.

Andererseits führen viele (Klassen-)Lehrer/innen die für mich nachvollziehbare Klage, dass sie zu wenig zeitliche Spielräume für die Aushandlung von Gruppen-Prozessen (Absprachen, Klärungen von Missverständnissen, Konfliktregelungen), für Beziehungspflege oder auch für individualisierte Begleitung von Schüler/innen haben.

Was spricht dagegen, wenn ein Regelunterricht tatsächlich nicht mehr zumutbar erscheint, die Kinder nicht nach Hause zu schicken, sondern sie in einer spielerischeren, offeneren Form zu begleiten? – Wie würde sich zum Beispiel das Gruppen- und Klassen-Klima positiv verändern, wenn die Gruppe gemeinsam Spiele oder Quiz erleben könnten?

Was spricht dagegen, die Kinder in der Anfertigung ihrer Hausaufgaben zu unterstützen, so dass sie nach Heimkehr dann tatsächlich alle notwendigen schulischen Arbeiten erledigt haben und ins ersehnte Schwimmbad gehen könnten?

Ein positiver Nebeneffekt: Die Schulen werden verlässlich, das heißt berechenbar.

Ganz nebenbei wäre damit ein fortdauerndes Ärgernis an manchen Schulen beseitigt, dass die Stundenpläne nämlich gelegentlich nicht den Vormittag abdecken und dies auch nicht verlässlich, das heißt planbar, gehandhabt wird.

Es gab einmal eine Zeit, als Politiker/innen gerne von der „verlässlichen Grundschule“ sprachen. Diese Formel ist leider nie belastbar ausgestaltet und nach meiner fast vierjährigen Erfahrung mit einer der größten Grundschulen Baden-Württembergs schon gar nicht umgesetzt worden.

Neudings wird gerne von ganztags betreuenden Schulen gesprochen und mancherorts auch schon geplant.

Wir wünschen uns erst einmal eine berechenbare Halbtags-Schule (nicht nur für Nutzer von zusätzlichen Hort- und Kernzeit-Betreuungsangeboten!).

Zusammenfassung

Meine Frau und ich plädieren für eine grundlegende Umformulierung der Regelung von „hitzefrei“ in eine Möglichkeit, die schulischen Lern- und Aufenthaltsformen lockerer aber zeitlich verbindlich regelt.

Eine Diskussion ist sehr erwünscht.

Eine Diskussion – am liebsten in Form von Kommentaren zu diesem Artikel – ist sehr erwünscht.
Wer seine Meinung lieber über eine Mail mitteilen möchte, dem biete ich an, eine wechseitig abgesprochene Zusammenfassung hier zu veröffentlichen.

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zuletzt bearbeitet am 30.08.2009                               zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

Profession Supervision (4): Gute Berater sind vernetzt.

Zusammenfassung und Gliederung

Die meisten Beraterinnen und Berater raten ihren Klienten zu Synergie und Qualität fördernden Vernetzungen. Da liegt die Erwartung nahe, dass gute Beraterinnen und Berater sich ebenfalls vernetzt haben:  Zu kollegialer Anregung und Kontrolle, zu fachlichen Diskursen und zum gemeinsamen Vertreten wichtiger berufspolitischer Inhalte.

Die Umwelt der Arbeit und der Freizeit der Menschen wird immer mehr vernetzt.

Das ist schon ein Allgemeinplatz: Moderne Arbeitsfeldern werden immer komplexer – alles ist mit anderen Faktoren und Subsystemen vernetzt.

Diese Zunahme der Komplexität findet sich auch im Freizeit- und Erholungsbereich der arbeitenden Menschen.
(Vielleicht ist ein Teil der gefühlten Zunahme an Komplexität auch durch eine genauere Erfassung und unsere Wahrnehmung bedingt.)

Die Zunahme der Komplexität kann man auch als Zunahme des Grads der Vernetzung beschreiben.

Insgesamt werde moderne Wissensgesellschaften immer häufiger als komplexe Netzwerke beschrieben und gedeutet.

Komplexe Strukturen werden gut von vernetzten Berater/innen beraten.

Um komplex zusammenhängende Strukturen (Organisationen, Systeme) gut beraten zu können, benötigen die beratenden Personen umfangreiche Kenntnisse, Fertigkeiten und Intuitionen. Eine solide Berater/innen-Ausbildung ist dazu ein Grundstock, reicht aber vielfälltig nicht mehr aus.

Hier kommt kollegiale Kompetenz-Netzwerke ins Spiel: Was ich selbst nicht mehr durchschaue, wo ich selbst Fragen und Unsicherheiten habe, berate ich mich mit kompetenten Kolleg/innen und lasse mich von deren Einfällen, wissen und Verfahren  unterstützen.

Manche Projekte sind auch sinnvoll, im Team von Berater/innen zu begleiten.

Berufsständige Vernetzung von Supervisor/innen

  • Die schweizer Kolleginnen und Kollegen haben sich bereits 1976 als Berufsverband zusammengeschlossen, des heutigen BSO – Berufsverband für Supervision, Organisationsberatung und Coaching.
    Mehr Informationen unter: http://www.bso.ch
  • Seit 1988 gibt es den kollegialen Zusammenschluss der FVS, Freiburger Vereinigung von SupervisorInnen e. V.
    Hier haben sich Supervisorinnen und Supervisoren aus dem Großraum Freiburg zu gemeinsamer Fortbildung, Berufspolitik und gemeinsamem Marketing zusammen geschlossen. Der Verein gibt regelmäßig eine Art Branchenbuch für Supervisor/innen rund um Freiburg heraus und betreibt eine Website mit Berater/innen-Suchmaschine: http://www.supervision-freiburg.de
    Hier bin ich als Mitglied im Leitungsteam engagiert.
  • Dieses Jahr im Mai feiert die  DGSv – Deutsche Gesellschaft für Supervision – ihre zwanzigjährige Gründung.
    20_jahre_dgsv_orange
    Dieser große Berufsverband vertritt hohe Ausbildungs- und Berufsstandards und engagiert sich für die Weiterentwicklung der Profession.
    Mehr erfahren Sie hier: http://www.dgsv.de
    Hier engagiere ich mich als Sprecher der DGSv-Regionalgruppe Freiburg.

Kontrollsupervisionen und Intervisions-Gruppen

Die Berufsverbände verpflichten ihre Mitglied zu Mindestandards.

Ein solcher Standard ist die Ausübung der Profession „nach den Regeln der Kunst“, also auf der Höhe der Theorie-Entwicklung und der bewährten Praxis.
Dies bedeutet auch fachliche Kontrolle dies Anspruchs an die eigenen Beratungs-Arbeit.

Für die Qualitätssicherung von Supervisoren und Coachs haben sich Intervisions- oder Kontrollsupervisions-Gruppen bewährt:

  • regelmäßige Treffen unter Leitung eines Supervisors (Kontrollsupervision) oder kollegial geleitet (Intervision)
  • fachlicher Austausch über die Beratungsfälle
  • die Fälle sind anonymisiert, d. h.Vertraulichkeit ist garantiert

Mich selbst unterstützt meine Intervisionsgruppe bei kniffligen Fällen und regelmäßig bei der Überprüfung meiner Beratungs-Angewohnheiten (Ja, auch die gibt es!).

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weiterführende Links

Dieser Artikel gehört zur Reihe „Profession Supervision“.

Diese Reihe wird in loser Folge fortgeführt.

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Zuletzt leicht überarbeitet am 7.08.2013 Uhr zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

Profession Supervision (2): Forschung über systemische Team-Aufstellungen

Von meinem vielseitig interessierten Web-Berater; Gunnar Thörmer, erhielt ich den Hinweis auf dieses Video über die Erforschung von systemischem Aufstellen, hier genauer: systemischen Team-Aufstellungen.
Die private Universität Witten/Herdecke erforschte im Rahmen einer Dissertation Beziehungsgeflechte in Familienunternehmen (Wie stehen wir zueinander? …)
Die Begleitung durch Prof. Dr. Fritz B. Simon bürgt für Seriosität.

Auch die anfängliche Skepsis gegenüber der Behauptung, dass es so etwas wie eine „Raum-Sprache“ gibt, wird im Film-Ausschnitt benannt.

Hier nun wird von der Forschung zu dieser Raumsprache berichtet. Reale Beratungsfälle werden in zwei Versuchsreihen mit unterschiedlichen Personen sehr aufwendig bearbeitet und anschließend die Übereinstimmungen untersucht.

Das zentrale Forschungsanliegen wird von Peter Schlötter so formuliert:
Gibt es eine allgemeingültige, nicht verbale Sprache von Stellungen von Personen im Raum zueinander, die Menschen tendenziell verstehen?

Vertraute Sprache und ihre Entdeckung

direkt zum MySpace-Video von Peter Schlötter

Die Ergebnisse dieser Forschung sind überzeugend eindeutig:

  1. Ja es gibt eine von vielen Menschen intuitiv verstandene „Sprache“, mit deren Hilfe Stellungen im Raum als Aussage über Beziehungen verstanden und gedeutet werden können.
  2. Es gibt hohe Übereinstimmungen im Auffinden von „Lösungs-Stellungen“.

Damit wird die Wirkung der Arbeit mit systemischen Aufstellungen wissenschaftlich erwiesen. – Auch zuerst skeptische Versuchspersonen zeigen sich beeindruckt und bescheinigen dem Forschungsansatz größtmögliche Objektivität.

Inzwischen sind die Forschungsergebnisse auch publiziert (Vertraute Sprache und ihre Entdeckung: Systemaufstellung sind kein Zufallsprodukt – der empirische Nachweis) und rezensiert.

Dieser Artikel gehört zur Reihe „Profession Supervision“.

Diese Reihe wird in loser Folge fortgeführt.

