Genau so wichtig wie Lernen,
ist die Bereitschaft, zu verlernen.
Das klingt einfach. –
Es ist ungewohnt, ja schwer!
Nicht jedes Lernen ist ausdrücklich erwünscht.
Schon Fritz B. Simon hatte in seinem unterhaltsamen Werk
Die Kunst nicht zu lernen.
Und andere Paradoxien in Psychotherapie, Management, Politik …
Heidelberg, Auer, 1997
auf die Ambivalenz hingewiesen: „Denn es ist ja keineswegs immer sinnvoll, dass wir lernen und uns unserer Umwelt anpassen, während genausogut diese Umwelt lernen und sich uns anpassen könnte.“ (S. 154f)
Wenn wir anfangen, über Lerninhalte nachzudenken, werden die Fragen noch bedeutsamer.
ulearn – eine sehr deutliche Demonstration
Über einen Tipp von Anja Förster und Dr. Peter Kreuz (http://www.foerster-kreuz.com) bin ich auf eine eindrucksvolle Demonstration hingewiesen worden.
Können Sie Fahrrad fahren? –
Wirklich und tatsächlich immer?
Sehen Sie selbst – und dieses Video an (8 Minuten):
Notwendiger Begleiter des Lernens ist das Verlernen!
Was bedeutet das eben Gesehene für die Lernprozesse, die wir aktuell angesichts sich rasant verändernder Umweltbedingungen leisten sollten?
Tatsächlich gibt es den Aphorismus:
„What gets us into trouble
Is not what we don´t know.
It´s what we know for sure
That just ain’t so.“
Dieser Spruch wird Mark Twain zugeschrieben und kann sinngemäß so übersetzt werden:
„Was uns in Schwierigkeiten bringt, ist nicht unser Unwissen, sondern unser vermeintliches Wissen von Falschem.“
Im Klartext: Wenn wir nicht bereit sind, vorgeblich sicheres Wissen zu hinterfragen und auch wieder zu vergessen, werden wir in manchen wichtigen Fragen nicht weiter kommen!
Selbstverständlich können wir auch ver-lernen.
Wir sollten nur auch darauf achten – und nicht nur auf Lernen.
Im Alltags-Autopilot konsumieren Viele (ich auch) Vieles und Vielfältiges und entscheiden dabei oft nicht bewusst, auch zu verdauen.
Selbst entdecke ich gerade (wieder) die Chance der Unterbrechung oder Pause und der bewussten Entscheidung zur Selbst-Steuerung.
Gewöhnlich konsumiere ich viel.
Wenn ich meine Umgebung und mich selbst beobachte, nehme ich wahr: Viele (zumindest die Mehrheit – mich eingeschlossen) arbeiten und konsumieren viel, ja zu viel und können oft nicht verdauen, was wir uns aus dem reichhaltigen Angebot alles „einverleiben“ und anschauen.
Das geschieht oft ohne bewusste Entscheidung.
Dabei ermüden unsere Entscheidungskräfte angesichts einer überwältigenden Vielfalt und der Dauerverfügbarkeit, so dass eine Änderung nicht einfach erreicht werden kann. Der große Vordenker Peter Drucker stellte dies in einen größeren Zusammenhang und schrieb:
„In einigen Jahrhunderten, wenn die Geschichte unserer Zeit aus einer längerfristigen Perspektive geschrieben wird, werden die Historiker wahrscheinlich weder die Technologie noch das Internet oder den E-Commerce als wichtigstes Ereignis betrachten, sondern die große Veränderungen der Lebenssituation. Zum ersten Mal hat eine erheblich, schnell wachsende Zahl von Menschen die Freiheit zu wählen. Zum ersten Mal müssen sie sich selbst managen. Und darauf ist unsere Gesellschaft in keiner Weise vorbereitet.“
(zitiert nach A. Förster/P. Kreuz: Nein; 36 – zitiert hier Stephen R. Covey: Der 8. Weg)
NEIN hat Konjunktur.
