Nicht mehr ganz neu,
aber immer noch spannend und bedeutsam
Durch einen Blog-Beitrag von Hans-Peter Zimmermann bin ich auf einen GEO-Artikel über Epigenetik aufmerksam gemacht worden. Von der Formbarkeit der „Ablese-Vorgänge“ von Genen hatte ich schon in verschiedenen Vorträgen – unter anderem von Prof. Dr. Joachim Bauer (im Rahmen des interdisziplinären psychosomatischen Dienstagskolloquium „Körper – Geist -Seele“ an der Uniklinik Freiburg) – gehört. Dieser GEO-Artikel fasst den aktuellen Stand der genetischen Forschung in allgemein verständlichen Sätzen zusammen:
Je nach Umwelt-Einflüssen wird ein Gen wirksam oder nicht.
Lange galt als sicher, dass Gene ein ganz tief in unserer Biologie sitzendes Programm darstellen. Man hatte angenommen, dass dieser Teil unserer biologischen Grundausstattung nicht veränderbar sei.
Heute wissen wir: Ganz so einfach ist es nicht ist. – Vereinfacht ausgedrückt: An den Genen hängen so genannte „Marker“, die dafür sorgen, ob ein Gen abgelesen und damit wirksam werden kann oder nicht.
Die neue Erkenntnis:
Unsere Lebensführung steuert unsere Gene!
Dies ist eine aufregende Relativierung der bisherigen Annahmen über die festlegende Macht der Gene. Damit wird klar, dass eine gesunde und kluge Lebensführung eine sehr große Bedeutung bekommt.
Höchstwahrscheinlich begrenzt sich die steuernde Wirkung der Marker nicht nur auf das aktuell lebende Individuum sondern kann auch an die Nachkommen weiter vererbt werden!
Die bedeutet: Wenn die Eltern gut leben, haben es auch die Kinder – und zwar genetisch bestimmt – besser, weil die „Marker“ an den Genen „wie Schalter“ dafür sorgen, dass eine positive Lebenseigenschaft ausgelesen werden kann oder eine lebensbehindernde eben nicht.
Dies bedeutet – soweit ich das verstehe:
- Auch unsere genetische Ausstattung kann in gewisser Weise „lernen“.
- Die Lebensumstände (Umfeld, Beziehungen und die Angewohnheiten in Wahrnehmungsweisen, Deutungen und Verhalten) wirken sich auf Ablesevorgänge unserer genetischen Grundausstattung aus.
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zuletzt bearbeitet: 21. Juli 2012 / 11:58 Uhr zur druckerfreundlichen Ansicht