Kurzfassung:
Nicht nur immer Neues entwickeln,
sondern manches bewusst beenden,
loslassen und sich entlasten,
um gesund zu bleiben.
Der Lehr-Beruf kann als sinnvoll und schön, als vielfältig und die Person fordernd erlebt werden.
Besonders die Reflexion auf den Rhythmus zwischen Anforderung und Erholung ist zentral für eine fortdauernde Freude am Unterrichten und die Unterstützung einer stabilen Gesundheit.
Dazu gehört, immer wieder auch „Nein“ zu sagen und Gewohnheiten zu überprüfen.
Der Lehr-Beruf ist für mich ein schöner und sinnvoller Beziehungs-Beruf.
- Ich empfinde es als verantwortungsvolle und bedeutsame Aufgabe, junge Menschen bei der persönlichen Entwicklung und der fachlichen Ausbildung zu begleiten, also zu unterrichten und zu erziehen.
- Der Beruf ist kommunikativ und herausfordernd, d.h. ich bin in vielfältigen Kontakten und lerne ständig selbst immer weiter dazu.
- Besonderes im Bereich Gruppendynamik und gesellschaftlich-politischer Entwicklungen und deren Spiegelungen in den Lerngruppen habe ich in den letzten Monaten viel Neues kennen gelernt und bearbeitet.
Hohe Anforderungen an professionelle Lehrkräfte
Unterrichtshandeln ist geplant, vorbereitet und konzeptorientiert.
Es ist hilfreich, wenn hinter den Einzel-Stunden oder Projekten ein Gesamtkonzept steht, welches – neben der Steuerung, Gewichtung und Auswahl der beispielhaften Inhalte und Methoden – auch der Reflexion dienen kann.
(Dazu hatte ich in einem anderen Text bereits mehr geschrieben.)
Zu einem gesunden Berufsleben gehört auch das Unterbrechen und Aufhören
So schön der Beruf auch sein mag, so anstrengend kann die hohe Anzahl der Kontakte, Heterogenität der Gruppen, Projektionen, hohe Lautstärke, 45-Minuten- oder 90-Minuten-Rhythmen, gesellschaftliche Eingebundenheit und vieles mehr sein.
Zur Professionalität der Lehrperson gehört nach meiner Vorstellung eine kluge Kräfte-Verteilung, die Planung einer leistbaren Belastungskurve im Laufe eines Schuljahres und regelmäßige Überprüfungen der eigenen Ziele, Arbeitsgewohnheiten und der Gesundheit.
Konkret lauten die Fragen dann zum Beispiel:
- Gibt es Entlastung durch „kollaborative Unterrichtsvorbereitungen“?
- Wie werden die Unterrichtstage und wie die unterrichtsfreien Zeiten strukturiert?
- Wann sind Pausen und Reflexions-Zeiten sinnvoll und nötig?
- Wie werden „anstrengende Erlebnisse“ verarbeitet und eingeordnet?
- Wie werden „Erfolge“ gewürdigt, das heißt gefeiert?
- Wie werden „Misserfolge“ eingeordnet, losgelassen und verarbeitet?
- Wann bin ich „gut genug“ vorbereitet?
Kollegiale Beratung und Coachinggruppen oder Supervision unterstützen
Der kollegiale Austausch in der Berufsgruppe kann entlasten, anregen und Lösungsansätze entwickeln helfen. Darum ist kollegiale Beratung zu empfehlen.
Oft geschieht sie informell in den Lehrer*innen-Zimmern oder auch „zwischen Tür und Angel“, als auf den Fluren oder am Kopierer.
Für eine „Kultur des Loslassens“ benötigen die meisten Menschen mehr Energie und Zeit.
An manchen Schulen haben sich auch schon kollegiale Fallbesprechungsgruppen etabliert.
(Ein bewährter Vorschlag steckt hinter diesem Link; pdf; 75 KB.)
Für die systematische Weiterentwicklung der Professionalität der Lehrerinnen und Lehrer dienen Coaching oder Supervision – in Gruppen oder für Einzelpersonen.
Günstiger sind die Coachinggruppen: Aus Aufgaben und Erfahrungen Einzelner werden Herausforderungen und Anreize zur Reflexion und zum Wachstum für die anderen. Eine Supervisorin / ein Supervisor oder ein Coach steuert den Prozess und gibt Ideen und Anregungen „von außen“ in die Gruppe.
Dazu habe ich Ihnen ein Angebot:
Gruppensupervision mit Coaching-Elementen für Lehrer/innen
Weiterführende Links
- Ein Selbsttest für Lehrerinnen und Lehrer und solche, die es werden wollen (CCT): www.cct-germany.de
- Eine online-Befragung und -Messung der Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz: Copsoq-online-Fragebogen (zur Einordnung und Anregung empfohlen)
- Warum ich Lehrkräften Gruppensupervision empfehle
- Überlegungen zu ReflexionsROUTINEN von Praktikern (Lehrern & Co) in einem anregenden Lehrer-Blog (https://herrlarbig.de)
- Dr. Kim-Oliver Tietze: http://www.kollegiale-beratung.de
- Supervision ‑ wirkungsvolles Beratungsinstrument in der Schule (DGSv-Position)
- Ganz praktisch:
Ein hilfreiches System der Ablage-Organisation für Lehrkräfte - Mein Angebot im pdf-Format:
Gruppensupervision mit Coaching-Elementen für Lehrer/innen - Stella Marie Hombach: Warum es so schwer fällt, loszulassen. Spektrum (6.08.2021)
- Dieser Text gehört zur Artikelreihe Profession Lehrkraft.
Viel Freude an einem wunderschönen und herausfordernden Beruf!
Der Beitrag wurde im Herbst 2016 entwickelt
und zuletzt leicht überarbeitet am 26. August 2023 / 15:15 Uhr zur druckerfreundlichen Ansicht