Die Fähigkeit, zu unterscheiden und auch einmal „NEIN!“ zu sagen, wird in diesem Zusammenhang wichtig. Dass Steuerung bei der Selbst-Steuerung beginnt, ist nicht neu, aber immer noch zutreffend. Darauf macht das schon zitierte Vordenkerpaar Anja Förster und Dr. Peter Kreuz in Ihrem Werk NEIN aufmerksam.
Manchmal benötigen wir Freiraum vor Neuem.
Manches Mal muss auch erst die Möglichkeit und der Raum für Nachdenken, Steuern und Entwicklungen geschaffen werden, in dem Gewohntes und Vertrautes einfach gelassen wird.
Es geht mir hier nicht um Kulturpessimismus oder Abwertung der Medien. Ich schätze die Anregungen über vielfältige mediale Kanäle. Andererseits bemerke ich eine wachsende Sehnsucht nach ungestörtem Nachsinnen, Reflektieren, Meditieren und dann auch Konzipieren. Nach meiner Erfahrung bedarf es der störungsarmen Verarbeitungsphasen, damit ich kreativ sein und auf neue Ideen oder Ansätze kommen kann.
Eine Pionierin der Programmierkunst, Grace Murray Hopper (1906 – 1992), macht allerdings schon auf die Beharrungskräfte aufmerksam und meinte sinngemäß: The most dangerous phrase in the language is, „We’ve always done it this way.“ [Die gefährlichste Redewendung ist „Das haben wir schon immer so gemacht!“]
Ich möchte regelmäßig prüfen, ob ich auf meinem Pfad bin.
So sehe ich die Herausforderung, immer wieder aus dem Autopilot-Modus des gewohnheitsmäßigen Konsums auszusteigen und zu prüfen, ob wir auch verdauen und verarbeiten oder uns vorwiegend unterhalten lassen. Sollte das der Fall sein, könnten wir die unterhaltende Aufnahme von „Neuem“ unterbrechen – und uns entscheiden und selbst steuern.
Advent und die Zeit des Jahreswechsels bergen Chancen.
Der kommende Advent und die Jahreswende können dazu Einladung für persönliche Klausuren sein.
Ganz besonders die Zeit zwischen den Weihnachsfeiertagen und Neujahr hat sich für meine Überrpüfungen als geeignet erwiesen.
Kabarettistisch hat Marc-Uwe Kling das NEIN-Sagen mit seinem Spruch „Das steht auf meiner Not-To-Do-Liste!“ in seiner Känguru-Triologie und dem zugehörigen Spiel umgesetzt. – Warum nicht eine eigene not-do-do-list erstellen?
Die inspirierende Leitseite von Anja Förster und Dr. Peter Kreuz: www.foerster-kreuz.com
Kurzfassung:
Nicht nur immer Neues entwickeln,
sondern manches bewusst beenden
und sich entlasten,
um (als Lehrer*in) gesund zu bleiben.
Der Lehr-Beruf kann als sinnvoll und schön, als vielfältig und die Person fordernd erlebt werden.
Besonders die Reflexion auf das Gleichgewicht zwischen Anforderung und Erholung ist zentral für eine fortdauernde Freude am Unterrichten und die Unterstützung einer stabilen Gesundheit.
Dazu gehört, immer wieder auch „Nein“ zu sagen und Gewohnheiten zu überprüfen.
Der Lehr -Beruf ist für mich ein schöner und sinnvoller Beziehungs-Beruf.
Ich empfinde es als verantwortungsvolle und bedeutsame Aufgabe, junge Menschen bei der persönlichen Entwicklung und der fachlichen Ausbildung zu begleiten, also zu unterrichten und zu erziehen.
Der Beruf ist kommunikativ und herausfordernd, d.h. ich bin in vielfältigen Kontakten und lerne ständig selbst immer weiter dazu.
Besonderes im Bereich Gruppendynamik und gesellschaftlich-politischer Entwicklungen und deren Spiegelungen in den Lerngruppen habe ich in den letzten Monaten viel Neues kennen gelernt und bearbeitet.
Hohe Anforderungen an professionelle Lehrkräfte
Unterrichtshandeln ist geplant, vorbereitet und konzept-orientiert.
