Menschen entscheiden irrational

Zusammenfassung

Haben Sie auch Zweifel an der Rationalität des Menschen und der Behauptung, gerade in wichtigen Fragen entscheide man doch verantwortlich und das heißt dann vernünftig?
Dann sind Sie in guter Gesellschaft.

Eine Rezension

Der Verhaltensökonomiker, Dan Ariely, untersuchte die Irrationalitäten der menschlichen Entscheidungen und beschreibt seine Fragestellungen, Experimente und Ergebnisse amüsant und mit einer wohltuenden Brise Selbst-Reflexion und Ironie – auch gegenüber sich selbst – in seinem Buch: Dan Ariely: Denken hilft zwar, nützt aber nichts
Warum wir immer wieder unvernünftige Entscheidungen treffen

Alle sind betroffen

Tatsächlich sind alle betroffen: Wir behaupten, unsere Entscheidungen nach reiflicher Überlegung und getreu unseren Kriterien zu treffen.

Dabei bleiben viele Fragen offen:
Warum lassen wir uns von Sonderangeboten, oder gar Gratis-Zugaben zum Kauf im Grunde ungewollter, auf jeden Fall aber unnützer Dinge verleiten?
Warum spielen Vergleichspunkte (auch manipulativ eingeführte) eine so bedeutende Rolle?
Warum geben durchschnittliche Menschen mehr aus, als sie haben, und verschulden sich im Laufe der Zeit zunehmend?
Und warum sorgen wir nicht ausreichend für unser Alter, also die Zeit nach der Erwerbstätigkeit, vor – obwohl wir doch alle wissen, dass die gesetzliche Rente nicht ausreichen wird, unseren lieb gewonnen und gewünschten Lebensstandard zu halten?
Warum schieben wir wichtige Tätigkeiten immer wieder auf die lange Bank?

Eine grobe Zusammenfassung

Wir alle fällen (komplexe) Entscheidungen, indem wir den anstrengenden Weg der Faktoren-Klärung irgendwann abbrechen und aufgrund weniger – vor allem emotionaler – Faktoren intuitiv entscheiden.

Irrationale Entscheidungen haben an der Börse weitreichende Folgen

Besondere Bisanz bekommt das Nachdenken über die menschliche Irrationalität mit der Immobilien-, Finanz- und schließlich Schulden- und Währungs-Krise. Die These des Verhaltensökonomikers Dan Ariely lautet: Es ist kein Zufall, dass Menschen sich in dieser Weise krisenfördernd benehmen. Sie neigen zu irrealen Handlungen und man kann diese Neigung systematisch erfassen und schließlich voraussagen und das bedeutet, auch damit rechnen! – An dieser Stelle seines Buches startet er einen schon fast tragisch wirkenden Appell an die (Nation-)Ökonomen und alle Entscheidungsträger, mit diesen neuen Erkenntnissen das in der Ökonomie noch weitgehend vorherrschende Modell vom Mensch als „homo oekonomicus“ (Jeder Mensch suche systematisch seinen Vorteil und handele nur rational gemäß diesem Ziele.) zu revidieren oder wenigstens zu erweitern: Wer mit der Möglichkeit, irrational zu entscheiden rechnet, kann auch Wege finden, diese Einladungen mit zu bedenken und so etwas weniger wahrscheinlich zu machen – oder wenigstens mit dem Verhalten der Menschen zu rechnen. Wer die Möglichkeit grundsätzlich ausschließt, dass auch wichtige, z. B. wirtschaftliche Entscheidungen von einem Bündel menschlicher Motivationslagen beeinflusst werden könnte, wird immer wieder in die gleiche oder ähnliche Fallen tappen.

Eine Lese-Empfehlung für die Sommerzeit – auch in kleinen Abschnitten lesbar.

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Weiterführende Links

  • Ein sehr nachdenklich machender Vortrag von Dan Ariely über Täuschungen (optische und kongnitive) und ob wir Herr unserer Entscheidungen sind.

zuletzt bearbeitet am 27.12.2012 / 12:05 Uhr zur druckerfreundlichen Ansicht zur druckerfreundlichen Ansicht

2 Gedanken zu „Menschen entscheiden irrational“

  1. Danke für Ihren Kommentar und Ihr Engagement für einen kritischen Blick auf die sozialen Verhältnisse. –
    Bei meiner Formulierung möchte ich allerdings bleiben, weil sie auf meinen Fall eines mäßig bezahlten Berufs mit einer Familie durchaus zutrifft, und ich fürchte auf einige andere auch. –
    Ich erhebe aber auch keinen Anspruch auf letzte Wahrheiten. Ich vermute, kaum jemand kann derzeit eine seriöse Prognose über tatsächliche Auszahlungsbeträge und deren Kaufkraft in circa 20 Jahren treffen. –
    Schließlich stimme ich Ihnen zu, wenn Sie schreiben, dass die Idee der gesetzlichen Renten zu ihrer Entstehung sicher eine geniale war. Die aktuelle demographische Entwicklung konnte sich damals allerdings wohl niemand vorstellen.

  2. Schade dass in ihrem enleitenden Text folgende Stelle einfach so dahin gestellt wurde: „obwohl wir doch alle wissen, dass die gesetzliche Rente nicht ausreichen wird“. Diese Aussage scheint auf den ersten Blick unverdächtig, ist sie aber nicht.
    Wenn sie sich nicht zum Helfershelfer falsch verstandener Altersvorsorge machen wollen sollten sie auf diese Formulierung verzichten. Stichwort privatwirtschaftliche Rente/Vorsorge ????? siehe Finanzkrise etc. Die gesetzliche Rente ist m.E. die beste Altershilfe die Finanzexperten je erdacht haben. Sie steht allerdings in voller Konkurenz zur agressiven Finanzwirtschaft.
    Wer jetzt noch nicht versteht was ich meine sollte sich z.B. mal auf nachdenkseiten.de umsehen.

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