online-Umfrage: Pension mit 67 oder früher?

Zusammenfassung und Gliederung

In einer online-Umfrage auf staatsanzeiger.de zur Frage des Pensions-und Renten-Alters mit 67 hatte 93  % der 3763 Teilnehmer/innen diese Altersgrenze abgelehnt.

Soll die Pension/Rente mit 67 gestoppt werden?

Zwischen dem 26. Juni und dem 2. Juli war auf staatsanzeiger.de eine (nicht repräsentative) Umfrage  zur Frage geschaltet:
Muss die geplante Pension mit 67 gestoppt werden?

Da Lehrer/innen im Anstellungsverhältnis jeweils analog zur Beamtenbesoldung entlohnt werden, wird wohl auch nach der „Rente mit 67“ gefragt.

3763 Personen hatten sich an der online-Umfrage beteiligt.

Sie hatten die Möglichkeit, sich an dieser Art der Meinungsbildung zu beteiligen:
Staatsanzeiger – Internetportal für Wirtschaft, Politik und Verwaltung in Baden-Württemberg

Abstimmungsstand: 2. 07. 2009 / 13:00 Uhr:

Muss die geplante Pension mit 67 gestoppt werden?

Ja: 93%
Nein: 7%

Insgesamt 3763 Teilnehmer.

Ich wünsche einen guten Schuljahres-Abschluss.

Ich wünsche Ihnen besonders:

  • gute Auswertungen des Unterrichts
  • sorgfältig vorbereitete und darum effektive und  entspannte Notenkonferenzen
  • fröhliche Abschiede

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  • Zusammenfassung der Potsdamer Lehrer-Studie durchgeführt von einem Team von Wissenschaftlern und Studierenden des Instituts für Psychologie der Universität Potsdam unter Leitung von Prof. Dr. Uwe Schaarschmidt

zuletzt bearbeitet am 03. 01. 2012 / 09:22 Uhr                        zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

selbstmotiviert lernen (4): sich ehrlich in Beziehung bringen

Zusammenfassung und Gliederung

Oft spielen wir anderen und uns selbst eine – meist künstlich-fröhliche – Rolle vor.
Wenn wir uns trauen würden, zu zeigen, wer wir wirklich sind, könnten wir damit in Beziehung treten.
Danach sehnen sich viele Menschen.

Ein ehrliches Gespräch tut gut.

Neulich, nach der Arbeit ergab sich ein spontanes Gespräch mit unerwarteter Offenheit von beiden Seiten.
Niemand wollte dem anderen etwas vorspielen oder vortäuschen.
Diese Ehrlichkeit tut gut.

Ich frage mich selbst,
warum ich mich das nicht mehrfach traue.

Oft erwarten wir von uns und anderen fortdauernd gute Laune.

Niemand mag dauernd schlecht gelaunte Zeitgenossen.

Umgekehrt, die immer und alltäglich gut gelaunten Dauer-Lächler sind doch auch nicht gut zu ertragen:
Mein Leben verläuft nicht so, dass ich immer lachen kann.
Ich vermute, dass dies keine Ausnahme ist.

Selbstverständlich bin ich gerne erfolgreich.

Ich strebe den Erfolg gerne selbst an.

Allerdings ist es wohl kaum realistisch, den Dauer-Erfolg zu behaupten.
Das ist fast immer unwahr! –
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass irgend jemandem immer alles glückt.
Wenn ich genauer hinschaue, erkenne ich bei mir und anderen ein realistisches Spiel von Aufs und Abs.

Masquerade von Aziz K. – ein Kurzfilm

In einem leider nicht mehr verfügbaren Blog von Daniel Mihajlovic (Stand: 1.11.2023) fand ich den Hinweis auf einen nachdenklich machenden Kurzfilm, den ich hier gerne weiter bekannt mache:

Masquerade von Aziz Kocanaogullari via Vimeo.

Ich bin begeistert, wie in dieser kurzen Sequenz so viel Erfahrung dargestellt wird.

Auch die verbreitete Traurigkeit darüber wird deutlich, wie wenig sich Menschen gegenseitig ehrlich zeigen und zumuten.

Und es gibt noch andere Erfahrungen:

Wer sich ehrlich zeigt, tritt damit in Beziehung.

Meine Erfahrung ist es, dass eine ehrliche Aussage über sich selbst Beziehung anbahnen und vertiefen kann.

Das geht nicht immer, aber es geht wahrscheinlich öfter, als ich es mich selbst traue.

In ehrlichen Beziehungen gelingt existentielles Lernen, das heißt, man kann (sich und andere) erziehen.

Eine weitere, für mich wichtige Erfahrung ist, dass ehrliche Beziehung auch in der Erziehung und Förderung von Kindern und Jugendlichen eine wesentliche Bedeutung hat. – Ich habe über die Jahre gerlernt, dass ehrliche Beziehungen die Grundlage der Erziehung eigener Kinder und von Kindern und Jugendlichen in der Jugendarbeit und auch in der Schule darstellt.

Der dänische Familien-Berater Jesper Juul beschreibt diese Grundhaltung der Gleichwertigkeit von Kindern und Jugendlichen in seinem Bestseller „Das kompetente Kind“ sehr anschaulich, glaubwürdig und für mich erhellend. – Ich habe von diesem Perspektiven-Wechsel sehr profitiert und wünsche dies möglichst vielen anderen, die mit Menschen umgehen, auch.

Welche Aufgabe hat Supervision für ehrliche Beziehungen?

Sollte jemand sich für diesen Weg entschieden haben, so kann in Supervision diese Entscheidung für eine andere Verhaltensweise unterstützt werden:

  • eingeübtes Rollen- und Beziehungs-Verhalten kann mit Hilfe der Supervision bei sich selbst entdeckt werden
  • diese Rollen und Verhaltens-Routinen wurden im Leben durch bestimmte Rahmenbedingungen entwickelt und trainiert. Diese Geschichte kann man unter Supervision teilweise rekonstruieren.
  • unterscheiden, welche Rollen und Gewohnheiten sinnvolle Entlastung darstellen und welche hinderlich sind
  • alternative Verhaltensmöglichkeiten entwickeln und einüben.

Wie denken Sie darüber?

Über Rückmeldungen und Diskussionsbeiträge freue ich mich.

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Dieser Beitrag gehört zur Reihe „selbstmotiviert lernen“:

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entwickelt im Frühjahr 2009;
zuletzt leicht bearbeitet am 2.11.2023      zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

Schule verbessern (3); nachhaltig lernen lehren

Kurze Zusammenfassung

Allgemein ist die Funktion des Gehirns gut bekannt.
Wir wissen also theoretisch, wie Lernen gelingt.
In den Schulen wird aber überwiegend noch nach der Kurz-Zeit-Lern-Technik gearbeitet:
Zu Klassenarbeit muss der Inhalt gewusst werden, anschließend wird nichts mehr gefragt und nichts mehr wiederholt: Fast alles wird wieder vergessen!
Diese Erfahrungen aus Unterricht und Prüfungen machen mich sehr unzufrieden und nachdenklich: Eine andere Art der Klassenarbeiten kann eine Verhaltensänderung hin zum nachhaltigen Lernen der Schüler/innen bewirken.

Gliederung

Mein Ziel als Lehrer: Nachhaltiges Lernen lehren

Das Wichtigste in der Schule scheint mir zu sein, dass die Schülerinnen und Schüler lernen, wie sie sich selbst notwendiges Wissen selbst erarbeiten und dass sie dabei effektiv werden.
Bisher habe ich dies dadurch angestrebt, dass ich zu Beginn meines Unterrichts über Grundlagen des Lernens und ein paar prinzipielle Funktionen des menschlichen Gehirns informierte und für ein dreistufiges Lern-Verfahren der Schüler warb.

Ein paar Schüler haben diese Empfehlungen aufgenommen und damit gute Erfahrungen gemacht. Es tut gut, nach einigen Jahren dann davon zu erfahren.

Die Mehrheit meiner Schülerinnen und Schüler hat aber zum Zeitpunkt, da ich ihnen eine neue Form des Lernens vorgeschlagen habe, bereits ihre eigene Vorgehensweise eingeübt und sehr stark verfestigt.
Eine Änderung dieses Verhaltens kostet Energie. Warum sollten sich die Schülerinnen und Schüler anstrengen? – Überwiegend hat die weit verbreitete Methode, erst kurz vor der Klassenarbeit zu lernen, bisher doch funktioniert!

Eine realistische Bestandsaufnahme:
Die Mehrheit der Schüler/innen lernt nach dem „Kellner-Prinzip!“

Wer Schülerinnen und Schüler aufmerksam beobachtet (und ich tue dies im Unterricht und manchmal auch in den Straßenbahnen vor und nach dem Unterricht) wird feststellen und hören können, dass sie erst kurz vor Klassenarbeiten oder Prüfungen wirklich ernsthaft lernen.

  • Sie haben dieses Verhalten gelernt.  – Bisher hatte es in der überwiegenden Anzahl der Fälle auch funktioniert.
  • Wir Lehrerinnen und Lehrer haben sie so trainiert, denn wir prüfen in der Regel immer noch am Ende einer Unterrichtseinheit. Das hat ja auch einigen Sinn! Allerdings gibt es auch Nebeneffekte dieser Lehrer/innen-Verhaltens.

Es führt eben leider dazu, dass die Erträge dieser manchmal heftigen Lern-Bemühungen – weil im Kurzzeit-Gedächtnis gespeichert – eben auch nur kurz dort bleiben und dann sehr schnell wieder verloren gehen. – Langfristig bleibt eher eine Abneigung und ein Erlebnis von „Ich kann das halt nicht gut!“, also eher eine Ent- als Er-Mutigung.

Es werden frühere Unterrichtsthemen in Klassenarbeiten abgefragt.

Die Idee in Stichworten:

  • Optimal: Die in einer Klasse oder einer Jahrgangs-Stufe unterrichtenden Lehrkräfte einigen sich auf dieses gemeinsame Vorgehen.
  • Die betroffenen Klassen oder Kurse bekommen einige Grundinformationen über Lernen-lernen und die Grundfähigkeit des menschlichen Gehirns, mehrmals selbständig bearbeiteten Stoff gut zu erinnern.
  • Dann wird angekündigt, dass zukünftig jeweils ein Viertel der erreichbaren Punkte in einer Klassenarbeit oder Klausur über Aufgaben aus länger zurückliegendem und wiederholtem Unterrichtsstoff zu erarbeiten sein wird.
  • Vor jeder Klausur wird der entsprechende Stoff rechtzeitig angekündigt und in einer Schulstunde neu entstandene Fragen auch beantwortet.
    Für diese Wiederholungs-Stunde für länger zurückliegende Inhalte eignet sich die „Über-Kreuz-Frage-Methode“, wie sie im Beitrag „vierfach effektiv lernen“ dargestellt wurde.

Begründung

  1. Nur wenn es eine Verhaltensänderung (hin zum nachhaltigen Lernen, das heißt regelmäßigen Wiederholen und selbständigen Arbeiten) einen Unterschied macht (und das bedeutet für Schüler/innen, wenn die Noten sich ändern), werden wir ein anders Lehr-Lern-Verhalten etablieren können!
  2. Die Schüler/innen haben diese Verhaltensweisen als Reaktion auf bisherigen Unterricht und ihre Erfahrungen mit Leistungsmessungen entwickelt. Der Ansatz für eine Veränderung muss demnach höchstwahrscheinlich und logisch auch wieder in einer anderen Art von Unterricht und Formulierung von Aufgaben für Klassenarbeiten liegen.
  3. Kurzfristig wird sich der gefühlte Leistungsdruck bei der Schüler/innen erhöhen. (Ich höre sie schon rufen: „Was sollen wir denn noch alles lernen?“
  4. Langfristig wird diese gehirngerechtere Art zu lernen die Schüler/innen aber entlasten, denn sie werden sich durch regelmäßiges Wiederholen und Fragen-Stellen-Können in der Wiederholungsstunde vor der Klassenarbeit die Inhalte länger merken und neue Inhalte besser merken und einordnen können.

Eine Diskussion über Kommentare ist mir herzlich willkommen!

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Dieser Beitrag gehört zur Reihe “Schule verbessern”:

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Zuletzt geändert am 13. Mai 2013 / 12:20 Uhr zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

Schule verbessern (1): im rasanten Wandel

Kurze Zusammenfassung und Gliederung

Die Welt, für die Kinder, Jugendliche, Auszubildende und Studierende gebildet und ausgebildet werden sollen, verändert sich mit zunehmender Geschwindigkeit. Die Steigerungsraten sind exponentiell.
Damit werden die Rahmenbedingungen für Schulen, Ausbildungen und Studiengänge extrem unübersichtlich.
Klagen helfen nicht! – Alle Beteiligten sollten sich damit auseinander setzen und produktiv nach Lösungswegen und Lösungen suche.

Bleiben Sie positiv gestimmt und formulieren Sie auch positiv.

Mit diesem Artikel beginne ich eine lose Reihe mit gesammelten Ideen und Überlegungen zur Verbesserung der Schulen.

Gejammert und beklagt wird genug über:

  • mangelnde Ausstattung der Schulen und Klassenzimmer
  • die optimierbare Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer
  • fehlende Schlüsselqualifikationen, Grundbildung und auch Erziehung von Schülerinnen und Schülern
  • schlechtes Image der Lehrkräfte und der Schulen, Ausbildungen und Studiengänge

Aus meiner Kenntnis hirnphysiologischer Bedingungen des menschlichen Lernens weiß ich, dass Verneinungen vom Gehirn ignoriert werden. Damit sind Negativ-Aussagen genau nicht produktiv handlungsleitend, sondern sie wirken in die unerwünschte Richtung: Die beklagten Zustände werden in dieser Negativ-Sprache für das Gehirn statt dessen bestätigt und verfestigt!

Bedenkenswerte Ansätze und gute Praxis wird hier gesammelt und weiter gegeben.

Es gibt eine Menge guter Ideen und bedenkenswerter Ansätze. Manchmal sind sie allerdings etwas versteckt. Manchal wundere ich mich im Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen, dass diese von einer Quelle oder eine Idee noch nichts erfahren hatten.
Dies war dann zuletzt der Anstoß für diese Reihe: Wenn ich etwas Anregendes finde oder schon kenne, von dem ich annehme, dass diese Idee oder Praxis aufbauende für gute Schulen der Zukunft sein könnte, werde ich davon dieser Reihe „Schule verbessern“ berichten.

Shift happens! – Did You Know?

Schon vor über einem Jahr wurde ich auf eine kurze Präsentation aufmerksam: Der US-Amerikaner Karl Fisch hatte in sechs Minuten die immensen Veränderungen in unserer Gesellschaft und die sich in rasantem Tempo verändernden Anforderungen an die zukünftigen Generationen eindrucksvoll zusammen gestellt. – Er gab seiner Präsentation den hintergründig anlautenden Titel „Shift happens!“

Neulich stieß ich wieder darauf und stellte fest, dass es inzwischen mehrere aktualisierte Versionen und auch eine etwas ältere deutsche Version im Netz gibt:

Did You Know 3.0 – Shift happens! (by Karl Fisch)


Das zum zugehörigen Team- und Schul-Entwicklungsprozess gehörendes Blog „Fischbowl“ (Dort finden Sie auch den Text der ursprünglichen Power-Point-Präsentation vom August 2006 und Vieles mehr.)

Den Hinweis auf dotSUB.com ist dotsub.com und die neueste Version – mit dem Vorteil, dass man die Untertitel in vielen Sprachen wählen kann, fand ich beim Torsten Meyer, Erziehungswissenschaftler an der Universität Hamburg.

Eine aktualisierte, deutsche Version von März 2009:


direkt zu Youtube
[Ursprünglich entwickelt von Karl Fisch, unterstützt von Scott McLeod. Dann ins Deutsche übersetzt von Bernd Nürnberger und schließlich weiter angepasst in März 2009 von Barry van Setten.]

Weitere Hintergrund-Informationen und Versionen:

Einige bemerkenswerte und herausfordernde Aussagen:

  • Ganz viele Rahmenbedingungen ändern sich in zunehmender Geschwindigkeit. Die Kurve verläuft exponentiell!
  • Die Bevölkerungsanteile der Weltbevölkerung werden sich sicher verschieben.
  • Das verfügbare Wissen wächst rasend schnell und die Zugangsmöglichkeiten für viele Menschen wachsen noch schneller.
  • Durch expotenziell wachsende Medien-Nutzung verändert sich unsere Wahrnehmung der Welt und die Bewertung des Wissens
  • Schließlich können wir annehmen, dass die Anforderungen an erfolgreiche Lernumgebungen sich auch verändert haben.

Nun beginnt die pädagogische Herausforderung

Was bedeutet dieser Wandel für Schülerinnen und Schüler und natürlich auch für Lehrerinnen und Lehrer?
Die Diskussionen haben in manchen Kollegien und Meinungsgruppen und der pädagogischen Theorie begonnen.
Nun sind die Lehrkräfte gefordert, Versuche zu starten, zu erproben und Erfahrungen zu sammeln.

Die Lehrkräfte und die Schule sollen selbst in einen Lernprozess eintreten.
(Mehr dazu bald in einem nächsten Text in dieser Reihe.)

Weitere Tipps und Hinweise und selbstverständlich auch Diskussionsbeiträge sind sehr erwünscht

Wenn Sie Material verfügen

  • über Ausgangspunkt für neue Entwicklungen
  • über erfolgsversprechende Ideen
  • oder gelingende Praxis

bitte ich um einen Hinweis und möchte diese Tipps und Materialien dann gerne wieder hier veröffentlichen.

Auch Kommentare sind mir herzlich willkommen!

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    Zuletzt geändert am 10. Mai 2013 / 17:47 Uhr      zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

    Profession Lehrkraft (5): Amoklauf – Was tun wir?

    Zusammenfassung und Gliederung

    Nach dem ersten Schock sind Eltern, Lehrer/innen und Erzieher/innen aufgefordert, einen eigenen Standpunkt zu entwickeln. Gespräche in den Gruppen über deren Eindrücke und Bewältigungsversuche sind dringend notwendig.
    Die reflexartige Suche nach Schuldigen führt oft in Sackgassen.
    Wie kann Schule menschlicher gestaltet und Schüler/innen und Lehrkräfte entlastet werden?

    Zur Professionalität von Lehrkräften zähle ich wesentlich

    • persönliche Kompetenz (persönliche Bewusstheit, Selbstreflexivität, Lernbereitschaft, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit und Glaubwürdigkeit)
    • ausgewiesene Fachkompetenz für die unterrichteten Fächer
    • pädagogische Kompetenz (Zielgerichtetheit des pädagogischen Verhaltens auf dem Hintergrund eines eigenen pädagogischen Konzeptes)

    Schock und Angst

    Einen Tag nach einem blutigen Amoklauf eines bisher nicht auffälligen Schülers sind viele schockiert. Andere haben Angst, weil die Tat nach bisherigem Informationsstand nicht angekündigt war und daher auch nicht voraussehbar war. Da stellen sich viele die Frage: Kann so eine Tat auch an unserer Schule geschehen?

    Material zur ersten Bearbeitung für sich selbst und im Unterricht

    Julia Born von rpi-virtuell.net hat eine Zusammenfassung von Pressemeldungen und hilfreichen Links zur Arbeit zum Thema zusammen gestellt.

    In dieser Linksammlung wird auch auf die Meinung des Kriminalpsychologen Jens Hoffmann von der TU Darmstadt verwiesen, der in einem Interview des Deutschlandradios vom 11. März 2009 Krisenteams an jeder Schule fordert und behauptet, das Gefährdungspotential einschätzen zu können.

    Mir ist wichtig, auf die Notwendigkeit kollegialer Gespräche, Selbstversicherungen und die Entwicklung gemeinsamer Positionen im Kollegium hinzuweisen.

    Auf jeden Fall erscheint mir dringend notwendig, dass in Schulklassen und Oberstufen-Kursen über die Fragen von Umgang mit Frustration, Enttäuschung und gar der Wahrnehmung, dass eine Klassenkameradin oder ein Klassenkamerade an die Grenzen gekommen ist und alleine nicht mehr weiter weiß, gesprochen wird. – Oft ist dies schon ein erster, wichtiger Schritt: Zu bemerken, dass man mit seinem Gefühl von Ärger und Wut nicht alleine steht. Und – wenn es gut geht – auch noch, dass andere – auch Lehrkräfte – dafür Verständnis aufbringen können.
    Als Religions-Lehrer habe ich hier Möglichkeiten und Frei-Räume, die ich gerne für gewalt-präventive Unterrichts-Inhalte nutze.

    Schule scheint für manche Jugendliche schrecklich zu sein.

    Diese Tat macht meines Erachtens deutlich, dass unsere Schulen für manche Schüler/innen als schrecklich, beschämend, unterdrückerisch und unfair erlebt wird.

    Ich fand dazu ein Youtube-Video von Swiss. In einem Rap wird versucht, das Erleben eines Amokläufers darzustellen:


    direkt zu Youtube

    Für mich stellen sich viele Fragen.

    Manche stelle ich mir immer wieder.
    Zu manchen Fragen habe ich Antwort-Ideen:

    1. Wie können Lehrerinnen und Lehrer ihren Kontakt mit Schülerinnen und Schülern so gestalten, dass möglichst wenig Kränkungen, Erniedrigungen, Abwertungen oder Stigmatisierungen dabei geschehen?
      Erste Ideen:
      > offen und nach Leistungsstand und Lern-Tempo differenziert unterrichten
      > in arbeitsfähigen Gruppen (bis maximal 25 Personen)
      > methodisch vielgestaltig
      > und mit möglichst hohen Freiheitsgraden
    2. Welche Wege können wir für die Bearbeitung solcher Erfahrungen erfinden, so dass Druck abgebaut werden kann und es nicht zu einem finalen Druck-Abbau in einem Amoklauf kommen muss? –
      Erste Ideen:
      > Ausbau der Beratungsmöglichkeiten in und um die Schule
      > und Ergänzung der Schulteams um sozialpädagogische und psychologische Fachpersonen: – Allerdings kostet Personal Geld. Dafür müssen sich politische Entscheidungsträger entscheiden. Diese können von mündigen Wählerinnen und Wählern darauf angesprochen und dafür motiviert werden. – ehrlicherweise muss man aber dazu sagen: Dann kann dieses Geld nicht an anderer Stelle für andere Zwecke eingesetzt werden.
    3. Wie können wir Schule gestalten, dass Schüler/innen darin Erfolgserlebnisse und nicht Frust erfahren?
      Erste Ideen:
      Erste Ansätze siehe Frage 1 und weitere Ansätze und Sammlungen bewährter Praktiken gibt es tatsächlich in reformpädagogischen Netzwerken, z. B. dem Archiv der Zukunft.
    4. Wie können Belastungssituationen von Lehrkräften so bearbeitet werden, so dass die den Unterricht gestaltenden Personen selbst in einer nicht aggressiven sondern wertschätzenden Grundstimmung handeln können?
      Erste Ideen:
      > Kollegiale Fallbesprechungsgruppen oder
      > Gruppen-Supervision für Lehrerinnen und Lehrer
    5. Wann werden die für die Schulverwaltungen Verantwortlichen wahrnehmen, dass Schulen oft am Rande der Überlastung oder tatsächlich überlastet den Umgang mit Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht mehr menschlich und produktiv leisten können?
      Stichwort dazu:
      > Die Klassenteiler sind aktuell zu hoch und werden erst zu spät gesenkt.
      > Die Deputat-Belastung ist zu hoch, wenn Lehrerinnen und Lehrer tatsächlich eine Lern- und Arbeitsbeziehung mit ihren Schülerinnen und Schülern aufbauen und pflegen sollen. (weiter: Kleiner Eindruck in den Alltag des engagierten Lehrers, Kai Winkler.)
      > Die Räume in den Schulen sind oft zu klein, schlecht ausgestattet und oft sind es zu wenig für sinnvollen und erfolgreichen Unterricht
      Erste Ideen:

      Das sind politische Fragen zur Verteilung von Geldern und entsprechenden Prioritätensetzungen! – Selbst bin ich an dieser Stelle eher resignativ bis sarkastisch: Ich stelle fest, dass in Sonntagsreden viel Unterstützung versprochen und im politischen Alltagsgeschäft wenig davon umgesetzt wird. Die Lehrkräfte können kaum mehr Druck erzeugen, da sind noch andere Personengruppen gefragt! – Ich rette mich in den kabarettistischen Blick.
    6. Wie werden Lehrer/innen, Schulleitungen und auch die Eltern in ihren Erziehungs- und Bildungsaufgaben unterstützt?
      Erste Ideen:
      Auch dies kostet voraussehbar Geld. Weiterführende Überlegungen gibt es natürlich auch zu dieser Frage, z.B. in Heft 3/2009 der Zeitschrift Pädagogik zu „Unterstützungssysteme“.
    7. Die Wahrnehmung der Kinder und Jugendlichen wird durch den Umgang mit modernen Medien grundsätzlich verändert und dies wird im Alltag der Familien und Schulen bislang zu oft noch ignoriert.
      Auf jeden Fall wird diese noch nicht produktiv aufgearbeitet. Und ich meine da nicht nur Gewaltspiele. -Die meine ich aber natürlich auch! – So haben Psychologen inzwischen gut erforscht, wie gewalthaltige Computer-Spiele die Tendenz zu Gewaltanwendungen fördern.Auch durch die Dauerpräsenz eines Themas werden möglicherweise der eine oder die andere zu unbedachten Taten eingeladen. Sogenannte „Nachahmungstäter“ oder „Trittbrettfahrer/innen“ drohen mit Gewalttaten und ängstigen ganze Schulen. Zum Beispiel: Amok-Lauf-Drohung an der Richard-Fehrenbach- und der Walther-Rathenau-Gewerbeschule in Freiburg. Dass die daraufhin veranlassten Einsätze viel Geld kosten und bei Feststellung der Täterschaft auch von diesen Personen bezahlt werden müssen, bedenken sie wahrscheinlich nicht.
      Erste Ideen:
      > Grundsätzlich bitte ich Erziehende über den Nutzungs-Umfang und die Nacharbeit von Medien-Nutzungen mit den ihnen anvertrauten Kindern und Jugendlichen nachzudenken.
      >“Elektronische Baby-Sitter“ erweisen sich möglicherweise kurzfristig als entlastend. Langfristig haben sie sicher fatale Folgen – für die Einzelperson und für das soziale Klima.
      > Alle für Schule Verantwortlichen werden sich mit dem rasanten Wandel auseinander zu setzen haben: Wir sollten nach neue Antworten auf die neuen Herausforderungen suchen. Die Such-Bewegung um die Video-Präsentation „shift happens“ von Karl Fisch kann dazu einen Anstoß gebe. (Eine deutschsprachige, etwas ältere Version findet Sie auch schon auf Youtube.) – Eine vermutlich neuere englische Version vom Herbst 2008 gibt es auch noch.
      > Eltern von getöteten Schüler/innen planen, eine kirchliche Stiftung «Stiftung gegen Gewalt an Schulen». Durch die Arbeit der Stiftung sollen Schulen in Deutschland sicherer werden, sagte Hardy Schober,
      Vorsitzender des «Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden». Kurzfristige Ziele seien die Veränderung des Waffengesetzes sowie das Verbot von sogenannten Killer-Spielen.

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    zuletzt überarbeitet am 21. März 2013 / 9:35 Uhr zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

    selbstmotiviert lernen (1): eigene Ziele, Meilen- und Stolpersteine festhalten

    Mit diesem Beitrag eröffne ich eine neue thematische Reihe zu einem meiner Lieblings-Themen, der Gestaltung von effektiven Lernprozessen.

    In lockerer Folge werde ich immer wieder darauf zurückkommen und weiter schreiben.

    Was früher „Lerntagebuch“ hieß, wird heute „Portfolio“ genannt.

    Früher hätte man ein „Lerntagebuch“ angefertigt, in dem die Ausgangslage, die Ziele, Kriterien für die Zufriedenheit mit dem erreichten und – bei ganz gewitzten Auftraggebern – auch noch die Stolpersteine und die Belohnung am Ende, wenn das Ziel erreicht wurde, notiert wurde.

    Heute wird eine solche Sammlung von Reflexionen „Portfolio“ genannt.
    Manchmal wird unter diesem Begriff auch nicht nur die gebündelte Reflexion sondern auch die Sammlung der Ergebnisse selbst verstanden.

    Eine Form, die auch die für Jugendliche spannenden neuen Medien einbeziehen, sind Blogs mit beiden Aspekten: Ergebnissen und Reflexionen zu einem Unterrichtsprojekt, dazu noch öffentlich zugänglich, also „echt“ und wichtig.
    Eine sehr kundige Einführung und Sammlung von Erfahrungen und Praxisbeispielen zum Lernen mit „neuen Medien“ findet sich bei Lisa Rosa in Ihrem Blog „shift – Weblog zu Schule und Gesellschaft.

    Wer die eigenen Ziele kennt, kann sie auch anstreben.

    Der erste Schritt, ist ein Ziel zu haben: Irgend etwas möchte ich lernen, herausfinden oder üben.
    Wenn ich mir dann noch die Mühe mache, dieses Ziel auch schriftlich fest zu halten, bemerke ich, ob ich mir darüber im Klaren bin, mir selbst sicher bin oder doch noch etwas undeutlich blieb und noch geklärt werden sollte.

    Wer sich der eigenen Fallen bewusst ist, kann diese eher vermeiden.

    Wer kennt das nicht? Ich habe mir etwas vorgenommen, fange an und lande dann doch (wie schon so oft) bei einer ganz anderer Tätigkeit. Vielleicht ist dies der Hinweis auf einen oft begangenen Umweg, sozusagen eine ständige Einladung an mich selbst, nicht die Hauptsache sondern eine viel lieber geübte Nebensache zu tun.
    Wer Arbeitsblätter erstellen soll, kennt vielleicht die Verlockungen moderner Textverarbeitungsprogramme, das Aussehen des Textes mit den vielfältigen Möglichkeiten „zu optimieren“ – ein oft begangener Umweg.

    Wer Hilfen kennt, kann sich unterstützen lassen.

    Auch die Möglichkeiten der Unterstützung für die Erreichung des Ziels zu beachten und zu nutzen, ist sinnvoll und kann das Ziel erreichbarer werden lassen.

    Es motiviert zusätzlich, wenn ich mir für das Ziel eine Belohnung überlegt habe.

    Gerade lohnende, also oft schwierige Ziele bedürfen einer großen Kraftanstrengung und meistens auch eines Durchhaltewillens. Um diese Kraft und Disziplin auch wirklich aufzuwenden, kann ich mich mit einer selbst ausgelobten Belohnung zusätzlich motivieren.

    Selbst habe ich gute Erfahrungen mit der Übung „Vertrag mit mir selbst“.

    Folgende – oder ähnliche Fragen – beantworte ich für mich selbst schriftlich:

    1. Was möchte ich (bis wann) erreichen?
      (Woran werde ich bemerken, dass ich dieses Ziel erreicht habe?)
    2. Was werde ich für dieses Ziel (bis wann jeweils) tun?
    3. Mit welchen drei ersten Schritten beginne ich (bis wann jeweils)?
    4. Was könnte ich tun, um nicht erfolgreich zu sein?
    5. Wer oder was könnte mich (wie) in meinem Ziel unterstützen?
    6. In welchen Zeiträumen werde ich wieder über diese Ziele und wie weit ich gekommen bin nachdenken?
      (Diese Termine werden in meine Terminplanung übertragen.)
    7. Wie werde ich mich selbst für meinen Erfolg belohnen?
      (Wie werde ich mit wem mein erfolgreich erreichtes Ziel feiern?)

    Diese Übung kann sowohl am Anfang des Unterrichtsjahres, einer Unterrichtseinheit oder eines Themas in der Beratung stehen. Sehr empfehlenswert ist es, sich schriftlich fest zu legen. Wesentlich sind auch die (mit sich selbst) vereinbarten Überprüfungs-Termine. – Entschiedenheit ist gefragt.

    Dieser Beitrag gehört zur Reihe „selbstmotiviert lernen“:

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    Zuletzt überarbeitet am 7. 07. 2017 zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

    Ferienzeit ist Orientierungszeit

    Für viele Menschen ist jetzt im Sommer die Zeit, in der sie Urlaub machen können.

    Ich wünsche allen, dass ihnen gelingt,

    • Routinen zu unterbrechen
    • Abstand zu gewinnen und abzuschalten
    • sich zweckfrei Zeit zu geben
    • und sich gut zu erholen.

    Ferien


    Außerdem ist die Urlaubszeit auch eine Möglichkeit,
    sein Leben nochmals in Ruhe zu betrachten
    und nach Orientierung zu schauen,
    auch
    auf sich selbst und Orientierungen zu hören
    (für Bibel-Leser/innen: vgl. 1 Kön 3, 5.7-12),
    Ziele zu überprüfen und neue Ziele zu setzen.

    Dazu können solche – oder ähnliche – Fragen hilfreich sein:

    • Womit bin ich zufrieden?
    • Was wünsche ich mir nicht so, wie es ist? Wie sollte es meines Erachtens werden?
    • Habe ich ein großes Ziel oder mehrere kleine Ziele? Welche?
    • Wenn ich Ziele hatte, habe ich diese erreicht? Wie weit? Wie? Warum eventuell nicht?
    • Mit welchen Personen möchte ich mehr Kontakt?
    • Welches Thema in meinem Leben soll mehr Energie bekommen?
    • Was sagt mein „Herz“ (Gefühl, Intuition)?

    Meine eigene Erfahrung mit solchen „Zwischenbilanzen“, die ich gerne für mich selbst aufschreibe und aufbewahre, ist sehr positiv.
    Ich werde mir so wieder ausdrücklicher meiner Ziele, meiner Bewertungen („Erfolg“ oder „Misserfolg“ bewusst.

    Aus diesen Bilanzen entwickle ich dann kurz- und mittelfristige Ziele.

    Ich wünsche allen Leser/innen von Herzen, dass ihre Bilanz zufriedenstellend ausfällt und dass sie sich anregend, vielleicht sogar herausfordernde Ziele für Ihren nächsten Lebensabschnitt setzen können.

    zuletzt bearbeitet am 8. 08. 2010                  zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

    Lernprozesse auswerten

    Wenn mein zusammenfassendes Verständnis von Lernprozessen zutrifft, ergibt sich folgerichtig die Einladung, diese in einem gestuften Verfahren auszuwerten.

    Für den Lernprozess in der Supervision oder im Coaching stelle ich dies nachfolgend dar.
    (Diese Vorstellung sollte leicht auch auf andere Lern-Situationen zu übertragen sein.)

    Ein Lernprozess mehrerer Menschen (und das heißt beispielsweise auch schon eines Teilnehmers/einer Teilnehmerin und eines Beraters) kann meiner Vorstellung nach nur noch in einem gemeinschaftlichen Prozess adäquat ausgewertet werden.
    Von zwei meiner Lehrer für den Bereich der Beratung, Ralf Dantscher und Helmut Reichert, habe ich ein Modell kennen gelernt, welches mir sehr hilfreich erscheint. Es stützt sich auf Christoph Thomann und Friedemann Schulz von Thun und ihre vier Klärungsfelder, wendet diese auf das Lernen in Gruppen an und entwickelt sie um die Zeit- und Ergebnisebenen wesentlich weiter:

    Beziehung

    Inhalt

    PROZESS

    STRUKTUR

    ERGEBNIS

    Individuum

    Selbstklärung

    Persönlichkeit

    • Handlungseinsicht

    System

    Kommunikation

    System

    • Supervisand/innen (Lernende) und Supervisor (Lehrer/Trainer/Moderator) verständigen sich über Erfolg oder Misserfolg

    Eine Quelle dieses Auswertungsrasters finden Sie in:

    Thomann u.a.: Klärungshilfe
    THOMANN, Christoph/VON THUN, Friedemann:

    Klärungshilfe

    Ein Handbuch für Therapeuten, Gesprächshelfer und Moderatoren in schwierigen Gesprächen.
    (rororo Sachbuch)
    Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuchverlag


    Leicht verständlich geschrieben; günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis

    Weiterführende Links

    zuletzt bearbeitet am 14.04.2013           zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

    Wie wir lernen

    Zusammenfassung und Gliederung

    Das Gehirn kann nicht anders: Es lernt immer!
    Alle Tätigkeiten und Regungen, ja auch unsere Träume hinterlassen Spuren in unserem Gehirn.

    Wenn wir die Grund-Funktion unseres Gehirns verstehen, können wir unser Gehirn besser nutzen: Dann können wir uns für das Lernen entscheiden und wissen, wie es geht: Wir werden erfolgreich lernen, kreativ sein und haben Spaß dabei!

    • „Lernen“ ist ein sehr schillernder Begiff.
    • Eine Zusammenfassung: aktuelle, neurowissenschaftliche Erkenntnisse
    • Zusammenfassend: Die vier Säulen des Lernens (aktuelle Theorie-Zusammenfassung)
    • Tun Sie etwas für das Gelingen von Lernprozessen und entscheiden Sie sich!
    • Man kann Lernprozesse willentlich unterstützen.
    • Man kann dem Gehirn das Lernen auch erschweren oder unmöglich machen.
    • Man kann ein Leben lang lernen.
    • Weiterführende Links

    „Lernen“ ist ein sehr schillernder Begriff.

    Je nach psychologischem oder philosophischem Weltbild werden sehr unterschiedliche Vorgänge als „lernen“ bezeichnet.
    Eine schöne Übersicht habe ich in Beats Biblionetz im Artikel „Wie funktioniert Lernen?“ gefunden.

    Meiner Wahrnehmung nach gehen die Mehrzahl moderner Veröffentlichungen vordergründig von konstruktivistischem Hintergrund aus. Wer genauer liest und hinschaut und den Gedanken länger folgt, findet allermeist auch Einsprengsel früherer Modellvorstellungen.
    Meine Selbstbeobachtung ergibt genau dieses Bild von Brüchen in meinen Argumentationen auch. – Durchaus verständlich, denn die meisten von uns wurden ja noch auf dem Hintergrund anderer Modell geprägt und ausgebildet.

    Eine Zusammenfassung: aktuelle, neurowissenschaftliche Erkenntnisse

    Ich fasse die mir wesentliche Hauptaussagen der Hirnforschung hier zusammen:

    1. Das Gehirn ist ein Organ, das begierig ist und bleibt, zu lernen.
    2. Es lernt immer. Das Gehirn kann nichts anderes. Es muss lernen und lernt besonders, was wir mit Begeisterung immer wieder tun! Jede Lebensäußerung hinterlässt dabei Spuren.
    3. Das Gehirn lernt sowohl Wissens- als auch Gefühls- und Handlungsstrukturen.
      Es trennt diese nicht – entgegen unseren lieb gewonnenen und sehr weit verbreiteten Vorstellungen.
    4. Besonders gut lernen wir, was wir uns aktiv aneignen: Wenn wir uns eine eigene Gedankenlinie oder eine eigenen Zusammenfassung erstellen.
    5. Lernen bedeutet in diesem Zusammenhang schon sehr bald in der Entwicklung des Gehirns, dass Regeln aus den Sinneseindrücken und Wahrnehmungen herausgefiltert werden: Was sich immer wieder zeigt, was also einer regelhaften Wiederholung unterliegt, wird als Struktur gelernt. Biologisch sind messbare Verstärkungen der Synapsen-Verbindungen entsprechend den wiederholt dargebotenen Regelabläufen nachweisbar. So lässt sich auch erklären, warum wir manches „wie im Schlaf“ tun können.
    6. Wesentlich scheint die Aufmerksamkeit dabei zu sein:
      Mit was beschäftige ich mich / lasse ich micht beschäftigen?
    7. Lernen kann Spaß machen, sogar viel Spaß – wenn es gelingt. Um diese schöne Erfahrung dauerhaft zu ermöglichen, sollten Kinder (schon sehr früh im Elternhaus, dem Kindergarten und spätestens in der Grundschule) lernen, dass Bemühungen Erfolg bringen. Diese Erfahrung muss nicht mit klassischem Lernstoff gemacht werden, sie kann auch beim Üben eines Spieles oder eines Instrumentes gewonnen werden.

    Hinweis auf einen aktuellen, kurzen Theorie-Input: „Vier Säulen des Lernens“

    Bent Freiwald, der Bildungsreporter aus krautreporter.de hat knapp und fachlich kundig zusammengefasst, was unser Gehirn zum Lernen benötigt:

    1. Aufmerksamkeit
    2. Neugier, also wissen wollen
    3. produktive Rückmeldung (= möglichst individuelles Feedback, nach möglichst notenfreien Tests)
    4. Konsolidierung (also Verfestigung und Routinisierung, bis die „Kunst“ wie unbewusst gelingt)

    Tun Sie etwas für das Gelingen von Lernprozessen und entscheiden Sie sich!

    Wir können unterstützen und günstige Rahmenbedingungen schaffen:

    Wesentlich ist die Grund-Entscheidung, lernen zu wollen:

    • Wir können uns für das Lernen entscheiden.
    • Wir können für dieses Ziel Zeit reservieren.
    • Wir können dafür sorgen, dass wir in der reservierten Lern-Zeit ungestört (ohne Ablenkung) lernen können.

    Man kann Lernprozesse willentlich unterstützen.

    Neuere psychologische Forschungen zu den Fragen, wie wir unser Verhalten beeinflussen und erfolgreich verändern können, haben ergeben, dass außer der Motivation wesentlich der Wille zur Veränderung, zum Lernen, wesentlich ist.
    Das Lehrgebiet Mediendidaktik der Fernuniversität Hagen hat dazu einen hilfreichen Test, den Volitionaler Personer Test (VPT) veröffentlich.
    In 10 bis 15 Minuten können Sie online und anonym einen Fragebogen zu Ihrem Lernverhalten in herausfordernden Bedingungen ausfüllen und erhalten eine statistische Auswertung und einige Hinweise, wie Sie Ihr Verhalten verbessern können. Ich kann diese Test gerne empfehlen.

    Man kann dem Gehirn das Lernen auch erschweren oder unmöglich machen.

    Wir können dem Gehirn aber auch ungünstige Bedingungen für seine Lieblingsbeschäftigung „lernen“ bieten, in dem wir ihm eine Lern-Umgebung mit:

    • [Angst-]Stress
    • Druck
    • dauerhaft langweilige Inhalte (Unterforderung)
    • monotone Darstellungsform der Inhalte
    • zu viele unterschiedliche Inhalte auf einmal oder parallel (Versuch des „Multitaskings“).
      Experten raten von Multitasking ab:
      „Das Ergebnis der Studie ist ein klares Warnsignal. Wir sollten versuchen, digitales und nicht-digitales Multitasking zu reduzieren, stattdessen besser eine Aufgabe nach der anderen erledigen. Außerdem sollte man sich möglichst vor störenden Unterbrechungen schützen, und beispielsweise auch die ständige Erreichbarkeit überdenken – dies gilt praktisch für alle Situationen mit Mehrfachbelastungen – am Arbeitsplatz wie im Privatleben“.
    • Auch Schlafmangel ist ein sehr wirksames Mittel, dem Gehirn das Lernen sehr nachdrücklich zu erschweren.

    Man kann ein Leben lang lernen.

    Die Lernfähigkeit verändert sich im Laufe der Lebensalter, sie bleibt aber zeitlebens erhalten!
    Erst der Tod beendet das Lernen.

    Weiterführende Links

    In dieser Website wird das Thema „lernen“ zur Zeit in drei thematischen Artikel-Reihen behandelt:
    und es gibt auch Empfehlungen zur Vertiefung:
    und schließlich Empfehlungen für Schülerinnen und Schüler:

    entwickelt im Frühjahr 2008 und immer weiter um neue Erkentnisse ergänzt;
    zuletzt am 21. November 2023        zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht