Ich unterstelle allen Menschen zuerst einmal die Fähigkeit zur Neugierde und zum Lernen.
Meine Grundannahme ist, dass Menschen ursprünglich sehr neugierig und wissensdurstig sind und wir deshalb auf einer grundsätzlichen Bereitschaft zum Lernen aufbauen können.
(Dass viele Situationen den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen als wenig einladend zum Lernen erscheint, möchte ich hier nicht abstreiten. Das wird zu einem anderen Zeitpunkt auch einmal eine bearbeitenswerte Frage sein.)
Wenn die Schüler/innen wissen, was sie lernen wollen/sollen, gelingt es auch (besser).
In meinem Unterricht wird zu Beginn die Ausgangslage der Schülerinnen und Schüler erhoben. Dazu gehört die Frage nach den Vorkenntnissen, den Interessen, (inhaltlichen und methodischen) Erwartungen und Befürchtungen und die Information über Lernziele und mein eigenes Grundanliegen mit meinem Unterricht.
Abschließend an diese Standard-Fragen zu Beginn einer Unterrichtseinheit stelle ich die – für viele ungewohnte – Frage, woran die Schüler/innen am Ende erkennen werden, ob der Unterricht für sie ertragreich, also „gut“ war.
Alle diese Informationen werden zu Beginn der Einheit schriftlich für jede lernende Person und auch für mich als Lehrkraft festgehalten.
Zum Ende der Unterrichtseinheit wird dann bilanziert.
Solche oder ähnliche Fragen können dabei hilfreich sein:
- Welche erwarteten Inhalte wurden zufriedenstellend bearbeitet?
- Welche Fragen bleiben offen?
- Hat der Unterricht persönliche Kompetenzen gefördert?
- Kann das Erlernte auf andere Bereiche übertragen werden?
(Zum Beispiel: Wurden Methoden erarbeitet, die sich auch zu anderen Themenstellungen sinnvoll einsetzen lassen?) - War die Kurs-Gruppe oder Klasse hilfreich für das Lernen – oder: Was war nicht hilfreich?
- Welche Verhaltensweisen der Lehrkraft waren dem Lernen förderlich? – oder: Was hat gehindert?
- Bewerten Sie den Unterricht mit einer Schulnote und begründen Sie diese Wertung.
Im anschließenden Gespräch erfahren die Schülerinnen und Schüler mehr über die Einschätzungen der Lehrkraft und die Schüler/innen haben die Möglichkeit, ihre Eindrücke, Bewertungen und Ideen mitzuteilen.
Meine Erfahrungen mit Auswertungen von Unterricht sind positiv.
Das bedeutet nicht, dass alle Teilnehmer/innen meines Unterrichts begeistert sind.
In der Regel schätzen Schüler/innen meinen Unterricht besser ein, als ich selbst.
Gerade, wenn ich mich von einer Gruppen habe „herausfordern“ lassen, bin ich häufig überrascht, wie gut die Schüler/innen unterscheiden können und mir rückmelden, dass sie meinen Einsatz schätzen- auch wenn er sie gelegentlich anstrengt.
Wenn die Lehrkraft sich die Noten der Schüler/innen für den eigenen Unterricht begründen lässt, erfährt man als Lehrkraft eine Menge über die Wirkungen von eigenem Verhalten und auch viele Anregungen für die Optimierung des eigenen Unterrichtshandelns.
Dazu möchte ich ermutigen.
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zuletzt bearbeitet am 16.07.2013 / 15:47 Uhr zur druckerfreundlichen Ansicht