Es ist hilfreich, wenn hinter den Einzel-Stunden oder -projekten ein Gesamt-Konzept steht, welches – neben der Steuerung, Gewichtung und Auswahl der beispielhaften Lehr-Inhalte – auch der Reflexion dienen kann.
(Dazu hatte ich in einem anderen Text bereits mehr geschrieben.)
Zur Life-Work-Balance gehört auch das Unterbrechen und Aufhören
So schön der Beruf auch sein mag, so anstrengend kann die hohe Anzahl der Kontakte, Heterogenität der Gruppen, Projektionen, hohe Lautstärke, 45-Minuten- oder 90-Minuten-Rhythmen, gesellschaftliche Eingebundenheit und vieles mehr sein.
Zur Professionalität der Lehrperson gehört nach meiner Vorstellung eine kluge Kräfte-Verteilung, die Planung einer leistbaren Belastungskurve im Laufe eines Schuljahres und regelmäßige Überprüfungen der eigenen Ziele, Arbeitsgewohnheiten und der Gesundheit.
Konkret lauten die Fragen dann zum Beispiel:
Gibt es Entlastung durch „kollaborative Unterrichtsvorbereitungen“?
Wie werden die Unterrichtstage und wie die unterrichtsfreien Zeiten strukturiert?
Wann sind Pausen und Reflexions-Zeiten sinnvoll und nötig?
Wie werden „anstrengende Erlebnisse“ verarbeitet und eingeordnet?
Wie werden „Erfolge“ gewürdigt, das heißt gefeiert?
Wie werden „Misserfolge“ eingeordnet und verarbeitet?
Wann bin ich „gut genug“ vorbereitet?
Kollegiale Beratung und Coaching- oder Supervisions-Gruppen unterstützen
Der kollegiale Austausch in der Berufsgruppe kann entlasten, anregen und Lösungsansätze entwickeln helfen. Darum ist kollegiale Beratung zu empfehlen.
Oft geschieht sie informell in den Lehrer*innen-Zimmern oder auch „zwischen Tür und Angel“, als auf den Fluren oder am Kopierer.
An manchen Schulen haben sich auch schon kollegiale Fallbesprechungsgruppen etabliert.
(Ein bewährter Vorschlag steckt hinter diesem Link; pdf; 75 KB.)
Für die systematische Weiterentwicklung der Professionalität der Lehrerinnen und Lehrer dienen Coaching- oder Supervisions-Gruppen: Aus Aufgaben und Erfahrungen Einzelner werden Herausforderungen und Anreize zur Reflexion und zum Wachstum für die anderen. Eine Supervisorin / ein Supervisor oder Coach steuert den Prozess und gibt Ideen und Anregungen „von außen“ in die Gruppe.
Dazu habe ich Ihnen ein Angebot: Gruppensupervision mit Coaching-Elementen für Lehrer/innen
Wer Lernprozesse bewusst gestaltet, hält ab und an inne
schaut zurück
erinnert sich an die eigenen Ziele
vergleicht das Erreichte damit
und entwickelt neue Ziele/Entwicklungsfelder.
Für mich hat sich bewährt, die Auswertung und Entwicklungsziele schriftlich zu fassen, kollegial auszutauschen und gelegentlich zu überprüfen.
Mögliche Fragen könnten sein
Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Schuljahre (auf einer Skala von 0 bis 10)?
Woran erkennen Sie, dass Sie zufrieden sind?
Welche Faktoren sind dafür wesentlich?
Welche Faktoren gefährden den Erfolg?
Welche Entwicklungsfelder nehmen Sie sich für das nächste Schuljahr vor? (Wie werden Sie erkennen, dass Sie dieses Ziel erreicht haben?)
Wie könnten Sie sich selbst am Erfolg hindern?
Wer oder was kann das angestrebte Ziel befördern?
Wie werden Sie das Erreichen Ihres Zieles feiern?
Eine Auswertung des Schuljahres biete ich auch als begleiteten Prozess an.
Am Freitagnachmittag, dem 15. Juli 2016 / in der Zeit zwischen 16 bis 18 Uhr, treffen sich interessierte Lehrkräfte für 60 [1 – 2] bis 90 Minuten [ab 3 Personen] zu einem moderierten Austausch mit kleinen Supervisions- oder Coaching-Elementen (bei Bedarf) zum Preis von 45 €/Person.
Wer ein Interesse hat, melde sich (sehr gerne per E-Mail). Anschließend gibt es ein kurzes Telefonat zur Klärung der Interessenlage und der Rahmenbedingungen. Geben Sie bitte in Ihrer Interessensmail eine Telefonnummer und günstige Kontaktzeiten an. Danke.
1. Ehrenamtliche Supervision mit Ehrenamtlichen – Spiegelungseffekte, die reflektiert gehören
In den Diskussionen unseres berufsständischen Vereines waren wir uns schnell einig, dass wir kein Interesse an Gewinn im Zusammenhang mit der supervisorischen Begleitung der großen gesellschaftlichen Herausforderung entwickeln werden. Wir dachten über unseren Beitrag angesichts der vielen in unser Land geflüchteten Menschen nach.
So entstand die Idee, die Supervision für die Ehrenamtlichen ebenfalls in einem Projekt als kostenloses Angebot, also ehrenamtlich, anzubieten.
Noch mehr als auch sonst lädt diese Konstellation zu Spiegelungs- und Übertragungseffekten ein. Damit wollten wir rechnen und dies selbstverständlich – entsprechend unserer Profession – in Intervisionen und Kontroll-Supervisionen reflektieren.
Umgekehrt bieten sich so auch besondere Interventionsmöglichkeiten, denn der Supervisor kann als Modell für klar begrenztes, strukturiertes und durchdachtes, ehrenamtliches Angebot wahrgenommen werden.
2. Ehrenamtliche Personen haben spezifische Bedürfnisse
Bei ehrenamtlich engagierten Personen entfällt z. B. die gesellschaftlich eingeübte Gratifikation über Entlohnung. So werden andere Bedürfnisse der Anerkennung oder Begründung wichtig.
So unterschiedlich die engagierten Personen sind, so unterschiedliche Bedürfnisse können sie entwickeln und als Motive für Engagement nennen.
Das könnten beispielsweise sein:
angenehme Kontakte
Sinnstiftung
Anerkennung
öffentliche Wahrnehmung
Horizonterweiterung, z.B. durch Lernen neuer Verhaltensweisen …
Supervisorisch kann die Klärung der Motivation für ehrenamtliches Engagement ein sinnvolles Angebot darstellen.
3. Kulturelle Kompetenzen
Das Feld der Flüchtlingsarbeit bedarf einer reflektierten inter- oder transkultureller Kompetenzen. Diese Aussage könnte fast schon trivial empfunden werden.
Tatsächlich engagieren sich viele Menschen aus einem menschlichen Impuls heraus in diesem Feld und haben dann bald mit möglichen Verwicklungen zu tun, die sich bei näherer Betrachtung als in unterschiedlichen Kulturen gründend entschlüsseln lassen.
Für die Supervidierenden gilt dies selbstverständlich ebenso. Die Aufgabe besteht darin, die eigenen kulturellen Prägungen, Vorlieben und Gewohnheiten und auch Wahrnehmungen und Bewertungen zu entdecken und zu befragen.
Supervisorisch werden diese kulturellen Gewohnheiten und Verwicklungen dargestellt, dechiffriert und alternative Deutungs- und Verhaltensweisen gesucht und hoffentlich auch gefunden.
4. Hoch volatile gesellschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen
Das Feld der Flüchtlingsarbeit findet in einem sich rasend schnell wandelnden Umfeld statt. Phasenweise sind Rechtsnormen faktisch außer Kraft gesetzt gewesen, dann änderte sich die Stimmung und die politische Meinung und die Normen sollen wieder angewendet werden.
Hier wird die Supervision den Umgang mit den – auch wechselnden – Dynamiken, Realitäten und Bewertungen begleiten und die Begrenzungen der Einflussmöglichkeiten reflektieren.
5. Wer darf wie lange bleiben?
Immer wieder wird die Frage gestellt, ob sich die Begleitung von Personen „lohnt“, die mit hoher Wahrscheinlichkeit bald abgeschoben werden.
Meine eigene Antwort darauf: Wenn die geflüchteten Personen eine gute Erfahrung machen und/oder etwas lernen können, dann hat sich das Engagement für mich gelohnt.
Tatsächlich müssen die Ehrenamtlichen auch mit der Abschiebung von Betreuten rechnen und die vorhersehbaren Ent-Täuschungen und die Grenzen des Rechts und der Einflussmöglichkeiten können Gegenstand in den Supervisionen werden.
6. Dramatische Themen der Geflüchteten
Schließlich kommen die teilweise dramatischen Erlebnisse und deren Verarbeitung als Inhalte der Kommunikation der Ehrenamtlichen mit den Geflüchteten als herausfordernde Themen noch dazu.
Nicht jede Supervisorin, jeder Supervisor kann und muss Trauma-Experte sein. Es sollte allerdings damit gerechnet werden, dass Trauma-Reflexe oder -Inhalte direkt oder indirekt thematisiert werden.
Professionelle supervisorische Begleitung kennt ihre Grenzen und kann – im Bedarfsfall – auch an traumatherapeutische Fachstellen verweisen.
Supervisorisch könnte mit den Ehrenamtlichen auch an solchen Begrenzungen und Verweismöglichkeiten gearbeitet werden.
Schließlich sollen Supervisorinnen und Supervisoren sich auch immer wieder de-identifizieren, wieder Distanz herstellen und aus dem „Sog des Systems“ heraustreten und so neue Sichten und Zugänge eröffnen.
Manche Themen sind existentiell und drängen sich für den Unterricht auf: z. B. Terror, Gewalt und wie wir damit umgehen können: Lohnende Herausforderungen.
Manche Themen sind aktuell und dringend.
Kaum jemand kann sich der Diskussion nach großen, terroristischen Verbrechen entziehen. So auch nach den blutigen Verbrechen von Paris am Abend des 13. November 2015.
Regelmäßig können solche Themen im Unterricht – auch im Religionsunterricht – angesprochen werden.
Meine Skizze für einen Unterricht
Gefühls- und Interessenlagen austauschen
Sichern, welche Informationen schon verfügbar sind
Unklarheiten und Lücken füllen und dabei offene Fragen festhalten
Entscheidung, in welcher Richtung die Interessenlage der Gruppe geht, und in welchen Schritten der Unterricht geplant ist.
Kritisches und nachdenkliches Unterrichtsgespräch
dazwischen eventuelle Recherche-Phasen
eventuell ein selbst sorgfältig ausgwählter Impuls
Zusammenfassung und Ergebnissicherung
wenige Hinweise
zu 2.: Viele Schülerinnen und Schüler wissen Teile der Nachrichtenlage, andere kennen nur Überschriften, manche sind schon sehr umfassend informiert.
Hier versuche ich, herauszufinden, was die Gruppen schon wissen, und Langeweile durch Wiederholungen zu vermeiden.
zu 5.: Mein Ziel ist es, die vielen selbstverständlichen Schnell-Schlüsse, Bestätigungen vor Vorurteilen oder auch vorgefasster Verschwörungstheorien zu erschüttern, in dem ich regelmäßig nachfrage, woher jemand etwas weiß und wie diese Informationen oder Einschätzungen bewertet werden können. Das ist Arbeit, lohnt sich aber.
zu 7.: Bin immer wieder erstaunt, wie schnell Journalisten und andere – je nach Bedarf – zu „Experten für …“ werden.
Immer achte ich auch auf den Aspekt der Selbstvermarktung. Auch dies kann man im Unterricht anschauen.
zu 8.: Eine Herausforderung. Sinnvoll, um zu bündeln und – vielleicht – auch, um weitere offene Fragen und Klärungsbedarf festzuhalten.
Meine Erfahrungen
Manche Gruppen winken schnell ab:
Das Thema geht ihnen zu nahe.
Sie haben schon zwei Unterrichtsstunden dazu gearbeitet und wollen dringend einen Themenwechsel.
Viele Gruppen sind dankbar:
Endlich darf der innere Druck ausgesprochen werden.
Ein emotional aufgeladenes Thema wird zum Unterrichtsgegenstand.
Wenn es gelingt, die Atmosphäre einer gemeinsamen Suchbewegung zu gestalten, kann eine entdeckende Haltung und ein respektvoller Umgang mit unterschiedlichen Bewertungsideen entstehen. Die endgültige Entscheidung bleibt bei den Schülerinnen und Schülern. Dass man sie so ernst nimmt, schätzen sie.
Die Begrenzung auf eine Doppelstunde wird von vielen als erträgliches Maß und als Chance, sich auch wieder zu distanzieren, wohlwollend angenommen.
Die Recherche-Kompetenz der Schüler/innen ist oft ausbaufähig!
Sätze wie „Hab ich im Internet gelesen.“ und „Habe ich im Fernsehen gesehen.“ und auch die Ergebnisse nach 10 bis 15 Minuten Recherche-Phase zeigen mir, dass wir Lehrkräfte hier noch einiges zu tun haben: Recherche-Routinen müssen beigebracht und eingeübt werden. Tun wir es!
Welche Erfahrungen haben Sie?
Ganz sicher bin ich nicht der einzige, der sich über Unterrichtsformen in solchen Situationen Gedanken macht.
Bitte teilen Sie Ihre Erfahrungen mit mir und meinen Leser/innen – über einen Kommentar oder einen Verweis auf diesen Text im eigenen Lehrer/innen-Blog. Danke.
Auch routinierte Lehrerinnen und Lehrer kommen, weil der Beruf die Einladungen mit sich bringt, in verwickelte Situationen und profitieren von der Möglichkeit der begleiteten Distanzierung und Reflexion, zum Beispiel in Gruppensupervisionen für Lehrkräfte
Der Beruf der Lehrerin / des Lehrers ist vielfältig, ja komplex.
Eine von vielen Möglichkeiten der Darstellung sehen Sie hier:
Es ist nämlich nicht nur der Unterricht sondern die vielen kleinen, aber wichtigen Neben-Aspekte drum herum, die den Alltag der Lehrerin/des Lehrers prägen.
Für mich formuliere ich dies so: Ich mag meinen vielfältigen Beruf und in manchen Phasen wird es mir zu viel, zu verwickelt oder zu heftig … und ich suche mir Klärungshilfe.
Weil unterrichten von Beziehungen grundiert ist, gibt es auch viele Verwicklungsmöglichkeiten.
Nach meiner Sicht auf soziale Berufe (und damit auch die Lehrerinnen und Lehrer) folgt die Komplexität aus dem Umstand, dass wir mit und für Menschen arbeiten. Damit kommen die vielen Individualitäten und folglich Einladungen zu Missverständnissen, Übertragungen oder Verwicklungen ins Spiel.
Zugleich sind wir Lehrkräfte in unserem Schulsystem in einer mächtigen Schlüsselrolle.
Wenn Lehrkräfte damit in ihrem Alltag gut zurechtkommen möchten, benötigen sie ein ausgeprägtes Maß an Kommunikationsfähigkeit, Bereitschaft zur Selbst-Reflexion, Kritik- und Lernbereitschaft.
Oft genügen kollegiale Netzwerke und persönliche Psychohygiene.
Die meisten Lehrkräfte können die allermeisten Situationen im Rahmen ihres Umfeldes und der eigenen Verfahren der Selbstfürsorge (z.B. eigene Psychohygiene-Routinen oder auch Verfahren der kollegialen Beratung) gut bewältigen.
Manchmal ist eine Gruppen-Supervision zur Unterstützung hilfreich.
Auch Routiniers und Könner suchen sich gelegentlich eine systematische Selbst-Reflexion und professionelle Unterstützung.
Zum Beispiel:
Eigenen Konstruktionen von Sichtweisen, Ziel- und Qualitätsvorstellungen werden wieder bewusst gemacht, so dass der unbewusste „Auto-Pilot“ weniger Macht hat.
Die eigene Ziele und Verfahren können abgeglichen werden.
Belastende Situationen werden untersucht und alterbative, entlastende Verhaltensweisen können entwickelt werden.
Die Lust am Beruf kann durch die kollegiale Unterstützung wieder mehr erfahren und genossen werden.
Oder aber die Herausforderungen werden als Belastungen erlebt und die Situationen also so unangenehm empfunden, dass ein gründlicherer Blick und eine nachhaltige Suche nach anderen Vorgehensweisen und Haltungen sinnvoll erscheinen.
Coaching-Elemente erweitern
Gelegentlich werden in der Supervision Themen angeschlagen, für die es tatsächlich auch schon ausgearbeitet Lösungsansätze und -verfahren gibt.
Beispielsweise können im Themenkomplex „Selbstwirksamkeit und Selbstorganisation“ direkte und handlungsnahe Sequenzen mit direkt übertragbaren Handlungsempfehlungen bei Bedarf/Nachfrage angeboten werden.
Mein Angebot: Eine kollegiale Gruppen-Supervision mit Coaching-Elementen
Spätestens in Schulentwicklungsprozessen werden Lehrkräfte zu kollegialer Unterrichtsbeobachtung und Feedbacks herausgefordert.
Nur weniger Lehrerinnen und Lehrer wollen sich in die Karten schauen lassen.
Zwar komme ich selbst ursprünglich aus einer team-orientierten Arbeitskultur, doch schon nach wenigen Monaten im schulischen Arbeitsfeld wurde mir eine neue Scheu bewusst: Ich vermied zunehmend, noch nicht fertig entwickelte Unterrichtsentwürfe und Materialien dem Blick der Kolleginnen und Kollegen auszusetzen.
Erst ein bewusster Entscheid gegen diesen Sog der Vermeidung, konnte dies ändern.
Tatsächlich können wir durch Feedback viel gewinnen.
Auch selbstbewusste Lehrkräfte – und gerade solche – wissen, dass sie Fehler machen oder noch nicht die beste aller Wege gefunden haben.
Wenn wir Lehrkräfte es also wagen, unsere vorläufigen Skizzen und Entwürfe dem fachkundigen Blick der anderen Fachkundigen auszusetzen, so können wir gewinnen:
neue inhaltliche Ideen
fachliches Korrektiv
methodische Vielfalt
vielfältige Zugänge
…
Empfehlenswertes, hilfreiches Raster
Das Basismodell zur Unterrichtsbeobachtung hat sich in meiner Praxis der Selbstreflexion und des kollegialen Feedbacks bewährt:
Achtung: Mit einer methodischen Intervention verändert man auch das System
Nach meinem Eindruck ist es vielen, die voller guter Absichten eine methodische Idee vorschlagen – in diesem Falle das Feedback zwischen Kolleg/innen – nicht bewusst, dass sich dadurch langfriste Folgen ergeben können.
Recht bald werden weitergehende Fragen aufgeworfen.
Einige stelle ich beispielhaft dar:
Welches Selbstbild haben die beteiligten Lehrpersonen?
Welche Lern- oder Entwicklungskultur gibt es in der Organisation (hier: Schule)?
Wie steht die Leitung zu solchen Prozessen, die Entwicklungen befördern können/sollen?
Welche Leitvorstellungen hat die Schule?
…
Herzlichen Dank an Kolleginnen und Kollegen für Anregungen
Danke an die
Herausgeber:
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg
Gabriele Tepaß (verantwortlich),
Referat Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung, Personalentwicklung
Sandra Winterhalter,
Referat Grundsatzfragen und Qualitätsmanagement beruflicher Schulen
Autorenteam:
Manuela Droll, Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (BS) Weingarten,
Roland Knoblauch, Fachberater Schulentwicklung beim Regierungspräsidium Tübingen,
Alexander Moser, Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (BS) Freiburg,
Claudia Rugart, Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (BS) Karlsruhe,
Hans-Joachim Tomerl, Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (BS) Stuttgart
Für einen guten Unterricht sind Lehrpersonen auf eine gesunde und leistungsfähige Stimme angewiesen. – Bewusster Einsatz und Stimm-Hygiene sind darum wichtige Bestandteile professioneller Selbstfürsorge für Lehrende.
Lehrkräfte sind auf ihre leistungsfähige Stimme angewiesen.
Die meisten Lehrerinnen und Lehrer sagen, dass sie ohne ihre Stimme nicht unterrichten können:
moderieren, Zusammenhänge und Aufgaben darstellen
zur Aufmerksamkeit auffordern und disziplinieren
rückmelden, unterstützen und ermutigen
Ich habe auch – im seltenen Ausnahmefall – schon „stimmlos“ unterrichtet und die gesamte Kommunikation mit der Klasse schriftlich über die Projektion stattfinden lassen. Das ist tatsächlich nur im äußersten Ausnahmefall zu empfehlen.
Besonders belastend für die Stimme einer Lehrkraft sind
laute (große, methodisch ungeübte oder undisziplinierte) Klassen
lange Lehrervorträge in unruhiger Umgebung
dauernder Frontal-Unterricht, d.h. alles Unterrichtsgeschehen läuft über die Kommunikation mit dem Lehrer
Schon bei der Planung von Unterrichtstagen kann man darauf achten, eine Häufung solcher Situationen an einem Tag oder in einer Woche zu vermeiden: So kann z.B. Wissensinput auch über Medien (Lehrfilme, Informationsblätter oder Recherche-Aufgaben an die Schüler/innen) organisiert werden. Oder eine Aneignungsphase darf auch einmal als Gruppenarbeit mit anschließender Fragerunde zu den wenigen verbliebenen Unklarheiten geplant werden.
Schonung und Pflege der Stimme sind sinnvoll.
Viele Lehrkräfte schätzen ihre stimmliche Belastung als sehr hoch oder gar zu hoch ein (siehe auch Stimmt die Stimme, stimmt die Stimmung. In: PÄDAGOGIK 6’13 ).
Wenn die Stimme sich angestrengt anfühlt, brüchig oder gar heißer wird, soll dringend gehandelt werden.
Ich empfehle dringend, kompetenten Rat einzuholen:
Musikmediziner/innen
HNO-Fachärzt/innen
Stimm- und Atem-Therapeut/innen
Singen wird von den Kundigen immer wieder empfohlen: Singen macht Freude und pflegt Ihre Stimme, wenn sie eine sinnvolle Technik haben.
Zur Schonung der Stimme können auch Aufwärm- oder Ausgleich-Übungen gehören.
Ein bewusster Einsatz der Stimme senkt die Belastung Ihrer Stimme langfristig:
Setzen Sie Ihre Stimme ganz bewusst und behutsam ein.
Es gibt einen unguten Schwingkreis zwischen lauter Umgebung und lauter werdender Stimme der Lehrerinnen und Lehrer. Dieser teuflische Wettbewerb wird mit hoher Wahrscheinlichkeit zu stimmlichen Problemen führen. Vielleicht nicht in den ersten Berufsjahren, langfristig aber dann doch.
Ich experimentiere mit Muster-Unterbrechungen, z.B.:
absichtlich immer leiser sprechen, wenn die Gruppe lauter wird
oder auch abwarten, bis die Gruppe aufnahmebereit ist und erklärtermaßen nicht gegen den Lärm der anderen Redenden ansprechen.
Lärmende Gruppen können auch als kritisches Feedback an den Unterricht gedeutet werden.
Wenn die Kurse oder Klassen dauernd laut sind, stelle ich mir als Lehrkraft die Frage, ob dies eventuelle auch mit meinem Unterricht (Methode, Einführung und auch Inhalt) zu tun haben kann.
Herzlichen Dank an das Institut für Musikmedizin für die Anregungen
Durch die Teilnahme an der wissenschaftlichen Studie mit einem sehr umfangreichen Fragebogen, Untersuchungen, Messungen der stimmlichen Belastung und anschließende Beratung wurde ich nochmals angeregt, über meinen Stimm-Einsatz zu reflektieren.
Dafür bin ich dankbar und empfehle das Institut gerne weiter.
Leider ist das hilfreiche Merkblatt des fim Stimmt die Stimme. Stimmt die Stimmung. bisher nicht online verfügbar.
Freiburger Institut für Musikmedizin (fim) , an dem auch ein interessantes Forschungsprojekt „Stimmliche und mentale Gesundheit von Lehrkräften in Baden-Württemberg“ angesiedelt ist.