Statt Geburtstagsgrüßen kritische Fragen
Zum sechzigsten Geburtstag des Militärbündnisses kann ich nicht gratulieren.
Statt dessen stelle ich hier einige Gedanken und Anfragen an Selbstverständlichkeiten an.
Die NATO ist eine Selbstverständlichkeit
Wir haben uns an die Aussage gewöhnt, dass die NATO den Frieden sichere. Das heißt, wir haben diese Meinung gelernt.
Im öffentlichen Nachdenken und Debattieren wird nur sehr selten grundsätzlich darüber nachgedacht, ob mit einem Militärbündnis denn tatsächlich der Frieden zwischen Völkern gesichert werden könne und welchen „Preis“ die Weltgemeinschaft dafür zu bezahlen hat.
Gewohnheit ist noch kein hinreichender Grund für die Richtigkeit
In den vierzig Jahren des so genannten Kalten Krieges haben wir uns an die NATO als drohenden Gegenpart zum östlichen Militärbündnis gewöhnt. Mit der Auflösung des Warschauer Paktes im Jahr 1991 wäre meiner Meinung nach auch die Auflösung der NATO sinnvoll gewesen.
Die sicher notwendigen weltweiten Ordnungsaufgaben sind Aufgaben der Vereinigten Nationen (UN)! Dies gilt es zu fördern und zu unterstützen.
Frieden kann besser ohne Militär gesichert werden! – Ja, wirklich!
Aus christlicher Tradition und Überzeugung kann ich mit Recht und Nachdruck die Frage nach der Alternative zur gewohnheitsmäßige Idee einer Friedenssicherung durch Gewalt oder Gewaltandrohung durch Militärs oder militärische Bündnisse stellen.
Dabei bin ich mir sicher,
- dass dies der jüdisch-christlichen Glaubens- und Lebenstradition entspricht
- dass die Auflösung der bestehenden gewaltförmigen Politik-Strukturen nur am ende eines langen Umdenk-Prozesses stehen wird
- dass manche Gruppen dafür etwas abgeben müssen (Macht, Reichtum und eine irreale Sicherheits-Idee)
- dass dies nicht ohne Druck größerer Bevölkerungs-Gruppen, und das bedeutet Wähler-Gruppen, geschehen wird.
- dass dazu manche selbstverständlichen Denk-Gewohnheiten wieder verlernt werden müssen.
Weitere Anregungen und Impulse zur Vertiefung:
- Ein bedenkenswertes Dokument zu diesem Thema hat die Pax-Christi-Kommission Friedenspolitik in Zusammenarbeit mit dem Ökumenischen Netz Württemberg im März 2009 veröffentlicht.
- Ein Hinweis, einen anderen politischen Umgang mit Gewalt zu erlernen: An der Bergpredigt orientiert.
Es lässt tief blicken, dass wir diesen Blick den Kabarettisten vorbehalten. - Bonner Manifest der Kant-Stiftung Freiburg
Zuketzt bearbeitet: 4.04.2009 / 11:33 zur druckerfreundlichen Ansicht