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Zuletzt bearbeitet: 15.11.2009 / 07:24 Uhr zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

Profession Supervision (1): Der Nutzen der Professionalisierung

„Beratung“ ist ein viel zu gerne verwendeter Begriff.

Alltäglich „beraten“ wir uns gegenseitig.
Jeder weiß Rat oder hat wenigstens eine klug gemeinte Frage, die den Weg zur Lösung nahe legen soll.

Fast in allen Branchen wird aus dem altbekannten Verkäufer oder der Verkäuferin in neuer Sprachregelung ein „Berater“ oder eine „Beraterin“.

Zweifellos enthalten gute Verkaufsgespräche auch beratende Anteile – oder sie sind keine gute Kundengespräche. – Aber ist es darum sinnvoll, diese Leute gleich „Beratende“ zu nennen?

„Professionelle Beratung“ ist sinnvoll!

  • Tatsächlich sind viele Menschen immer wieder ratlos.
  • Besonders in beruflichen Zusammenhängen, die zunehmend als unüberschaubar und belastend erlebt werden und für viele auch bedroht erscheinen, fehlen Orientierung und Wegweisung.
  • Angesichts ständiger Wandlungs- und Angleichungsprozessen gibt es einen erhöhten Bedarf an Beratung und Begleitung von Veränderungsprozessen, Weiterqualifizierung und – im weitesten Sinne – Lernprozessen von Einzelpersonen, Teams und ganzen Unternehmen.

Konkrete Herausforderungen für Beratungen

  1. Wo die Verständigung zwischen Kolleginnen und Kollegen oder auch zwischen Leitungen und Mitarbeiter/innen schwierig geworden sind, kann Supervision oder Coaching hilfreich sein und die Kultur der Verständigung in einem Unternehmen fördern.
  2. Wenn Beschäftigte unter Überforderung leiden und die Krankheitsrate dies widerspiegelt und als zu hoch bewertet wird, kann Supervision und Coaching mit Betroffenen und Leitungskräften Wege zu Entlastungen eröffnen.
  3. Klassisch war Supervision schon lange im sozialen Bereich eingeführt und hat sich als Fall-, Team- und Leitungs-Supervision bewährt, damit Sozial- und Pflege-Berufe dauerhaft qualifiziert arbeiten konnten.
  4. Häufiger kommen Fragestellungen hinzu, die mit dem hohen Tempo von Veränderungen, Innovationen und dem globalisierten Marktdruck zu tun haben: Wie kann ein Team oder auch ein Unternehmen die Fähigkeit zu kreativen Lösungen, verbesserter Zusammenarbeit und Ressourcen schonendem Handeln erlernen? Oft ist dies eine Überlebensfrage für Abteilungen  oder auch ganze Unternehmen.
  5. Schließlich sind Fragen der persönlichen Entwicklung und Weiterqualifizierung in einer mediatisierten Arbeitswelt Themen, die in einer Supervision oder einem Coaching bearbeitet werden können.

Nachhaltigere Herausforderungen für Supervision:

  • Berufstätige entlasten
  • chaotische Eindrücke ordnen und einordnen
  • professionelle Qualität sichern und – bei Bedarf -entwickeln
  • Erfolge sichern oder in zukünftige Erfolge investieren
  • Viel zu selten werden Supervisionen auch zur Qualitäts-Entwicklung eingesetzt: Dann kann nicht mehr nur an Defiziten und Problemlagen sondern auch an Erfolgen, Zielen und Möglichkeiten und deren Weiterentwicklung und Sicherung gearbeitet werden. –
    Langfristig scheint mir dies eher ein Erfolgsrezept!
  • Wenn ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin eine neue Aufgabe übernimmt, ist zu wünschen, dass man die neue Fachkraft einlernt. Oft haben die Anstellungsträger dafür aber zu wenig personelle Kapazitäten oder finden diese Einarbeitung nicht notwendig.
    Besonders bei leitenden Funktionen wird eine gründliche Einarbeitung leider oft unterlassen.
    In jedem Falle finde ich ein „Sparen an der Einarbeitung“ eine krasse Fehlentscheidung. – Hier kann dann  eine Supervision oder ein Coaching sinnvolle Unterstützung bieten.

Angesichts diese erste Auflistung von Anlässen und Möglichkeiten für Beratungsbedarf wird niemand ernsthaft bestreiten, dass hier gut ausgebildete und erfahrene Fachkräfte benötigt werden. – Gut ausgebildete und kollegial vernetzte Supervisor/innen haben sich in Fachverbänden (z.B. BSO und DGSv) zusammen geschlossen, um die Qualität Ihrer Arbeit zu sichern und zu dokumentieren und die eigene Profession weiter zu entwickeln.

Weiterführende Links

Dieser Artikel ist der Beginn einer neuen Reihe zur „Profession der Supervision“.

Diese Reihe wird in loser Folge fortgeführt.

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Zuletzt bearbeitet: 19.04.2013           zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht