Gelbe Karte für Grün-Rot – offener Brief an Wissende und Betroffene

Ungläubig entsetzt über die aktuelle Finanz- und Bildungspolitik in Baden-Württemberg rufe ich besonders Eltern und Ausbildungsbetriebe auf, sich bis Mitte Dezember zu beteiligen und den Plänen der Landesregierung zu widersprechen.

Update vom 19.12.12:
Der Landeshaushalt wird wurde am 19.12 2012 beschlossen werden. Spätere Proteste sind dann nun nur noch tragisch-komisch.

Bei der Bildung wird überdurchschnittlich gespart.

Dass Bildung und ausgeglichene Staatsfinanzen wesentlich für den Lebensstandard zukünftiger Generationen und für die Entwicklung des Landes sind, setze ich als weitgehenden gesellschaftlichen Konsens voraus. Darum bin ich auch dafür, Ausgaben zu begrenzen und Schulden abzubauen.

Wenn ich die geplanten Kürzungen genauer anschaue, bin ich entsetzt und fassungslos: Der Bildungsbereich und die Schulen sind überdurchschnittlich betroffen. 11.600 Lehrerstellen sind bis Ende 2020 zur Streichung vorgesehen. Damit verschärft die aktuelle Landesregierung die Politik ihrer Vorgänger, auf Kosten der Bildung und damit der Schülerinnen und Schüler der allgemeinbildenden und beruflichen Schulen zu sparen.
(Der erwartete Rückgang der Schülerzahlen ist nicht so schnell und schon gar nicht überall spürbar und auch nicht einfach in die Schulplanungen umsetzbar. – Inzwischen dürfen es alle wissen: Die Prognosen des statistischen Landesamtes waren nicht zutreffend.)

Angetreten war diese Regierung mit dem Versprechen einer Bildungsoffensive. Jetzt versucht sie Veränderungen „kostenneutral“ (das heißt: ohne zusätzliches Geld) zu bewirken. Ja, sie kürzt sogar massiv.

Erste Vorboten sind größere Klassen und Kürzungsideen ausgerechnet bei kulturellen Angeboten.

Erste Auswirkungen der neuen politischen Richtung sind für mich in der Praxis schon erkennbar: Klassen werden zusammengefasst, Unterrichtsgruppen werden größer. Die Qualität des Unterrichts scheint zweitrangig zu sein. Hauptziel ist es, Lehrer-Deputate einzusparen. Solche Eindrücke und Befürchtungen höre ich auch aus anderen Schulen.

Leider ist das ja nur der Anfang: Langfristig werden kleine Klassen und auch kleine Schulen geschlossen werden, wenn keine Lehrkräfte mehr dafür zur Verfügung stehen. Das bedeutet weitere Wege für die Schülerinnen und Schüler.

Pädagogisch wertvolle Wahlangebote und Beiträge zur Schulkultur – wie AGs oder Schul-Theater – werden zuerst gestrichen werden. Das empfinde ich als dramatisch, weil diese besonderen Angebote für das Lernklima in den Schulen bedeutsam sind.

Hier bitte ich Sie als Betroffene um Ihr Engagement.

Eltern, Beschäftigte, Handwerksbetriebe, Wirtschaftsvertreter, Arbeitgeber und Bildungsverbände sehe ich als Mit-Betroffene und Mit-Verantwortliche. Die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes, die Wählerinnen und Wähler sind herausgefordert.

Gut ausgebildete Schulabgängerinnen und Schulabgänger sind wesentlich, um die politische Kultur und den gesellschaftlichen Wohlstand zu erhalten und für die Zukunft zu sichern.

Politik reagiert durchaus auf Widerspruch und Einflussnahme.

Den deutlichen Protest vermisse ich bisher. – Was ist passiert?

Mich selbst hat diese Entwicklung überrascht. Vielleicht gab es auch so etwas wie eine zeitweise Schreck-Starre seit den ersten Kürzungs-Ankündigungen im Juli.

Ich möchte die Veränderungen aber nicht resigniert oder gar zynisch zur Kenntnis nehmen und einfach für mich alleine überleben!

Selbstverständlich sind wenige Einzelstimmen nicht ausreichend. Aber auf Gruppenäußerungen oder Protestbewegungen reagieren die politischen Entscheidungsträger sehr wohl.

Mein Appell: Kommen wir in Bewegung! –
Vor allem die Stimme der Eltern ist wichtig.

Lassen Sie die politischen Entscheidungsträger nicht weiter in der irrigen Annahme, dass Sie mit den Einschnitten im Bildungsbereich einverstanden seien.

Teilen Sie Ihnen mit, dass Sie diese nicht einfach hinnehmen wollen.

Beteiligen auch Sie sich an dieser wichtigen politischen Weichenstellung für den Bildungsstandort Baden-Württemberg.

Für Ihr Engagement bin ich dankbar.
Über Rückmeldungen freue ich mich.

M. Veeser-Dombrowski
Religionslehrer an beruflichen Schulen
Supervisor und Coach

Einige Aktionsideen für die Zeit vor den Beratungen des Landeshaushaltes im Dezember 2012:

  • Gelbe Karten an die Landesregierung und die Landtagsabgeordneten schreiben
  • Pressemeldungen mit Leserbriefen kommentieren
  • Blog-Artikel (wie diesen) kommentieren
  • sich über die rechtlichen Grundlagen und Möglichkeiten informieren: z.B. Ist wirklich alles MAU? – Expertise von Herbert Huber
  • Demonstrationen organisieren
  • einen Flashmob durchführen

zum Anfang des Artikels

Weiterführende Links

Herzlichen Dank an viele Begleiter/innen bei der Entstehung dieses Textes.
zuletzt bearbeitet am 21.07.2012 / 12.40 Uhr (V12)     zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

Pensionsgrenze 67 schneller einführen?

Zusammenfassung und Gliederung

Im Sommer 2009 hatte staatsanzeiger.de ermittelte, dass die große Mehrheit die schrittweise Erhöhung der Altersgrenze (Pensions- und Renten-Alter) auf 67 ablehnt.
Dann wurde in Baden-Württemberg kontrovers sogar über die schnellere Umsetzung der Erhöhung der Lebensarbeitszeit debattiert.
Inzwischen ist die Landesregierung von diesem Vorhaben wieder abgerückt

Bisherige bundesweite Planung

Bisher war geplant, das Eintrittsalter in die Renten schrittweise ab 2012 bis 2029 auf 67 Jahre zu erhöhen.

Diese langfristige Planung wurde allerdings vor der Hypotheken-, Banken-, Finanz- und Wirtschaftskrise und die jüngsten Renten-Beschlüsse vor der Bundestagswahl im September entwickelt.

Nur wenige Beschäftigte erreichen tatsächlich das bisherige Rentenalter von 65 in einem rentenversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis.

Auf eine kleine Anfrage der Fraktion Die Linke hin antwortete die Bundesregierung mit Zahlen vom August 2008 – also noch vor der Wirksamkeit der aktuellen Krise: Danach sollen nur 7,4 % der über 63-jährigen noch einer rentenversicherungspflichtigen Vollzeit-Beschäftigung nachgehen. – Wenn diese Zahl zutrifft, so ergibt es keinen Sinn, das Eintrittsalter noch weiter auf 67 zu erhöhen!

Minister Stächele verschärft die Diskussion.

Der Finanzminister des Landes Baden-Württemberg,  Willi Stächele (CDU), lehnt die Rücknahme der Erhöhung des Renten- und Pensions-Alters nachdrücklich ab. Stattdessen denkt er öffentlich über eine Verschärfung des Tempos nach: Die Umsetzung der Erhöhung solle für die Beamten des Landes Baden-Württemberg bereits 2020 abgeschlossen sein.

Die Beamten reagierten auf diesesAnsinnen mit heftigem Widerspruch. Eine nicht-repräsentative Umfrage im Sommer 2009 ergab eine mehrheitliche Ablehnung der vorzeitigen „Rente/Pension mit 67“.

Herr Stächele reagierte, bot er eine „Alternative“ an: Die Absenkung des Versorgungsniveaus um 0,7 Prozent.

Beamte und Angestellte des öffentlichen Dienstes stellen eine große Personengruppe dar: ein großes Einspar-Potential?

Da die im öffentlichen Dienst beschäftigten Beamt/innen und Angestellten eine sehr große Personen-Gruppe darstellen, würden Einsparungen oder Kürzungen bei dieser Gruppe auch einen großen Effekt ergeben.

So ergeben Kürzungen der Pensionen um 0,7 % für die 240.000 Beamten in Baden-Württemberg nach Aussagen von Finanzminister Willi Stächele eine Einsparung in dreistelliger Millionenhöhe.

Da die Angestellen im öffentlichen Dienst dann aus Gerechtigkeitsgründen sicher auch bald eine schnellere Erhöhung des Renten-Eintrittsalters erwarten können, wird sich das Einspar-Potential noch erhöhen.

Mit den Beamten beginnt es. – Die anderen Arbeitnehmer/innen könnten folgen.

Jene, die den beamteten oder angestellten Beschäftigten des öffentlichen Dienstes ihre sicher geglaubten Arbeitsplätze neiden und so versucht sind, dieser oft gescholtenen Personen-Gruppe die Kürzungen zu gönnen, möchte ich zu bedenken geben: Wahrscheinlich bleibt eine solche Idee nicht nur auf die Beschäftigten im öffentlichen Dienst beschränkt, sondern wird – wenn erfolgreich – auch auf andere Beschäftigungsbereiche ausgedehnt.

Ministerpräsident Günter Öttinger rückte von seinen Plänen wieder ab.
Stuttgart, 13. September 2009: Aktuell geht die Öffentlichkeit davon aus, dass Ministerpräsident Öttinger von den Plänen abgerückt ist, die Beamten in Baden-Württemberg früher als die anderen Bundesländer auf eine verlängerte Lebensarbeitszeit bis 67 zu verpflichten.
Quelle: swr.de.

Meinungs-Äußerungen sind wichtig! Diskutieren Sie mit.
Darum wünsche ich mir eine engagierte Diskussion und beharrliches Vertreten der Interessen.

zum Anfang des Artikels

Weiterführende Links

  • Profession Lehrkraft (1): anregen zum selbständigen Lernen
  • Zusammenfassung der Potsdamer Lehrer-Studie durchgeführt von einem Team von Wissenschaftlern und Studierenden des Instituts für Psychologie der Universität Potsdam unter Leitung von Prof. Dr. Uwe Schaarschmidt
  • Die Diskussionen gehen natürlich weiter: … da ist noch nicht alles zu Ende ein Blick auf das Bild des Alters in unserer Gesellschaft, Beitrag eines Jobvermittlers und eines Arztes (SZ vom 25.06.2013)

Diskussionen im Umfeld des Bundestagswahlkampfes 2009

zuletzt bearbeitet am 1. 07. 2013      zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

online-Petition zur Anerkennung des häuslichen Arbeitszimmers

Gerade habe ich gelesen, dass Interessierte sich bis 31. Juli 2009 bei einer öffentliche Petition beim Deutschen Bundestag für die steuerliche Wiederanrechnung des häuslichen Arbeitszimmers einsetzen können.

Text der Petition

Der Deutsche Bundestag möge beschließen, dass das im Einkommensteuergesetz normierte Abzugsverbot für Aufwendungen für ein berufliches Arbeitszimmer aufgehoben wird.

Die Begründung und weitere Informationen unter:
https://epetitionen.bundestag.de

Um die Eingabe zu unterzeichnen, bedarf es einer Registrierung.
Dies geht problemlos.

Anschließend kann man diese und andere  Petition unterstützen.

Auch ein Forum für Diskussionen gibt Einblicke in die teilweise abgründigen Meinungen, Bewertungen und Begründungen für oder gegen die Petitionen.

Trend nach drei Tagen

Circa 1.200 neue Mitunterzeichner haben sich eingetragen.
Als ich unterzeichnete waren es 4089 Mit-Unterstützer.
Am 9. Juli 2009 / 22 Uhr sind es 5283.

Zwischenstand am 21. Juli / 22 Uhr:

8529 Mitzeichner/innen

Zwischenstand am 29. Juli / 22 Uhr:

11.120 Mitzeichner/innen

Schluss-Stand am 31. Juli 2009, dem Ende der Mitzeichnungs-Frist:

11646 Mitzeichner/innen

zum Anfang des Artikels

Weiterführende Links

zuletzt bearbeitet am 04. 08. 2009 / 13:13                    zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

online-Umfrage: Pension mit 67 oder früher?

Zusammenfassung und Gliederung

In einer online-Umfrage auf staatsanzeiger.de zur Frage des Pensions-und Renten-Alters mit 67 hatte 93  % der 3763 Teilnehmer/innen diese Altersgrenze abgelehnt.

Soll die Pension/Rente mit 67 gestoppt werden?

Zwischen dem 26. Juni und dem 2. Juli war auf staatsanzeiger.de eine (nicht repräsentative) Umfrage  zur Frage geschaltet:
Muss die geplante Pension mit 67 gestoppt werden?

Da Lehrer/innen im Anstellungsverhältnis jeweils analog zur Beamtenbesoldung entlohnt werden, wird wohl auch nach der „Rente mit 67“ gefragt.

3763 Personen hatten sich an der online-Umfrage beteiligt.

Sie hatten die Möglichkeit, sich an dieser Art der Meinungsbildung zu beteiligen:
Staatsanzeiger – Internetportal für Wirtschaft, Politik und Verwaltung in Baden-Württemberg

Abstimmungsstand: 2. 07. 2009 / 13:00 Uhr:

Muss die geplante Pension mit 67 gestoppt werden?

Ja: 93%
Nein: 7%

Insgesamt 3763 Teilnehmer.

Ich wünsche einen guten Schuljahres-Abschluss.

Ich wünsche Ihnen besonders:

  • gute Auswertungen des Unterrichts
  • sorgfältig vorbereitete und darum effektive und  entspannte Notenkonferenzen
  • fröhliche Abschiede

zum Anfang des Artikels

Weiterführende Links

Das könnte Sie auch interessieren:

  • Zusammenfassung der Potsdamer Lehrer-Studie durchgeführt von einem Team von Wissenschaftlern und Studierenden des Instituts für Psychologie der Universität Potsdam unter Leitung von Prof. Dr. Uwe Schaarschmidt

zuletzt bearbeitet am 03. 01. 2012 / 09:22 Uhr                        zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

Profession Lehrkraft (5): Amoklauf – Was tun wir?

Zusammenfassung und Gliederung

Nach dem ersten Schock sind Eltern, Lehrer/innen und Erzieher/innen aufgefordert, einen eigenen Standpunkt zu entwickeln. Gespräche in den Gruppen über deren Eindrücke und Bewältigungsversuche sind dringend notwendig.
Die reflexartige Suche nach Schuldigen führt oft in Sackgassen.
Wie kann Schule menschlicher gestaltet und Schüler/innen und Lehrkräfte entlastet werden?

Zur Professionalität von Lehrkräften zähle ich wesentlich

  • persönliche Kompetenz (persönliche Bewusstheit, Selbstreflexivität, Lernbereitschaft, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit und Glaubwürdigkeit)
  • ausgewiesene Fachkompetenz für die unterrichteten Fächer
  • pädagogische Kompetenz (Zielgerichtetheit des pädagogischen Verhaltens auf dem Hintergrund eines eigenen pädagogischen Konzeptes)

Schock und Angst

Einen Tag nach einem blutigen Amoklauf eines bisher nicht auffälligen Schülers sind viele schockiert. Andere haben Angst, weil die Tat nach bisherigem Informationsstand nicht angekündigt war und daher auch nicht voraussehbar war. Da stellen sich viele die Frage: Kann so eine Tat auch an unserer Schule geschehen?

Material zur ersten Bearbeitung für sich selbst und im Unterricht

Julia Born von rpi-virtuell.net hat eine Zusammenfassung von Pressemeldungen und hilfreichen Links zur Arbeit zum Thema zusammen gestellt.

In dieser Linksammlung wird auch auf die Meinung des Kriminalpsychologen Jens Hoffmann von der TU Darmstadt verwiesen, der in einem Interview des Deutschlandradios vom 11. März 2009 Krisenteams an jeder Schule fordert und behauptet, das Gefährdungspotential einschätzen zu können.

Mir ist wichtig, auf die Notwendigkeit kollegialer Gespräche, Selbstversicherungen und die Entwicklung gemeinsamer Positionen im Kollegium hinzuweisen.

Auf jeden Fall erscheint mir dringend notwendig, dass in Schulklassen und Oberstufen-Kursen über die Fragen von Umgang mit Frustration, Enttäuschung und gar der Wahrnehmung, dass eine Klassenkameradin oder ein Klassenkamerade an die Grenzen gekommen ist und alleine nicht mehr weiter weiß, gesprochen wird. – Oft ist dies schon ein erster, wichtiger Schritt: Zu bemerken, dass man mit seinem Gefühl von Ärger und Wut nicht alleine steht. Und – wenn es gut geht – auch noch, dass andere – auch Lehrkräfte – dafür Verständnis aufbringen können.
Als Religions-Lehrer habe ich hier Möglichkeiten und Frei-Räume, die ich gerne für gewalt-präventive Unterrichts-Inhalte nutze.

Schule scheint für manche Jugendliche schrecklich zu sein.

Diese Tat macht meines Erachtens deutlich, dass unsere Schulen für manche Schüler/innen als schrecklich, beschämend, unterdrückerisch und unfair erlebt wird.

Ich fand dazu ein Youtube-Video von Swiss. In einem Rap wird versucht, das Erleben eines Amokläufers darzustellen:


direkt zu Youtube

Für mich stellen sich viele Fragen.

Manche stelle ich mir immer wieder.
Zu manchen Fragen habe ich Antwort-Ideen:

  1. Wie können Lehrerinnen und Lehrer ihren Kontakt mit Schülerinnen und Schülern so gestalten, dass möglichst wenig Kränkungen, Erniedrigungen, Abwertungen oder Stigmatisierungen dabei geschehen?
    Erste Ideen:
    > offen und nach Leistungsstand und Lern-Tempo differenziert unterrichten
    > in arbeitsfähigen Gruppen (bis maximal 25 Personen)
    > methodisch vielgestaltig
    > und mit möglichst hohen Freiheitsgraden
  2. Welche Wege können wir für die Bearbeitung solcher Erfahrungen erfinden, so dass Druck abgebaut werden kann und es nicht zu einem finalen Druck-Abbau in einem Amoklauf kommen muss? –
    Erste Ideen:
    > Ausbau der Beratungsmöglichkeiten in und um die Schule
    > und Ergänzung der Schulteams um sozialpädagogische und psychologische Fachpersonen: – Allerdings kostet Personal Geld. Dafür müssen sich politische Entscheidungsträger entscheiden. Diese können von mündigen Wählerinnen und Wählern darauf angesprochen und dafür motiviert werden. – ehrlicherweise muss man aber dazu sagen: Dann kann dieses Geld nicht an anderer Stelle für andere Zwecke eingesetzt werden.
  3. Wie können wir Schule gestalten, dass Schüler/innen darin Erfolgserlebnisse und nicht Frust erfahren?
    Erste Ideen:
    Erste Ansätze siehe Frage 1 und weitere Ansätze und Sammlungen bewährter Praktiken gibt es tatsächlich in reformpädagogischen Netzwerken, z. B. dem Archiv der Zukunft.
  4. Wie können Belastungssituationen von Lehrkräften so bearbeitet werden, so dass die den Unterricht gestaltenden Personen selbst in einer nicht aggressiven sondern wertschätzenden Grundstimmung handeln können?
    Erste Ideen:
    > Kollegiale Fallbesprechungsgruppen oder
    > Gruppen-Supervision für Lehrerinnen und Lehrer
  5. Wann werden die für die Schulverwaltungen Verantwortlichen wahrnehmen, dass Schulen oft am Rande der Überlastung oder tatsächlich überlastet den Umgang mit Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht mehr menschlich und produktiv leisten können?
    Stichwort dazu:
    > Die Klassenteiler sind aktuell zu hoch und werden erst zu spät gesenkt.
    > Die Deputat-Belastung ist zu hoch, wenn Lehrerinnen und Lehrer tatsächlich eine Lern- und Arbeitsbeziehung mit ihren Schülerinnen und Schülern aufbauen und pflegen sollen. (weiter: Kleiner Eindruck in den Alltag des engagierten Lehrers, Kai Winkler.)
    > Die Räume in den Schulen sind oft zu klein, schlecht ausgestattet und oft sind es zu wenig für sinnvollen und erfolgreichen Unterricht
    Erste Ideen:

    Das sind politische Fragen zur Verteilung von Geldern und entsprechenden Prioritätensetzungen! – Selbst bin ich an dieser Stelle eher resignativ bis sarkastisch: Ich stelle fest, dass in Sonntagsreden viel Unterstützung versprochen und im politischen Alltagsgeschäft wenig davon umgesetzt wird. Die Lehrkräfte können kaum mehr Druck erzeugen, da sind noch andere Personengruppen gefragt! – Ich rette mich in den kabarettistischen Blick.
  6. Wie werden Lehrer/innen, Schulleitungen und auch die Eltern in ihren Erziehungs- und Bildungsaufgaben unterstützt?
    Erste Ideen:
    Auch dies kostet voraussehbar Geld. Weiterführende Überlegungen gibt es natürlich auch zu dieser Frage, z.B. in Heft 3/2009 der Zeitschrift Pädagogik zu „Unterstützungssysteme“.
  7. Die Wahrnehmung der Kinder und Jugendlichen wird durch den Umgang mit modernen Medien grundsätzlich verändert und dies wird im Alltag der Familien und Schulen bislang zu oft noch ignoriert.
    Auf jeden Fall wird diese noch nicht produktiv aufgearbeitet. Und ich meine da nicht nur Gewaltspiele. -Die meine ich aber natürlich auch! – So haben Psychologen inzwischen gut erforscht, wie gewalthaltige Computer-Spiele die Tendenz zu Gewaltanwendungen fördern.Auch durch die Dauerpräsenz eines Themas werden möglicherweise der eine oder die andere zu unbedachten Taten eingeladen. Sogenannte „Nachahmungstäter“ oder „Trittbrettfahrer/innen“ drohen mit Gewalttaten und ängstigen ganze Schulen. Zum Beispiel: Amok-Lauf-Drohung an der Richard-Fehrenbach- und der Walther-Rathenau-Gewerbeschule in Freiburg. Dass die daraufhin veranlassten Einsätze viel Geld kosten und bei Feststellung der Täterschaft auch von diesen Personen bezahlt werden müssen, bedenken sie wahrscheinlich nicht.
    Erste Ideen:
    > Grundsätzlich bitte ich Erziehende über den Nutzungs-Umfang und die Nacharbeit von Medien-Nutzungen mit den ihnen anvertrauten Kindern und Jugendlichen nachzudenken.
    >“Elektronische Baby-Sitter“ erweisen sich möglicherweise kurzfristig als entlastend. Langfristig haben sie sicher fatale Folgen – für die Einzelperson und für das soziale Klima.
    > Alle für Schule Verantwortlichen werden sich mit dem rasanten Wandel auseinander zu setzen haben: Wir sollten nach neue Antworten auf die neuen Herausforderungen suchen. Die Such-Bewegung um die Video-Präsentation „shift happens“ von Karl Fisch kann dazu einen Anstoß gebe. (Eine deutschsprachige, etwas ältere Version findet Sie auch schon auf Youtube.) – Eine vermutlich neuere englische Version vom Herbst 2008 gibt es auch noch.
    > Eltern von getöteten Schüler/innen planen, eine kirchliche Stiftung «Stiftung gegen Gewalt an Schulen». Durch die Arbeit der Stiftung sollen Schulen in Deutschland sicherer werden, sagte Hardy Schober,
    Vorsitzender des «Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden». Kurzfristige Ziele seien die Veränderung des Waffengesetzes sowie das Verbot von sogenannten Killer-Spielen.

zum Anfang des Artikels

Weiterführende Links

Dieser Beitrag gehört zur Reihe “Profession Lehrkraft”:

Das könnte Sie auch interessieren:

zuletzt überarbeitet am 21. März 2013 / 9:35 Uhr zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

Kann die Bergpredigt politisch orientieren?

nur mal so
zum Nachdenken und Weiter-Denken:

Gib es denn andere Möglichkeiten, auf politischen Terror zu reagieren, als jene, an die wir uns schon so lange gewöhnt haben?

Kann man eine friedliche Politik denken?
Kann man sich politisch an der Bergpredigt orientieren?

Mal abgesehen davon, ob solche Politik-Ideen durchsetzbar wären, scheint mir die Frage durchaus sinnvoll und lohnend.

Der von mir geschätzte Kabarettist Hagen Rether hat dazu einen Beitrag zum Ende des Jahres 2008 vorgetragen:

Kann man die Bergpredigt ins Texanische übersetzen?

Hätte man dem amerikanischen Präsidenten G.W. Bush die Bergpredigt als Maßstab für die Reaktionen auf den Terroranschlag am 11. September 2001 empfehlen sollen?

direkt zu Youtube

Das Schöne an Kabarett ist ja, dass man gedankliche Experimente unternehmen kann und sehr viel möglich ist.
Hier die entscheidende Passage:

„I had a dream. –
Stellen Sie sich vor, Amerika hätte nach dem 11. September nichts unternommen. –
Nicht. –
Die Flugzeuge wären in die Türme gekracht: Über 3000 Menschen wären gestorben.
Es wäre furchtbar gewesen!
Die ganze Welt hätte mitgetrauert.
Und Amerika hätte nichts getan.
Man hätte nicht an Vergeltung gedacht. –
Stellen Sie sich vor, Amerika wäre ein christliches Land:
Man würde nicht an Rache denken, sondern an Vergebung
.
Stellen Sie sich vor, die Bergpredigt wäre ins Texanische übersetzt worden.
( … )
Stellen Sie sich vor, Amerika hätte nach dem 11. September nichts unternommen.
Gar nichts.
( … )
Es wäre auf keinen Fall schlechter als heute.
Stellen Sie sich vor, sie hätten nichts gemacht.
Die Solidarität mit Amerika wäre ungebrochen
und statt Al Gore hätte Bush den Friedensnobelpreis abgeräumt … ”

Herr Rether lädt uns ein zu lernen, dass auch andere Sichten möglich sind.

Ich wünsche uns allen ein friedliches und kreatives neues Jahr 2009
mit vielen Einfällen jenseits der schon vorgedachten und gewöhnlichen Denk-Wege!

Das könnte auch interessan für Sie sein:

zuletzt den Youtub-Link bearbeitet am 24. November 2020                              zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht