Zusammenfassung und Gliederung
Das Gehirn kann nicht anders: Es lernt immer! –
Alle Tätigkeiten und Regungen, ja auch unsere Träume hinterlassen Spuren in unserem Gehirn.
Wenn wir die Grund-Funktion unseres Gehirns verstehen, können wir unser Gehirn besser nutzen: Dann können wir uns für das Lernen entscheiden und wissen, wie es geht: Wir werden erfolgreich lernen, kreativ sein und haben Spaß dabei!
- „Lernen“ ist ein sehr schillernder Begiff.
- Eine Zusammenfassung: aktuelle, neurowissenschaftliche Erkenntnisse
- Zusammenfassend: Die vier Säulen des Lernens (aktuelle Theorie-Zusammenfassung)
- Tun Sie etwas für das Gelingen von Lernprozessen und entscheiden Sie sich!
- Man kann Lernprozesse willentlich unterstützen.
- Man kann dem Gehirn das Lernen auch erschweren oder unmöglich machen.
- Man kann ein Leben lang lernen.
- Weiterführende Links
„Lernen“ ist ein sehr schillernder Begriff.
Je nach psychologischem oder philosophischem Weltbild werden sehr unterschiedliche Vorgänge als „lernen“ bezeichnet.
Eine schöne Übersicht habe ich in Beats Biblionetz im Artikel „Wie funktioniert Lernen?“ gefunden.
Meiner Wahrnehmung nach gehen die Mehrzahl moderner Veröffentlichungen vordergründig von konstruktivistischem Hintergrund aus. Wer genauer liest und hinschaut und den Gedanken länger folgt, findet allermeist auch Einsprengsel früherer Modellvorstellungen.
Meine Selbstbeobachtung ergibt genau dieses Bild von Brüchen in meinen Argumentationen auch. – Durchaus verständlich, denn die meisten von uns wurden ja noch auf dem Hintergrund anderer Modell geprägt und ausgebildet.
Eine Zusammenfassung: aktuelle, neurowissenschaftliche Erkenntnisse
Ich fasse die mir wesentliche Hauptaussagen der Hirnforschung hier zusammen:
- Das Gehirn ist ein Organ, das begierig ist und bleibt, zu lernen.
- Es lernt immer. Das Gehirn kann nichts anderes. Es muss lernen und lernt besonders, was wir mit Begeisterung immer wieder tun! Jede Lebensäußerung hinterlässt dabei Spuren.
- Das Gehirn lernt sowohl Wissens- als auch Gefühls- und Handlungsstrukturen.
Es trennt diese nicht – entgegen unseren lieb gewonnenen und sehr weit verbreiteten Vorstellungen. - Besonders gut lernen wir, was wir uns aktiv aneignen: Wenn wir uns eine eigene Gedankenlinie oder eine eigenen Zusammenfassung erstellen.
- Lernen bedeutet in diesem Zusammenhang schon sehr bald in der Entwicklung des Gehirns, dass Regeln aus den Sinneseindrücken und Wahrnehmungen herausgefiltert werden: Was sich immer wieder zeigt, was also einer regelhaften Wiederholung unterliegt, wird als Struktur gelernt. Biologisch sind messbare Verstärkungen der Synapsen-Verbindungen entsprechend den wiederholt dargebotenen Regelabläufen nachweisbar. So lässt sich auch erklären, warum wir manches „wie im Schlaf“ tun können.
- Wesentlich scheint die Aufmerksamkeit dabei zu sein:
Mit was beschäftige ich mich / lasse ich micht beschäftigen? - Lernen kann Spaß machen, sogar viel Spaß – wenn es gelingt. Um diese schöne Erfahrung dauerhaft zu ermöglichen, sollten Kinder (schon sehr früh im Elternhaus, dem Kindergarten und spätestens in der Grundschule) lernen, dass Bemühungen Erfolg bringen. Diese Erfahrung muss nicht mit klassischem Lernstoff gemacht werden, sie kann auch beim Üben eines Spieles oder eines Instrumentes gewonnen werden.
Hinweis auf einen aktuellen, kurzen Theorie-Input: „Vier Säulen des Lernens“
Bent Freiwald, der Bildungsreporter aus krautreporter.de hat knapp und fachlich kundig zusammengefasst, was unser Gehirn zum Lernen benötigt:
- Aufmerksamkeit
- Neugier, also wissen wollen
- produktive Rückmeldung (= möglichst individuelles Feedback, nach möglichst notenfreien Tests)
- Konsolidierung (also Verfestigung und Routinisierung, bis die „Kunst“ wie unbewusst gelingt)
Tun Sie etwas für das Gelingen von Lernprozessen und entscheiden Sie sich!
Wir können unterstützen und günstige Rahmenbedingungen schaffen:
- eine angenehme, anregende und mit gelingenden Beziehungen günstig gestaltete Umgebung anbieten.
- Nach intensivem Lernen können wir es unterlassen, weitere aufregende Eindrücke nach zu liefern, und so mögliche Überlagerungen vermeiden.
- Wir können für genügend Schlaf und andere Erholung sorgen.
- Wir können versuchen, wie Kinder – ohne Zeitdruck, Erwartungshaltung und Perfektionismus – spielerisch zu lernen.
Wesentlich ist die Grund-Entscheidung, lernen zu wollen:
- Wir können uns für das Lernen entscheiden.
- Wir können für dieses Ziel Zeit reservieren.
- Wir können dafür sorgen, dass wir in der reservierten Lern-Zeit ungestört (ohne Ablenkung) lernen können.
Man kann Lernprozesse willentlich unterstützen.
Neuere psychologische Forschungen zu den Fragen, wie wir unser Verhalten beeinflussen und erfolgreich verändern können, haben ergeben, dass außer der Motivation wesentlich der Wille zur Veränderung, zum Lernen, wesentlich ist.
Das Lehrgebiet Mediendidaktik der Fernuniversität Hagen hat dazu einen hilfreichen Test, den Volitionaler Personer Test (VPT) veröffentlich.
In 10 bis 15 Minuten können Sie online und anonym einen Fragebogen zu Ihrem Lernverhalten in herausfordernden Bedingungen ausfüllen und erhalten eine statistische Auswertung und einige Hinweise, wie Sie Ihr Verhalten verbessern können. Ich kann diese Test gerne empfehlen.
Man kann dem Gehirn das Lernen auch erschweren oder unmöglich machen.
Wir können dem Gehirn aber auch ungünstige Bedingungen für seine Lieblingsbeschäftigung „lernen“ bieten, in dem wir ihm eine Lern-Umgebung mit:
- [Angst-]Stress
- Druck
- dauerhaft langweilige Inhalte (Unterforderung)
- monotone Darstellungsform der Inhalte
- zu viele unterschiedliche Inhalte auf einmal oder parallel (Versuch des „Multitaskings“).
Experten raten von Multitasking ab:
„Das Ergebnis der Studie ist ein klares Warnsignal. Wir sollten versuchen, digitales und nicht-digitales Multitasking zu reduzieren, stattdessen besser eine Aufgabe nach der anderen erledigen. Außerdem sollte man sich möglichst vor störenden Unterbrechungen schützen, und beispielsweise auch die ständige Erreichbarkeit überdenken – dies gilt praktisch für alle Situationen mit Mehrfachbelastungen – am Arbeitsplatz wie im Privatleben“. - Auch Schlafmangel ist ein sehr wirksames Mittel, dem Gehirn das Lernen sehr nachdrücklich zu erschweren.
Man kann ein Leben lang lernen.
Die Lernfähigkeit verändert sich im Laufe der Lebensalter, sie bleibt aber zeitlebens erhalten!
Erst der Tod beendet das Lernen.
Weiterführende Links
In dieser Website wird das Thema „lernen“ zur Zeit in drei thematischen Artikel-Reihen behandelt:
- Profession Lehrkraft (1): anregen zum selbständigen Lernen
- Schule verbessern (1): im rasanten Wandel
- selbstmotiviert lernen (1): eigene Ziele, Meilen- und Stolpersteine festhalten
und es gibt auch Empfehlungen zur Vertiefung:
- kurze Darstellung des aktuellen Grundwissens von Bent Freiwald: Was du über dein Gehirn wissen solltest, wenn du etwas lernen willst (egal was) aus: krautreporter.de
- Grundlageninformationen: Das Gehirn (mit überprüften Informationen, 3D-Ansichten vom Gehirn und reichhaltiger Mediathek)
- Theresa Bäuerlein: Dieser Text wird ändern, was du über dein Denken denkst.
Unsere Kultur glaubt an die Stärke individuellen Denkens, das Genie grübelt einsam. Das ist falsch. krautreporter.de (1.07.2022)
und schließlich Empfehlungen für Schülerinnen und Schüler:
- ein dreistufiges Verfahren zur Steigerung der Lern-Erfolge für Schüler/innen; erprobt und bewährt – auch weil der Aufwand verträglich ist.
- Tatsächlich fördern handschriftliche Notizen das Lernen – auch wenn es manchmal mühsam ist.
- Wieder eine bestätigende Studie zum aktiven Lernen – Die Anstrengung und die Reflexion lohnen sich.
- Macht Multitasking krank? (Studie, veröffentlicht auf hirnstiftung.de im August 2023)
entwickelt im Frühjahr 2008 und immer weiter um neue Erkenntnisse ergänzt;
zuletzt am 14. September 2024 zur druckerfreundlichen Ansicht